Ein sueßes Stueck vom Glueck
telefonisch Blumen zu bestellen, um die Bekanntschaft mit ihrem Geld zu vertiefen.
»Hat dir nie jemand Pralinen geschenkt?«
Sie lachte. »Nein. Pralinen hat mir niemand geschenkt.«
Er schaute mitfühlend. »Das muss hart für dich gewesen sein. Sich immer Pralinen zu wünschen und wegen deiner Familie nie welche zu bekommen.«
Darin mochte ein klitzekleines Körnchen Wahrheit liegen, aber sie zog dennoch die Brauen zusammen, als sie ihn ansah.
Er ließ sein Messer ungefähr fünf Sekunden lang durch die Pilze sausen und setzte es dann gerade lange genug ab, um in der Tasche seiner Jacke, die er über einen Stuhl gehängt hatte, nach etwas zu angeln. Er zauberte die kleinste Schachtel seines Ladens hervor, die, die gerade einmal vier daumennagelgroßen Pralinen Platz bot, nahm den Deckel ab und hielt sie ihr hin.
Darin lagen vier schlichte, quadratische Schokoladentäfelchen, ganz ohne Dekoration. Sie ließ ihren Blick von ihnen auf die breite Hand wandern, die sie hielt, auf das kräftige Handgelenk, die glatten, dunklen Haare auf diesem starken Unterarm. Ihr Blick wanderte hinauf zu seinen Augen; sie hatten fast genau die Farbe der Schokolade und lächelten sie ein wenig an.
Für einen Moment war sie abgelenkt durch diese Augen und wollte nichts, als in diesem Augenblick der Ruhe in diese Augen zu sehen. Ihm schien diese Verzögerung nichts auszumachen, er sah sie an und hielt seine Hand weiter geduldig ausgestreckt.
Sie fuhr sich mit der Hand durchs Haar und betrachtete die Schokolade. Als sie in die erste hineinbiss, stellte sie fest, dass diese, wie könnte es anders sein, dunkel war, intensiv im Geschmack und mit einer zarten Zimtnote. Seit sie ihm gesagt hatte, dass sie Zimt mochte, spielte er damit.
»Was hältst du davon?«
Sie dachte, dass es ihm in der Tat so selbstverständlich wie das Atmen gelungen war, jeden anderen Mann, mit dem sie je ein Date oder geschlafen hatte, zu übertreffen.
Wie leicht fiel ihm das? War es ein Patentrezept, ein Verführungsritual? Sollte sie sich darüber überhaupt Gedanken machen oder einfach den Augenblick genießen?
Sein Lächeln verblasste angesichts ihres Schweigens. »Non?« Er schloss die Schachtel. »Es ist nur etwas, mit dem ich heute herumgespielt habe. Ich bin sicher, man muss noch weiter daran feilen.«
»Nein.« Sie schüttelte hilflos den Kopf. »Nein, daran muss man nicht mehr feilen.« Er war perfekt, so wie er war. Perfekt.
Sie wandte sich dem Fotoalbum zu und öffnete es als Selbstschutz wie aus großer Neugier gleichermaßen. Wie sahen persönliche Fotos von Sylvain, nicht die in den Zeitschriften, wohl aus?
Sie spürte die Handbewegung, die er in Richtung Album machte, als wolle er danach greifen, mehr, als dass sie sie sah. Er führte sie jedoch nicht zu Ende, sondern wandte sich stattdessen den Schalotten zu. Er zerkleinerte die kleinen Zwiebeln so fein und schnell, dass sie überzeugt war, er würde dabei einen Finger einbüßen.
Was er natürlich nicht tat. Er warf die Stückchen in eine Pfanne und bewegte die Hand wie von selbst in Richtung seines Bauches, als wollte er die Hände an einer Kochschürze abwischen, besann sich dann aber und strich sie an der Jeans ab.
Es war ein wenig erschreckend, wie sehr sie diese Finger liebte. Sie wollte, dass er damit noch andere Dinge tat, als sie um den Verstand zu bringen. Ihr Haar streicheln, mit ihren Fingern spielen, einen Spritzer von irgendwas von ihrer Wange wegwischen.
Sie sah wieder auf das Fotoalbum. »Wer hat das für dich gemacht?«
»Ma maman«, sagte er resigniert.
Allein die Erwähnung einer Mutter in Verbindung mit dem Mann, der sie gestern diese Treppen hinaufmanövriert hatte, ließ sie einen kleinen Satz machen, als ob die Frau hinter einer der verschlossenen Türen auftauchen könnte. »Wo lebt deine Mutter?«
»Sie und mein Vater sind vor ein paar Jahren, als sie in Rente gingen, in die Provence gezogen.«
Cades Schultern entspannten sich. Sie blätterte die Seiten durch, lächelte in Anbetracht der Babyfotos, der Bilder von fehlenden Zähnen und eines Fotos, das Sylvain im Alter von etwa fünf Jahren zeigte, das Gesicht voller Schokolade, worunter die Mutter mit Silberstift geschrieben hatte: Ça s’annonce bien. Das Album dokumentierte offensichtlich sein Leben. Er wurde als Kind geliebt, dachte sie.
Sie betrachtete ein Foto von ihm als Teenager. Er war also kein frühreifer Teenager gewesen. Als Siebzehnjähriger sah er schlaksig und linkisch aus, sein Haar fiel
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