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Ein Tag im Maerz

Ein Tag im Maerz

Titel: Ein Tag im Maerz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Thompson
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Schmerz. Seinen Schmerz. Ihren Schmerz.

    Richard Bach, ein Schriftsteller, den ich vor Kurzem entdeckt habe, schreibt: »Einige unserer Entscheidungen durchleben wir nicht nur einmal, sondern tausendmal, und erinnern uns an sie für den Rest unseres Lebens.« So geht es mir. Es lässt mich nicht los, Tag und Nacht, weder wenn ich wach bin, noch in meinen Albträumen.

43
    »… puste doch die Flamme aus.«

    Samstag, 10. Oktober 2009
    Finsbury Park, Nord-London
    20 Uhr 30
    Eine einzelne Flamme. Gold, Weiß und Bernsteingelb zugleich. Es ließ sich nur schwer sagen, wo das Gold aufhörte und das Weiß begann.
    Bryony lag auf dem Sofa und hatte sich auf den abgewetzten Polstern so positioniert, dass ihr Hals und ihr Kopf ein wenig herunterhingen und ihr das Blut ins Gehirn strömte. Das lange Haar fiel von ihrem Kopf zum Boden, seine Enden berührten die Holzbohlen ganz leicht.
    Alle Lampen waren aus, nur Kerzenlicht beschien den Raum. Ihr Handy lag auf dem Couchtisch. Unvermittelt begann es hektisch zu vibrieren und ratterte, MUM auf dem Display, über die Glasplatte. Bryony beachtete es nicht.
    Sie hatte entdeckt, dass sie, wenn sie den Kopf so hielt und lange genug in die Kerze schaute, Max’ Gesicht im Zentrum der Flamme sah. Manchmal lag sie stundenlang so da.
    Sie verbrachte viel mehr Zeit mit solchen Dingen, seit es zu dem Vorfall in der Bar mit Adam gekommen war; dieses Zerwürfnis hatte sie noch immer nicht in Ordnung gebracht. Sie fühlte sich nach wie vor nicht fähig, Adam gegenüberzutreten. Sie hatte ihn keineswegs hinhalten wollen, und vielleicht war sie ein wenig zu naiv gewesen, was die Beziehung zu ihm betraf. Was hatte sie erwartet? Hatte sie wirklich geglaubt, dass er nur »Freundschaft« suchte, wenn er Stunden mit ihr verbrachte und sie mit Weißwein und Brettspielen aufzuheitern versuchte? Sie merkte, dass sie mild lächelte, als sie an ihn dachte und die vielen schönen Dinge, die er für sie tat; im nächsten Moment schalt sie sich, weil sie immer glücklich war, sobald Adam ihr in den Sinn kam. Sie musste jeden Gedanken an ihn beiseitedrängen, immer weiter, bis sie irgendwann kaum noch wusste, wie er aussah.
    Es war einfach nicht richtig. Es war zu früh. Sie würde sich noch in zehn Jahren schlecht fühlen, wenn sie eine Liebe wie Max hinter sich ließ, geschweige denn nach der kurzen Zeit, die sein Tod erst zurücklag.
    Wieder begann ihr Handy hektisch zu vibrieren, und MUM leuchtete auf dem Display auf. Bryony griff danach und nahm den Anruf an. Sie war verärgert, dass sie aus ihrer stillen Welt gerissen wurde. »Was?«
    »Na hör mal, Bryony. Sei gefälligst etwas netter«, bat Sylvie sie.
    »Tut mir leid«, sagte Bryony und spielte mit dem Haarvorhang, der zum Fußboden hinunterbaumelte.
    »Ich finde wirklich, du solltest Ben anrufen.«
    »Wieso?«
    »Weil er dir etwas zu sagen hat.« Ihre Mutter klang sehr ernst.
    Bryony seufzte. »Ach du je, was denn?« Sie hoffte nur, dass sie nicht mit noch mehr Melodrama zu tun bekäme.
    »Nun, das weiß ich nicht, aber er hat gerade wieder angerufen und mich erneut um Rat gebeten.«
    »Und du hast keine Ahnung, worum es ging?«, fragte Bryony skeptisch. Normalerweise wusste ihre Mutter über alles Bescheid. Sie merkte beim ersten Händedruck, ob ein zukünftigerFreund wirklich zu Bryony passte, und roch Zigarettenqualm auf eine Meile Entfernung. Es war beängstigend.
    »Nein, das habe ich nicht.«
    »Okay, ich ruf ihn später an«, versprach Bryony mit einem deutlichen Mangel an Begeisterung. Ganz egal, was Ben zu sagen hatte   – so nett er war –, es konnte nichts Weltbewegendes sein, da war sie sich sicher. Sie hatten seit ein paar Wochen nicht mehr miteinander gesprochen; Bryony fiel es zunehmend schwerer, über die guten Zeiten zu reden, wenn es ihr immer mehr so schien, als wartete in der Zukunft nie wieder etwas Schönes auf sie.
    »Danke, Liebes. Pass bitte auf dich auf.« Zum Abschluss des Gesprächs musste ihre Mutter natürlich ihrer üblichen Besorgtheit Ausdruck verleihen.
    »Tu ich. Du auch.« Bryony legte das Handy wieder auf den Couchtisch und blickte weiter in die Flamme. Sie flackerte leicht um den Docht, der mitten in einem kleinen rosaroten Teelicht steckte. Gebannt bat sie Max, nur einmal etwas zu tun, um ihr zu beweisen, dass er sie wirklich hören konnte. Zu beweisen, dass er ihr helfen konnte, Frieden zu finden. Irgendwie. »Max. Bitte   … puste doch die Flamme aus«, wisperte sie, und die Tränen strömten ihr in

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