Ein sueßes Versprechen
berührten, sie aus seinem Griff glitt und sofort auf die Rückbank sank.
Rasch setzte er sich ihr gegenüber, prüfte die Ruder und schaute sich um. Nach vorn. In dem schwachen Licht konnte er die Gischt sehen, wo die Wellen sich am Ufer brachen, dann aber kam ein verhältnismäßig ruhiges Stück, wo es kaum Brandung zu geben schien – die Mündung von Hamford Water – und dann wieder mehr Gischt und Schaumkronen, wo die Wellen gegen die Felsen brandeten.
Er schaute hoch. Der Erste Maat stand an der Reling, spähte in die gleiche Richtung wie er, dann rief er Ned etwas zu, und sofort verlor das Schiff an Fahrt, und das Hauptsegel wurde schlaff.
Rafe schaute hinter sich auf das Verfolgerschiff. Vorhin hatte er sein Fernglas genommen, um es sich genauer anzusehen – was er jetzt bereute. Auf dem Schiff befanden sich nicht nur Sektenanhänger, sondern auch Assassinen. Sie würden ihnen auf jeden Fall nachsetzen, keine Frage.
Im Augenblick jedoch hatten Ned und seine Männer das Schiff schnell genug durch die Wellen gejagt, dass sie wenigstens eine Chance hatten, die Marschen zu erreichen. Danach würde sich Rafe auf seinen Verstand verlassen müssen, um den tödlich gefährlichen Verfolgern zu entkommen.
Das Schiff wurde immer langsamer.
Schließlich gab der Erste Maat den Befehl, und die Männer an den Winden begannen ihre Arbeit.
»Halt dich fest«, warnte Rafe Loretta. Sie umklammerte beide Seiten des Bootes, während es sich ruckartig und schaukelnd senkte, Stück für Stück, bis sie mit einem Aufklatschen im Wasser landeten.
Rasch lösten die Seeleute die Seile.
Mit einem Ruder stieß Rafe sie von dem Schiffsrumpf ab, dann hob er grüßend eine Hand.
»Danke! Und jetzt fort mit Ihnen!«
Er fasste die Ruder, beugte sich vor und begann mit kräftigen Zügen durch die Wellen zu rudern. Sobald das Beiboot ein Stück von dem Fischerboot entfernt war und aus dem Fahrwasser, erfasste die Strömung sie und trug sie in Richtung Land.
Sie hörte ein »Viel Glück!« übers Wasser. Loretta drehte sich um und hob zum Abschied die Hand.
Dann füllte der Wind wieder die Segel, und das Schiff entfernte sich, gewann rasch an Fahrt.
Loretta drehte sich in die andere Richtung und spähte durch die Dunkelheit zu ihren Verfolgern. »Sie kommen näher, aber ich glaube, sie werden langsamer.«
Rafe schaute auf und bestätigte ihre Beobachtung.
»Du musst zum Ufer schauen und mich leiten, damit ich rudern kann, ohne mich umzuschauen.«
Loretta blickte nach vorn und spähte an ihm vorbei zum Strand.
»Kannst du zur Linken den Turm sehen?«
»Ja, ein hoher runder Turm?«
»Das ist der Naze-Turm. Er muss links von uns sein, und wir müssen weiter nach rechts, wo das Wasser ruhiger ist – dort ist die Mündung, und es gibt keine Felsen, an denen sich die Brandung brechen kann. Kannst du es erkennen?«
»Ja.« Ihre Stimme wurde kräftiger. »Ich sehe es. Im Moment ist es fast genau direkt hinter dir.«
»Gut. Die Wellen werden mich vom Kurs abbringen, daher sag mir, in welche Richtung ich rudern muss, um diese Stelle zu erreichen.«
Er legte sich in die Riemen, während sie ihren Blick auf das Ufer gerichtet hielt, ihn immer wieder nach rechts dirigierte, um weiter auf die bestimmte Stelle zuzuhalten.
Weil sie aufs Ufer schaute und sich ganz darauf konzentrierte, sah sie das Schiff nicht, das ihnen gefolgt war – eine kleine Fregatte. Der Abstand wurde immer geringer, dann aber steuerte es jäh nach Süden und wurde ganz langsam, bis es fast zu stehen schien. Das war eindeutig ein Kapitän aus der Gegend, der sich mit den tückischen Riffen und Untiefen hier an der Mündung der Marschen auskannte.
Während er ruderte, betete Rafe, dass der Kapitän, der die Marschen kannte, die Sektenanhänger davon würde überzeugen können, dass es witzlos sei, ihnen zu folgen … aber dieses Gebet blieb unerhört. Durch die, je näher sie dem Ufer kamen, immer dichter aufspritzende Gischt sah er, wie zwei Ruderboote zu Wasser gelassen wurden – mit je zwei Sektenanhängern an den Rudern und einem Assassinen im Bug.
Im Geiste heftig fluchend, verdoppelte er seine Bemühungen.
Loretta korrigierte seinen Kurs erneut, und er lehnte sich zurück, zog die Ruder kraftvoll durch die Wellen, spürte das Nachgeben, den plötzlich nachlassenden Widerstand, als sie über die Linie fuhren, an der das Meer auf das ruhigere Wasser in den Marschen traf.
Eine letzte Welle erfasste das Boot, hob es an und schob es zwischen die flachen
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