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Ein sueßes Versprechen

Ein sueßes Versprechen

Titel: Ein sueßes Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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besser mit ihrem eisigen Blick durchbohren zu können. In ihrem Gesicht zeigte sich keine Spur eines Gefühls. Ihre Stimme war ebenso ausdruckslos – nicht einmal kalt, sondern einfach absolut gefühllos, als sie sagte:
    »Sie werden mir den Brief geben, damit Sie nicht zusehen müssen, wie Saleem Miss Michelmarsh hier foltert. Er ist wirklich talentiert auf dem Gebiet und liebt seine Arbeit.« Ein kurzer Blick zu Saleem, ein Anflug von Billigung, dann sah sie wieder Rafe an. »Es gibt niemanden, der ihre Schreie hört … oder Ihre. Falls Sie es noch nicht verstanden haben, der Gasthof ist in unserer Hand.«
    Loretta starrte die Frau an, nicht so sehr vor Schreck als eher vor Unglauben.
    »Sie sind wirklich die Schwarze Kobra.«
    Die Frau blickte kurz in ihre Richtung.
    »Das war ich immer schon.«
    Es war ein Kampf, aber als die Schwarze Kobra ihn wieder anschaute, gelang es Rafe, seinen Zorn zu zähmen, den ihre Worte in ihm heraufbeschworen hatten. Mit zusammengebissenen Zähnen gab er sich den Anschein, als müsse er überlegen, dann ging er das Wagnis ein – ein gefährliches Spiel, aber es war es wert, alles auf eine Karte zu setzen.
    »Diese Antwort kann in Indien funktionieren, aber Sie sind weit entfernt von der Sicherheit, die Ihnen dort gewährt wird. Und Sie haben Ferrar bereits verloren. Wenn Sie solche Taktiken hier ausprobieren, wird man Sie jagen, und diejenigen, die sich hier in England bereits an Ihre Fersen geheftet haben, sind wesentlich mächtiger als alle Gegner, mit denen Sie es bislang zu tun hatten. Sie sind mächtig genug, Sie zu hetzen, bis sie Sie gestellt haben.«
    Weil er danach suchte, bemerkte er ihre Reaktion – ein Flackern von Unsicherheit, das ganz flüchtig ihre gottgleiche Selbstsicherheit erschütterte. Nachdem sie ihn einen Augenblick gemustert hatte, lehnte sie sich wieder in die Kissen zurück, aber diesmal mit aufgesetzter Lässigkeit. Seine Worte hatten einen Nerv getroffen.
    »Was schlagen Sie vor, Captain?«
    »Ich denke …« Er schaute zu Loretta, dann wieder zur Schwarzen Kobra. Zwei konnten auf dieser Bühne spielen. »Ich schlage vor, dass ich Ihnen den Brief unter der Bedingung übergebe, dass Sie schwören, uns unversehrt gehen zu lassen, uns und alle anderen im Gasthof, die nicht zu Ihnen gehören. Meinetwegen können Sie uns fesseln. Wenn Sie meinem Rat folgen, brauchen Sie nicht zu fürchten, dass man Sie verfolgt. Sobald der Brief vernichtet ist, werden Sie es allen praktisch unmöglich machen, etwas gegen Sie vorzubringen, was vor Gericht standhält. Ohne den Brief und damit ohne den Beweis für irgendein schwerwiegendes Verbrechen, das hier in England begangen wurde, könnte niemand die Unterstützung erhalten, die für ein Vorgehen gegen Sie benötigt würde – das würde auch die Macht derer übersteigen, die gegenwärtig gegen Sie Stellung bezogen haben.
    Wenn Sie den Brief nehmen und uns unversehrt hier zurücklassen, wird es Ihnen möglich sein, unangetastet durch das Netz zu schlüpfen, das diese mächtigen Männer bereithalten und über Sie werfen wollen, um Sie darin zu fangen.«
    Er hatte recht. Das konnte er an dem Anflug von Nachdenklichkeit in ihrem Blick sehen. Sie fürchtete, gefangen genommen zu werden, war aber nicht gewillt, das zu verlieren, was für sie ein Spiel war – besonders eines, das sie gegen mächtige Männer spielte. Sie war wie Ferrar, bis auf den Grund ihrer Seele. Sie sehnte sich nach Macht, sehnte sich nach Anerkennung ihrer Überlegenheit.
    Wenn er sie überzeugen könnte … er wagte einen weiteren Wurf.
    »Selbst Ihren Vater würde es freuen … wenn Sie so geschickt durch die Maschen schlüpfen.«
    Ihre Augen glitzerten; dieser Pfeil hatte sein Ziel gefunden.
    Ein langer spannungsgeladener Moment verstrich, dann nickte sie.
    »Nun gut, Captain. Ich erkläre mich mit Ihren Bedingungen einverstanden. Geben Sie mir den Brief, und ich willige ein, Miss Michelmarsh und Sie sowie die Familie des Wirtes hier am Leben zu lassen.«
    »Uns alle hier unversehrt zu lassen.« Er wollte ihr den Brief geben, aber er durfte sein Einlenken nicht zu leicht aussehen lassen. Er musste dafür sorgen, dass die anderen draußen sehen konnten, wie er den Brief direkt ihr gab, das war das eindeutigste Zeichen, das er ihnen geben konnte, dass sie der Feind war, den sie so lange gesucht hatten. Aber sie war zu gerissen, als dass er es ihr zu leicht machen durfte. Er musste ihr ein Versprechen abringen, das es wert war, angenommen zu werden.

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