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Ein sueßes Stueck vom Glueck

Ein sueßes Stueck vom Glueck

Titel: Ein sueßes Stueck vom Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Florand
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dass sie nicht gearbeitet hat«, sagte ihr Vater beleidigt. Die Gelegenheit, das Oberhaupt einer der weltweit finanzstärksten Firmen eingeschnappt erleben zu dürfen, gehörte zu den schönen Nebeneffekten der Zugehörigkeit zu einer eng verbundenen Milliardärsfamilie. In der Öffentlichkeit benahm ihr Vater sich nicht so. »Auch wenn es, um ehrlich zu sein, nicht der beste Zeitpunkt dafür ist. Ich wollte nur sicher sein, dass mit ihr alles in Ordnung ist. Es sieht ihr nun mal nicht ähnlich, nicht ans Telefon zu gehen oder sich nicht sofort um Probleme zu kümmern, sobald sie auftauchen. Sie weiß, dass ich ihre Meinung zu den Firenze-Brüdern hören will.«
    »Was hätte ihr passiert sein sollen?«, spottete ihr Großvater.
    »Ein Autounfall, eine Entführung, Lebensmittelvergiftung, ausgeraubt werden, stolpern und die Treppe hinunterfallen, den Kopf anschlagen, ohne dass sie jemand findet, bevor es zu spät ist, ein erboster französischer Chocolatier oder, am wahrscheinlichsten im Hinblick auf ihr Verhalten: das Gefängnis.«
    Ihr Großvater betrachtete seinen Sohn eingehend. »Vater zu sein ist ein hartes Los, was?«, fragte er mitfühlend.
    »Ja«, sagte Mack Corey entschieden, dem die wahre Bedeutung der Worte seines Vaters entging. Dieser gab ihm einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, aber sein Sohn sah nur verständnislos auf seine Schulter.
    Cade grinste und hatte auf eine eigenartige, persönlichkeitsspaltende Art Heimweh. Weil sie wirklich nicht nach Hause fahren wollte.
    Cade ging zum Louvre. Sie verbrachte den ganzen Nachmittag im Louvre. Sie stand staunend vor den geflügelten assyrischen Skulpturen. Sie wandelte zwischen den Italienern umher und versuchte sich zu erinnern, ob einer dieser Künstler die Syphilis gehabt hatte, und falls ja, ob sie persönlich sich dann beim Betrachten von just deren außerordentlicher künstlerischer Leistung nicht besser fühlen sollte. Vielleicht wäre sie drüben im Musée d’Orsay bei van Gogh besser aufgehoben.
    Sie verlief sich bei den ägyptischen Sarkophagen und irrte durch eintausend Jahre alte unterirdische Fundamente, bis sie schließlich wieder das Licht sah, das sanft durch die Pyramide in den Hof bis ins erste Untergeschoss fiel. Sie setzte sich mit gekreuzten Beinen auf eine der steinernen Bänke und saß dort fast wie ein Zen-Meister mindestens eine Stunde lang. Das Gemurmel der Leute, die durch den Innenhof kamen, umgab sie wie fließendes Wasser, als sie in die sanfte, lichte Blässe des Innenhofes und der großen Marmorstatuen eintauchte, die einmal in Parks gestanden hatten.
    Die Aufseher warfen ihr hin und wieder argwöhnische Blicke zu, was irgendwie lustig war. Bei Corey begegnete ihr niemand mit Argwohn. Vielleicht war sie durch ihren Abstieg in die Kriminalität und ihr Kamikaze-Benehmen von einer bestimmten Aura umgeben. Wenn es einen Platz gab, an dem eine Aura sichtbar werden konnte, dann an diesem außerordentlich stillen Ort. Abgesehen davon, dass die Aura eines jeden, der hier zu lang saß, von der Schönheit gereinigt wurde.
    Sie stellte sich vor, dass alle, die die Rolltreppe des Museums in den frischen novemberkalten Hof des Louvre hinauffuhren, von einer weißen Aura umgeben wurden. Und dass sie ihre alten Farben wieder annahmen, indem sie ihr Leben wieder aufnahmen.
    Sie überquerte gerade die Fußgängerbrücke mit den Holzbohlen, die Pont des Arts, gegenüber des Louvre, als ihr Telefon klingelte. »Isst du auch mal was anderes als Schokolade?«, fragte Sylvain. »Wo bist du? Weißt du, wie unbeständig du bist? Du brichst in meine Chocolaterie ein, du versuchst sie zu kaufen, du bestichst Leute – stimmt es, dass du dieser Frau für den Vormittag im Workshop dreißigtausend Dollar gezahlt hast? –, aber wenn ich dich einlade, rufst du nicht einmal zurück.«
    »Das mit den dreißigtausend Dollar war nicht geplant.« Es hatte in der Tat keinerlei intelligente Analyse möglicher Folgen gegeben, bevor sie der Fremden ihre Kreditkarte ausgehändigt hatte. »Was für eine Einladung?«
    »Ich habe dir heute Morgen eine Nachricht hinterlassen.«
    Wirklich? Bei bloßem Sex brauchte es keine Nachrichten. Das gehörte zu den Grundregeln. Ihr Daumen strich über die Rückseite des Handys. Ein Lächeln erschien auf ihren Lippen. »Woher hast du diese Nummer?«
    Je weiter der November voranschritt, desto früher wurde es dunkel, bemerkte sie. Um Cade herum gingen die Lichter an, als sie

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