Ein sueßes Versprechen
klingen zu lassen, als glaubte man selbst daran. Bei Roscoe gab es nicht den geringsten Zweifel daran, dass er jedes Wort meinte, das er sagte.
Mannings Lage war aussichtslos, und das wusste er. Ohne den Blick von Roscoes Gesicht zu wenden, nickte er.
»Ich werde meinen Schreiber die notwendigen Papiere aufsetzen lassen.«
Roscoe lächelte billigend.
»Ausgezeichnet.« Er schaute Rafe an, dann Gabriel. »Ich glaube, von hier an kann ich übernehmen.« Er blickte zu Manning, während Rafe und Gabriel sich erhoben. »Und ich glaube, Sie können Lady Congreve davon in Kenntnis setzen, dass Manning hier alles Interesse an ihrem Gesundheitszustand verloren hat, da er sich um seinen eigenen weitaus mehr Sorgen macht. Stimmt das nicht, Manning?«
»Ja. Ich meine …« Manning atmete mühsam ein. »Ich hatte nie irgendein Interesse an dem Gesundheitszustand Ihrer Ladyschaft, und ich habe auch jetzt keines.«
Rafe lächelte.
»Ausgezeichnet. Ich bin sicher, das zu erfahren, freut sie sehr.« Mit einem Nicken zu Roscoe ging er zur Tür.
Gabriel folgte ihm aus dem Zimmer, die Treppe hinab und zur Haustür hinaus. Auf dem Gehweg blieb er stehen und hielt Rafe seine Hand hin.
»Alles in allem sauber gelöst, dieses Problem. Ich habe schon Gerüchte gehört, dass Roscoe sich auch in nicht gewinnorientierten Geschäften engagiert. Aber der Mann schätzt jedenfalls seine Privatsphäre. Aber immerhin können Sie Lady Congreve sagen, das Argyle Investments nun einen neuen Teilhaber hat, der zudem ein sehr fähiger Beschützer ist.«
Rafe schüttelte ihm die Hand und nickte.
»Danke für die Hilfe.«
Gabriel lächelte.
»Dazu sind Freunde ja da.«
Sie grinsten, hoben grüßend die Hand und trennten sich dann. Rafe ging in die eine Richtung zur wartenden Kutsche und Gabriel in die entgegengesetzte.
Loretta beugte sich vor, als Rafe den Kutschenschlag öffnete und einstieg.
»Und? Wie ist es gegangen? Was ist passiert?«
Immer noch grinsend, schloss Rafe die Tür, ließ sich auf die Sitzbank neben sie fallen, zog sie an sich und küsste sie.
Dann erzählte er ihr alles und fügte zum Schluss noch hinzu, dass sie einen Brief an Esme nach Bingen schicken mussten, damit sie erfuhr, dass sie heimkehren konnte.
»Gott sei Dank.« Loretta lehnte sich gegen seine Schulter und genoss es, in seinen Armen zu sein. »In einem Monat ungefähr kann sie zu Hause sein, gerade rechtzeitig für unsere Hochzeit.« Sie schaute Rafe in die Augen. »Ohne sie hätte ich nicht heiraten wollen.«
Rafe lachte.
»Und ich würde es nie wagen.«
Die Kutsche bog nach Mayfair ein. Er blickte nach unten und sah einen nachdenklichen Ausdruck auf Lorettas Gesicht.
»Was ist?«
Sie sah auf und lächelte.
»Ich habe mir nur gerade vorgestellt – oder besser versucht, mir vorzustellen –, wie das nächste Treffen der Anteilseigner von Argyle Investments wohl abläuft. Was, denkst du, passiert, wenn Roscoe und Esme das erste Mal aufeinandertreffen?«
Rafe dachte nach und sagte dann:
»Ich denke, sie werden sich ausgezeichnet verstehen.«
Loretta nickte.
»Esme hält von Regeln wenig. Ich denke, bei Roscoe wird das nicht anders sein.«
Rafe dachte an Roscoe und Esme und dann an beide zusammen. Er grinste.
»Ich vermute fast, die anderen Besitzer sind es, denen unruhige Zeiten ins Haus stehen.«
29. Mai 1823
London
Alexandra Millicent Campbell, geborene Middleton, die Dame, die als Schwarze Kobra berühmt geworden war, wurde am Nachmittag dieses Tages gehängt.
Keiner der vier ehemaligen Offiziere, die entscheidend zu ihrer Enttarnung und ihrem Niedergang beigetragen hatten, wohnte ihrer Hinrichtung bei.
Sie waren viel zu sehr mit ihren Frauen beschäftigt.
Ihr Verzicht war wohlüberlegt. Sie hatten darüber gesprochen, und hatten alle gemeinsam und jeder für sich entschieden, dass es ihnen nichts bringen würde, die Hinrichtung zu sehen. Ihr Beitrag zu der Legende der Schwarzen Kobra war am zweiundzwanzigsten Dezember beendet gewesen. Seitdem hatten sie sich dem Aufbau ihres neuen Lebens zugewandt.
Keiner von ihnen sah irgendeine Notwendigkeit, sich mit der Vergangenheit zu befassen.
Dennoch war es ihnen nicht gelungen, der öffentlichen Aufmerksamkeit ganz zu entgehen.
Die Nachricht von der Verhaftung einer englischen Adligen wegen unsäglicher Verbrechen in Indien und England hatte im Januar die Runde gemacht. Die Zeitungen hatten sich mit Begeisterung auf die Geschichte gestürzt. Die ersten Berichte waren so hysterisch gewesen,
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