Ein sueßes Versprechen
Gibson und Rose zur Tür.
Im Foyer richteten die Frauen ihre Umhänge und Mäntel, strafften die Schultern und traten hoch erhobenen Hauptes aus der Kirche, wo ihre beiden Fahrer mit den Wagen warteten. Sie hatten nichts von den dramatischen Ereignissen mitbekommen.
Esme machte eine Bemerkung über den Altar, während Rafe ihr beim Einsteigen half. Loretta antwortete darauf, ebenso gelassen.
Einmal mehr dem Himmel für vernünftige Frauen dankend, gesellte sich Rafe zu ihnen. Eine Minute später waren sie auf dem Rückweg den Berg hinab und zu ihrem Schiff.
Rafe entspannte sich erst wieder, als alle an Bord der Uray Princep waren. Er brachte die Damen noch zu ihrer Kabine; auch wenn es den Anschein hatte, als habe sie alles gut verkraftet, vermutete er, dass Esme Ruhe brauchte, um sich zu erholen.
Loretta schien der gleichen Ansicht zu sein. Alle Zurückhaltung war längst von ihr abgefallen; sie wachte wie eine Tigermutter über ihr Junges über ihre Großtante. Fürsorglich half sie ihr durch die Tür in die Kabine.
Gibson und Rose waren schon vorausgegangen. Als sie sich umdrehte, um die Kabinentür zu schließen, blickte Loretta Rafe an.
»Danke.«
Er nickte, schien aber irgendwie abgelenkt und wandte sich bereits ab.
Sie begann gerade, die Tür zuzuziehen, als sie sah, wie er seinen linken Oberarm betrachtete. Er fasste den Ärmel und versuchte den Stoff anzuheben, dabei zuckte er zusammen.
Mit zusammengezogenen Brauen hielt sie inne und schaute genauer hin.
»Gütiger Himmel!« Sie stieß die Tür wieder ganz auf. »Sie sind verwundet.«
Der Schnitt war hinten auf seinem Oberarm, daher hatte sie auch den Riss im Stoff nicht bemerkt, und der dunkle Stoff seines Rockes verhinderte, dass der Blutfleck, der sich gebildet hatte, auffiel.
Sie fasste ihn am Ellbogen und hob seinen Arm an, um besser sehen zu können. Nachdem sie den Schaden begutachtet hatte, presste sie die Lippen zusammen.
»Das muss versorgt werden. Kommen Sie herein und setzen Sie sich.«
Sie zog an seinem unversehrten Arm, aber er rührte sich nicht.
»So wild ist es nicht. Ich bin ja nicht schwer verwundet. Ich schaffe das schon.«
Sie schaute auf und kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen.
»Wie denn? Sie kommen ja gar nicht an die Stelle ran, Sie können sie noch nicht einmal richtig sehen.«
Rafe hasste es abgrundtief, umsorgt zu werden. Die Schuld daran gab er seiner Mutter und seinen älteren Schwestern. Er fing Lorettas Blick auf, hatte schon eine flapsige Antwort auf der Zunge.
Ihr Gesichtsausdruck ließ ihn innehalten.
Aus dem Ausdruck in ihren Augen zu schließen und der Art und Weise, wie sie ihr Kinn reckte, galt der ausgeprägte Beschützerinstinkt, den sie zuvor gegenüber Esme gezeigt hatte, nun ihm.
Wie um das zu bekräftigen, verlangte sie knapp:
»Widersprechen Sie nicht.« Sie hob den Kopf und fasste seinen Ellbogen fester. »Jetzt kommen Sie herein.«
Rose kehrte zur Tür zurück, sie hatte gehört, was sie sprachen. Mit besorgter Miene hielt sie die Tür weit auf.
Rafe wurde in die Kabine gezogen und in den Salon und auf den Platz vor dem Fenster genötigt.
»Eine Schüssel mit Wasser und ein paar Handtücher«, verlangte Loretta. »Wir müssen den Stoff von Hemd und Rock durchnässen, damit er sich von der Wunde löst.«
Sie machten sich an ihm zu schaffen, und Rose ging, das Verlangte zu holen, während Gibson kam, um sich mit Loretta zu beraten. Esme ruhte unterdessen auf dem Bett in ihrer Kabine, verfolgte von da aus ihr Treiben und gab Anweisungen.
Als sie ihn schließlich von seinem Rock befreit hatten, wäre er am liebsten aufgesprungen und weggelaufen.
»Hassan und die Mannschaft können mir helfen …«
»Halten Sie den Mund.« Loretta blickte nicht einmal auf von ihrer Beschäftigung; sie bearbeitete das getrocknete Blut um den Schnitt in seinem Hemd mit einem feuchten Handtuch. »Sie haben uns gerettet, dafür versorgen wir jetzt Ihre Wunde.«
Er schaute zu Rose und Gibson und schließlich mit allerdings wenig Hoffnung auch zu Esme, aber sie wirkten alle so grimmig entschlossen wie Loretta.
Er musste sich aufrecht hinsetzen und sie gewähren lassen.
Hassan kam, um nach ihm zu sehen. Rafe versuchte ihn als Unterstützer zu gewinnen, um von dort zu entkommen, aber die Frauen wollten davon nichts wissen. Sein loyaler Diener und Freund grinste und ging, er lieferte ihn skrupellos ihrer Gnade aus.
Nachdem der Stoff aufgeweicht und von der Wunde gelöst war, trennten sie den Saum
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