Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Tag im Maerz

Ein Tag im Maerz

Titel: Ein Tag im Maerz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Thompson
Vom Netzwerk:
dämpfte er das Licht, und einen Augenblick lang wurde Bryony wieder panisch. Adam wusste nichts von Max. Wenn er sie mochte, war es durchaus denkbar, dass er einen Annäherungsversuch machte. Er war solo, sie war   … solo. Doch vielleicht hatte sie nicht richtig gehört, Salems Bemerkungen falsch verstanden. Sie hoffte es sehr.
    Adam schenkte großzügig Wein ein und reichte Bryony ein Glas. Als sie es annahm, glänzte ihr dunkelroter Nagellack in dem schwachen Licht. Sie setzte sich auf den Teppich.
    »Du kannst einen Sessel haben«, sagte Adam. »Kostet nicht extra.«
    »Nein, danke. Ich mag es hier.« Sie schlug die Beine unter und kostete den Wein.
    »Gut«, gab Adam nach, und setzte sich ihr gegenüber.
    Er war direkt. Selbstbewusster als sie es sich ursprünglich vorgestellt hatte. Während sie sein markantes Gesicht musterte, begriff sie, dass er genau die Sorte Mann war, auf die sie in der Vergangenheit hereingefallen wäre. In der Kategorie Aussehen hatte er jedenfalls Glück gehabt, so viel stand fest.
    Ein paar Augenblicke herrschte Schweigen, und Bryony wurde klar, dass der Abend auf der Kippe stand. Er konnte unbeholfen, gedämpft und gezwungen verlaufen. Er konnte mit einem verzweifelten Kuss enden, und sie war sich nicht einmal sicher, wer dazu die Initiative ergreifen würde. Doch sie brauchte Adam als Freund. Mehr nicht.
    Am Ende wurde sie angenehm überrascht. Zwei Stunden verflogen wie Sekunden, und ehe sie es sich versah, hatte sie sich vollkommen entspannt. Sie sangen zu Hall & Oates, während Adam so schlecht auf der Gitarre spielte, dass Bryony sich fast an ihrem Wein verschluckt hätte. Der Sound der Achtzigerhallte durch die Wohnung, und irgendwann stolzierte sie in dem kleinen Zimmer herum, hielt das Glas fest und sang laut. Sie mussten wirken wie zwei Verrückte, doch genau solch ein Vergnügen hatte Bryony bitter nötig. Adam schien sich nicht allzu ernst zu nehmen und hatte eine gute Singstimme, auch wenn sein Gitarrenspiel einiges zu wünschen übrig ließ.
    Es war lange her, dass Bryony so unbeschwert gelacht hatte, und mehrere Stunden vergingen, in denen sie nur ein- oder zweimal an Max dachte. Als sie das bemerkte, traf es sie wie ein Schock, denn normalerweise lebte sie mit einem Abdruck von ihm in ihrem Bewusstsein, wohin sie auch ging.
    Ihr wurde klar, wie anstrengend es war, jemanden so sehr zu vermissen.
    Als das nächste Lied zu Ende war, lehnte Adam atemlos die Gitarre an die Wand. »Also, erzähl mal«, sagte er mit einem schalkhaften Funkeln in den Augen. »Es wird Zeit, zu den saftigen Details zu kommen. Ex-Freunde«, sagte er und rieb sich in die Hände.
    Bryony begriff, wie viel sie getrunken hatte, als der Raum unvermittelt vor ihr schwankte. Sie hoffte, sie würde ihr Geheimnis nicht ausplaudern. Die Musik im Hintergrund schien leiser zu werden, und Max’ Gesicht zuckte vor ihren Augen auf. »Na ja, das Übliche. Ich hatte eine langfristige Beziehung und bin vorher mit ein paar Typen gegangen. Es war nur nie   … äh   …«
    »Was für die Ewigkeit?«
    »Ja, das könnte man sagen   … Aber erzähl doch etwas von dir! Als wir zuletzt darüber sprachen, klang es so dramatisch«, bat Bryony. Irgendwie hatte sie es geschafft davonzukommen und so gut wie nichts preiszugeben.
    Eine große Kerze, die zwischen ihnen auf dem Boden stand, flackerte leicht, und Adam trank einen Schluck Wein. »Na ja   … Ich hatte kein großes Glück mit Beziehungen«, begann er undverzog das Gesicht. »Ich bin ein paar Mal betrogen worden, und seitdem habe ich Schwierigkeiten mit dem Vertrauen. Es ist schon erstaunlich, wie sehr es einen trifft.«
    Adams Gesichtsausdruck war von ungeschminkter Aufrichtigkeit. Das mochte Bryony so an ihm. Er war bodenständig und ehrlich; ein Mensch, der sich nicht für das schämte, was früher gewesen war. Bryony fragte sich, wer so blöd sein konnte, ihn zu betrügen, und einen Moment lang wünschte sie sich, ihr Herz wäre nicht in eine Million winzige Splitter zerbrochen. Sie wünschte, sie wäre eine normale alleinstehende junge Frau, die ihn in einer Bar kennengelernt hatte.
    Sie wünschte sich, die Liebe ihres Lebens wäre nicht wahllos auf dem Nachhauseweg vor einer U-Bahn-Station erschossen worden.
    »Das tut mir leid«, brachte Bryony hervor und fuhr sich durchs Haar, das ihr über die Finger strich, ehe es wieder locker auf ihre Schultern fiel.
    Adam fiel keine Antwort ein, und er zog den Finger durch die Kerzenflamme, so schnell, dass er

Weitere Kostenlose Bücher