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Ein Tag im Maerz

Ein Tag im Maerz

Titel: Ein Tag im Maerz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Thompson
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geworden war. Das machte ihr nichts aus   … sie brauchte dringend einen Retter und wusste, dass er dafür der Richtige war. Sie brauchte ihn wirklich, doch insgeheim hoffte sie, dass er eines Tages eine neue Freundin fand und ihre Freundschaft an ihr natürliches Ende gelangte, ohne weiter diesen verwirrenden Weg hinunterzustolpern.
    »Du bist wirklich ein trübsinniger, grüblerischer Mensch, was?«, hatte Adam sie eines Nachmittags gefragt, als der Regen an den Küchenfenstern hinunterlief.
    »Ja, so war ich schon immer«, hatte sie erwidert   – eine faustdicke Lüge.
    Trotz eines Benehmens, das an I-Aah aus Winnie Pu erinnerte, und ihres ständigen Trübsalblasens schien Adam ihre Gesellschaft zu genießen. Fast war es, als trage er I-Aah als Stofftier auf der Kirmes mit sich herum, wo es mürrisch und leer auf die Karussells und die vielen Lichter starrte. Dennoch wollte er sie so oft sehen, wie er konnte; Bryony wusste nicht, wieso, und es kam ihr vor, als könnte er genauso gut Zeit mit einer Regenwolke verbringen.
    Bryony dachte an Adam, als sie im Gemeindezentrum darauf wartete, dass die Sitzung der Gesprächsgruppe Trauer und Verlust begann. Sie dachte an die Dinge, die sie geplant hatten, darunter eine Reise durch ganz Europa, aber auch, gekaufte Soßen ganz aufzugeben und Currys von Grund auf selbst zuzubereiten.
    »Hallo, Mel, wie geht es dir heute?«, fragte Sol. Sie zuckte zusammen, als er ihre Gedanken unterbrach.
    »Nicht so gut«, erwiderte sie, ehe sie sich versah. Sie blickte auf die Gesichter, die sie nun schon mehrmals studiert hatteund nicht mehr fürchtete. Immerhin hatten sie hier alle etwas gemeinsam.
    »Kannst du uns sagen, wieso?«, fragte Sol. Er saß mit untergeschlagenen Beinen auf dem Boden. Heute stand auf seinem T-Shirt: »Lächeln ist gut.« Bryony verübelte ihm das Shirt und seine simple Botschaft.
    »Äh, ich würde lieber nicht so genau sagen, wieso, aber ich denke über etwas nach, das ich heute ansprechen wollte   … Ist es nicht merkwürdig, dass ich es vermeiden konnte, ich meine, komplett vermeiden konnte, irgendetwas über die Person zu erfahren, die meinen Freund ermordet hat?«
    Da war es. Alles kam wieder heraus. Bryony hatte nicht geplant, es auszusprechen, aber das schien hier allgemein der Trend zu sein. Wenn die Leute hereinkamen, waren sie verschlossen wie eine Auster, doch irgendetwas an der Atmosphäre ließ sie ihr Herz ausschütten, in dem sie ihre Geheimnisse vor der Außenwelt verborgen hatten. In diesem langweiligen, mottenzerfressenen Raum kamen ihnen die Dinge, die sie hinter einem langen Pony oder einer Zeitung im Zug versteckten, so einfach über die Lippen, wie eine Garnrolle sich abrollt.
    »Wie hast du das geschafft?«, meldete sich Mai.
    Bryony atmete tief durch und stellte sich kurz die gleiche Frage. Leicht war es nicht gewesen. Sie hatte sich auf lange, alle Kleinigkeiten aufgreifende, konfuse Gespräche mit Menschen, die ihr nahestanden, einlassen müssen, in Cafés Lippen mit dem Finger verschließen müssen, wenn die Information, die sie am meisten fürchtete, hervorzubrechen und sie zu finden drohte.
    »Ich habe einfach die Artikel darüber nicht gelesen. Ich habe meinem Freundeskreis und Familie klargemacht, dass ich nichts wissen will, und auch der Polizei und den Betreuern und den Journalisten. Ich habe die Regeln aufgestellt, und die Leute haben sie respektiert. Ich habe einer Lokalzeitung ein Interviewgegeben, eine Story zum Andenken meines Freundes, und ich bin nie zur Gerichtsverhandlung gegangen. Und dann hoffte ich, ich käme dahin, wo mein Freund mir nicht ins Gedächtnis eingeprägt ist und ich mich nur auf sein Andenken konzentrieren kann   … Aber ist das nicht merkwürdig?«
    Bryony hatte in letzter Zeit viel darüber nachgedacht, dass nicht viele Menschen es taten. Was sie getan hatte. Eine Angst vor der Person entwickeln, die ihnen alles genommen hatte. Eine so starke Angst, dass es zu einer Besessenheit geworden war, diese Person aus dem Kopf zu bekommen, und infolgedessen ständig an diese Person zu denken   …
    »Es ist ungewöhnlich.« Sol rutschte ein wenig auf seinem Hintern hin und her, damit er es bequemer hatte.
    »Ich finde es wirklich erstaunlich. Willst du denn nicht jemanden hassen, jemandem die Schuld geben?«, fragte Sharon.
    »Versteht mich nicht falsch, ich hasse den, der das getan hat«, entgegnete Bryony mit einem müden Lächeln. »Aber ich will nicht wissen, wie er aussieht oder wie seine Stimme

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