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Ein Tag im Maerz

Ein Tag im Maerz

Titel: Ein Tag im Maerz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Thompson
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fristete.
    Natürlich sprach niemand es aus.
    »Ich habe mir darüber Sorgen gemacht, aber ich wollte nichts sagen«, erwiderte er im Schmollton und kniff die Augen fest zusammen, was seine blassen Lider mit Falten überzog.
    Rachel atmete tief ein und stieß die Luft als lautes Seufzenaus. »Hast du dir schon mal überlegt, dich mit jemandem zu unterhalten, der schon ein bisschen länger im Geschäft ist? In der Welt der Comedy müssen doch alle mal Tiefen und Höhen erleben. Menschen begehen Fehler, die viel schlimmer sind als deiner, und kommen wieder auf die Beine.« Sie blickte aus dem kleinen Fenster. Es stand einen Spalt weit offen, und ein kühler Luftzug wehte in das Zimmer, das sie sich teilten.
    »Das will ich nicht.«
    »Wieso?«
    »Weil es peinlich ist. Ich habe es vermasselt, aber richtig.«
    Rachel begriff einfach nicht, dass die Ängste ihres Freundes so oft fest und hartnäckig seinem Erfolg, seiner Entwicklung und der Vernunft im Wege standen.
    »Und, was willst du machen? Weiter im Bett liegen und jammern?«, erwiderte sie, dann ging ihr auf, dass das vielleicht nicht die butterweiche Behandlung war, nach der er sich sehnte.
    Richard fuhr bei ihren Worten zusammen und drehte sich um, sodass er ihr den Rücken zukehrte; seine Rippen bewegten sich heftig auf und ab. Sie spürte, wie die Wut in ihm kochte. Auf einem Baum vor dem Schlafzimmerfenster sang lauthals ein Vogel. Er hatte die Krallen um einen dicken Zweig geschlossen und streckte immer wieder die Flügel aus, um das Gleichgewicht zu wahren. »Ruhe!«, brüllte Richard plötzlich das Tierchen an, das erschrocken davonflatterte.
    Rachel war so erschrocken über sein Gebrüll und die fiese Art, wie er seinen Zorn an einem Vogel ausließ, dass sie ihm fest auf den Arm schlug.
    »Diese Scheißvögel sind hier immer und wecken mich mit ihrem verfickten Geträller«, sagte er schmollend, zog ein schweres Federkissen unter seinem Kopf hervor und presste es sich auf die Ohren. Im nächsten Moment schaltete sich der Radiowecker auf seinem Nachttisch ein und spielte Lady Gagas Bad Romance . Richards Hand schoss aus dem Bettzeug hervor und knallte auf den Aus-Knopf. Ein Wasserglas wackelte, aber es fiel nicht.
    Rachel blickte Richard an und sah einen kleinen Jungen.
    Die Superman-Bettwäsche war ein Versuch, cool und ein bisschen retro zu sein, genau wie viele andere Dinge in seinem Haus: die merkwürdig geformten Designersessel, die er sich von seinem ersten sechsstelligen Honorarscheck gekauft hatte, die Lampe, die der Schwerkraft trotzte und sich von der Putzfrau kaum reinigen ließ, und das Bücherregal, das gleich am ersten Tag zusammengebrochen war und dabei einen 42-Zoll-Fernseher zerschmettert hatte. Doch nun, als sie ihn und seine gut aussehende Gestalt unter der Superman-Bettdecke betrachtete, begriff sie, dass sie symptomatisch waren für seine Beziehung zur Welt. Bevor er erwachsen war, lag noch ein langer Weg vor ihm.
    »Na, Rachey, Baby, ich will nicht unhöflich sein, aber warum kehrst du nicht vor deiner eigenen Tür?«, fragte er in gedämpftem Ton unter dem Kissen her.
    Rachels Blut begann zu kochen und durch ihre Adern zu zischen. Sie lag im Bett des Mannes, der sich um sie kümmern sollte, aber sie musste zugeben, dass sie auch deswegen so wütend war, weil sie tief in sich drin wusste, dass sie eigentlich gar nicht hierhergehörte.
    Richard hatte langsam, aber deutlich klargemacht, dass er sie nicht um sich haben wollte. Er wollte nicht, dass sie sein Badezimmer mit »Dutzenden verschiedenen Duschgels und Feuchtigkeitslotionen überschwemmte« und mit sorgsam ausgesuchten Kleidern aus den besseren Boutiquen der City »die Schränke vollstopfte«.
    Sie empfand rasende Wut, als sie an ihr altes Zuhause zurückdachte, seine große, vertraute Wendeltreppe in Eierschalenweiß   – und daran, dass ihre Adoptiveltern nicht versucht hatten,sie zu erreichen, seit sie hinausgestürmt war. Sie gehörte wohl nicht dorthin, dachte sie und stellte sich Rita und Edward vor, wie sie Spargelspitzen aßen und Wein tranken und vollkommen glücklich waren ohne sie   …
    Ihr Leben war vermutlich wirklich besser ohne Rachel. Jetzt brauchten sie ihr nicht mehr kreuz und quer durchs Land zu Auftritten und zum Vortanzen zu folgen, den Staub und das Kolophonium von ihren Ballettschuhen wegzusaugen und ihren gelegentlichen Tränenstrom aufzuwischen.
    Und sie empfand Angst, als sie an die Wohnung dachte, in der ihre echte Mutter lebte, wo Blätter durch

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