Ein sueßes Versprechen
Heiratsantrag auf keinen übermäßigen Widerstand stieß.
Da Loretta nicht abgeneigt war, begann sie zu erzählen:
»Robert ist der Älteste. Er und seine Frau leben in London. Sie haben drei Kinder …«
Während sie das Leben ihrer drei verheirateten Geschwister beschrieb, standen sie ihr lebhaft vor Augen. Je mehr sie über sie sprach, desto mehr fiel ihr wieder ein, und je mehr sie zu erklären versuchte, desto mehr sah sie und begriff sie – desto klarer erkannte sie, was sie suchte.
Was sie vom Leben wollte. Von ihrem Ehemann, von ihrer Zukunft.
Was sie von Rafe wollte.
Niemand, der ihre verheirateten Geschwister und deren Gatten kannte, bezweifelte, dass sie mehr verband als bloße Zuneigung. Selbst Robert und Catherine hatten diese tiefere Verbindung.
Loretta hatte sich bis jetzt noch nicht einmal in Gedanken Rechenschaft darüber abgelegt, warum sie davor zurückscheute, sich Rafes Entschluss zu fügen, dass sie und er heiraten würden. Was sie davon abhielt, sich dieser Entscheidung zu stellen.
Ein Entscheidung, von der Rafe beharrlich behauptete, sie habe sie bereits getroffen.
Das hatte sie nicht, und egal, was er glaubte, sie hatte sehr wohl Alternativen.
Wenn sie nach dieser Reise nach London zu Robert und Catherine zurückkehrte und feststellte, dass der gesellschaftliche Druck, sich für einen Bewerber um ihre Hand zu entscheiden, zu groß war, würde sie einfach bei einer ihrer Schwestern auf dem Land Zuflucht suchen. Sie würden ihr Asyl bieten, und wenn sie auf dieser Reise eines gelernt hatte, dann, dass es ihr nicht an Rückgrat mangelte, wenn es darauf ankam. Es lag nicht in ihrer Natur, schwierig zu sein, wenn das, worum es ging, ihr nicht wichtig war, aber wenn doch … sie war sich sicher, dass sie dann handeln würde. Sie würde sich von der Gesellschaft zurückziehen, bis sie fünfundzwanzig war und damit offiziell eine alte Jungfer, ein Ladenhüter. Danach würde der Druck zu heiraten weitestgehend verschwinden, sodass sie so weitermachen konnte wie zuvor, ihre Artikel schreiben und sich wie bisher auch amüsieren und Tante für ihre Neffen und Nichten sein.
Sie war auch zuvor glücklich gewesen, und sie würde das auch wieder sein. Weniger glücklich, als ihre Schwestern und ihre Schwägerin es waren, aber sie würde sich in das Bett legen, das sie sich gemacht hatte, und zufrieden sein.
Es gab also eine Alternative für sie, die auf sie wartete, die sie sich nur nehmen musste, wenn sie wollte.
Bevor sie Rafe getroffen hatte, war diese Alternative ihre erste Wahl gewesen, die einzige Möglichkeit, die ihr offenstand. Jetzt hingegen … während sie sprach, musterte sie Rafe eindringlich. Er beugte sich vor, sog alles in sich auf, was sie sagte, stellte Fragen, die zeigten, dass er sich mit Geschwistern und ihrer Beziehung untereinander auskannte.
Sie betrachtete seine Augen, seine klaren Züge und gestand sich ein, dass ihre frühere erste Wahl nun eindeutig auf Platz zwei zurückgefallen war.
Was nun an erster Stelle stand, was ihr wichtigster Wunsch für die Zukunft war, war … eine Beziehung mit Rafe, die genau das Element enthielt, die tiefe innere Verbindung, die ihre Geschwister mit ihren Ehegatten teilten.
Das war es, was sie gesucht hatte – instinktiv, intuitiv – in ihrem Liebesakt. Einen Hinweis darauf, ein Anzeichen dafür, dass sie und er in sich die Zutaten hatten, die für dieses tiefere Band nötig waren. Sie wusste, was sie suchte, wurde Liebe genannt, aber dieses Wort beschrieb so viele verschiedene Gefühle und Reaktionen, dass es klüger schien, es nicht herauszufordern.
Und auch klüger, nach dem Beweis dafür zu suchen, dass es existierte. Oder auch nach den Schatten davon.
Daher begann sie zu suchen und war entschlossen, weiter zu suchen. Was sie gefunden hatte … war bislang wenig aufschlussreich. Was sie suchte, konnte da sein, in ihrem und seinem Herzen, aber sie besaß nicht genug Erfahrung, um sich sicher zu sein. Noch nicht.
Aber wenn da war, was sie suchte … wenn sie ihren Plan weiterverfolgte, sich der Aufgabe widmete, es herauszubekommen, es zu bestätigen, es dann zu nähren und zu schützen, wäre das die einzig vernünftige Vorgehensweise für sie.
Sie legte den Kopf schief und sah Rafe in die Augen.
»Was ist mit deinen Geschwistern? Sind sie verheiratet, haben sie ebenfalls Familien?«
Seine Lippen zuckten, und er lehnte sich in seinem Polsterstuhl zurück.
»Dem ist so, aber ich bin so lange fort gewesen … wieder zu
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