Ein sueßes Versprechen
es gibt nichts außer Walton-on-the-Naze, um an Land zu gehen, und sie werden uns einholen, bevor wir das erreichen.«
»Wir fahren nicht so weit«, erklärte Rafe und reckte sich, spähte über das Dollbord zu dem Schiff vor ihnen, dann sank er wieder zurück und konzentrierte sich auf die Karte. »Sie müssen diesen Kurs einschlagen.« Er fuhr mit dem Finger über die Karte. »Lassen wir sie in dem Glauben, wir versuchten nach Süden zu entkommen, aber wenn Sie an der Mündung von Hamford Water sind, lassen Sie uns in einem Beiboot zu Wasser, und ich rudere uns an Land. Wenn wir näher am Ufer sind, wird die Brandung uns mitnehmen – da Flut ist, wird es nicht zu schwer sein. In der Zwischenzeit segeln Sie so schnell Sie nur können weiter und fort. Das Schiff wird uns folgen, nicht Ihnen. Entweder schaffen Sie es nach Walton, oder Sie halten wieder hinaus aufs Meer, was auch immer Ihnen sicherer erscheint.« Rafe reichte ihm den Beutel mit den Münzen, den Rest der vereinbarten Summe mit einem beträchtlichen Bonus, dann sah er noch einmal zu dem wartenden Schiff vor ihnen. »Wenn sie versuchen, dem Beiboot zu folgen, werden sie auf Grund laufen, daher wird es das Beste sein, was sie tun können, selbst ein Ruderboot zu bemannen und uns zu folgen.«
»Aber …« Neds Sorge war wieder klar zu erkennen. »Hamford Water ist Marschland. Wenn man durch die Mündung und hinter der Landzunge ist, findet man sich nur schwer zurecht.«
»Es sei denn, man hat einen Onkel, der passionierter Vogelliebhaber ist und einen früher jeden Sommer mit in die Gegend um Hamford Water geschleppt hat.« Rafe sah zu Loretta; der Ausdruck auf seinem Gesicht, in seinen Augen erinnerte sie daran, dass sein Spitzname Draufgänger war. Er grinste. »Ich hätte nie gedacht, dass ich Onkel Waldo nochmal dankbar sein würde.« Er schaute wieder zu Ned. »Aber dank der Ausflüge mit ihm finde ich mich Tag und Nacht zurecht.«
Ned zögerte, aber dann stimmte er dem Plan zu.
Loretta erhob keine Einwände. Ein Blick über das Dollbord zu dem näher kommenden Schiff – und den Gestalten mit den schwarzen Schals um den Kopf – reichte aus, um sie davon zu überzeugen, Neds Fischerboot zu verlassen, wann immer Rafe das Kommando dazu gab.
Die nächsten Minuten lang herrschte geschäftiges Treiben, während das Beiboot, das am Heck des Schiffes über dem Wasser vertäut war, auf die Steuerbordseite geholt und fertig gemacht wurde.
Loretta war gerührt von der Ernsthaftigkeit, mit der die jungen Seemänner bei der Arbeit waren, die dann alle an dem Versteck vorbeigingen, um sich respektvoll zu verabschieden und ihnen Glück zu wünschen.
Dann rief Ned, der sich ans Ruder zurückbegeben hatte und das nahende Schiff beobachtete, eine Warnung und riss das Steuerrad nach links.
Der Bug der Molly Ann wandte sich in die neue Richtung. Das Segel schlug um und wurde sogleich neu ausgerichtet, blähte sich wieder, und sie nahmen wieder Fahrt auf.
»Komm!« Rafe fasste Loretta an der Hand und half ihr aus dem engen Versteck. »Wir müssen uns bereit machen, ins Beiboot zu steigen.«
Es war schon fast dunkel, als Rafe sich über die Reling in das Beiboot schwang, das über den Wellen schaukelte, durch die sie pflügten.
Er hielt sich an der Seite des kleinen Bootes fest, wartete, bis das Schaukeln nachließ und stellte sich dann breitbeinig hin und griff nach oben, während die Besatzung ihm seine Tasche und Lorettas Stickbeutel reichten. Er verstaute beides unter dem Sitzbrett, dann stemmte er sich mit den Knien gegen die Kante der Bank und hob die Arme, um Loretta zu sich herunterzuheben.
Es war ein gefährliches Manöver, solange das Boot unter vollen Segeln fuhr und bei jeder größeren Welle hüpfte, aber ihnen blieb nichts anderes übrig. Es war viel besser, sie stellten sich dem hier als den Sektenanhängern auf dem Schiff, das immer weiter zu ihnen aufschloss.
Rafe hielt ihr die Arme hin und wartete, bis Loretta von einem Mitglied der Besatzung über die Reling gehoben wurde. Der Mann hielt sie, bis sie mit den Füßen auf dem äußeren Rand des Decks außen auf dem Schiffsrumpf stand, und erst als sie die Reling umklammerte, ließ er sie vorsichtig los. Dort hing sie einen Moment und schaute Rafe an.
»Komm, Süße. Ich fange dich auf.«
Sie lehnte sich vor und ließ sich fallen. Rafe fing sie, wankte kurz, aber es gelang ihm, sie auf die Füße zu stellen. Er hörte ihr erleichtertes Aufatmen, als ihre Füße endlich den Boden
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