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Ein Tag im Maerz

Ein Tag im Maerz

Titel: Ein Tag im Maerz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Thompson
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ging sie zur Tür hinaus.
    Die Haustür schloss sich leise, und Bryony war wieder allein mit zwei dampfenden Tassen voll Tee.
    »Danke«, flüsterte sie.
    Die Flammenspitze zuckte und züngelte und verbrauchte allen Sauerstoff, den sie dem großen Raum entzog.
    Bryony musste sofort mit Ben sprechen. Dies war eine so große Sache, und jetzt brauchte sie das Gespräch mit ihm. Sie nahm ihr Handy und fand Bens Nummer. Sie drückte die Anrufen-Taste. Es klingelte viermal.
    »Hallo?«
    Schweigen.
    »Hallo? Bryony, bist du das?«
    »Ja, ja, tut mir leid. Wie geht’s dir, Ben?«
    »Ja, gut, danke. Auf der Arbeit ist es chaotisch wie immer, aber   –«
    »Hör mal   – tut mir leid, wenn ich dich unterbreche   … Ich will nicht grob sein, aber ich muss etwas wissen. Mum sagt, du willst mit mir sprechen   … mir etwas sagen. Stimmt das?«
    »Na ja   … stimmt. Ich wollte dir etwas sagen, schon lange sogar   …«
    »Okay, dann los. Bitte«, sagte sie und versuchte sich vorzustellen, worum es gehen konnte.
    »Also, weißt du noch, der Tag, an dem Max gestorben ist?«
    »Ja, natürlich   …« Sämtliche Härchen auf ihren Armen hatten sich aufgestellt, und sie spürte riesige Tränen in den Augen.
    »Er hat dir gesagt, dass er arbeiten muss, Bryony. Weißt du noch?«
    »Ja, sicher   …«
    »Aber er war nicht arbeiten.«
    »Wo war er dann?«
    »Wir waren zusammen unterwegs. Wir waren etwas kaufen   …«
    Bryony spürte körperlichen Schmerz und wurde allmählich wütend. Was machte Ben so eine Geschichte daraus, wenn sie neue Schuhe ausgesucht hatten oder so etwas? In ihr kochte die Wut hoch. Er hatte ihre Zeit verschwendet.
    »Und darum sollte er mir nichts davon gesagt haben?« Ihr war, als würde sie ihn gleich zusammenstauchen, so wie sie viele Menschen zusammengestaucht hatte.
    »Na, das ist es ja eben. Wir haben einen Ring gekauft.«
    Bryony spürte, wie die Luft ihre Lunge verließ, und siekrümmte sich zusammen wie ein Papierflugzeug. Tränen wie feuchte Perlen rannen ihr aus den Augen und tropften herunter.
    »Bryony, bist du noch dran?« Ben hörte ein leises Schluchzen. »Er wollte um deine Hand anhalten   … Es tut mir leid, dass ich so lange gebraucht habe, um es dir zu sagen, nur wusste ich einfach nicht, welche Wirkung es auf dich haben würde, ob es dir hilft oder nicht. Aber er war mein bester Freund, und ich glaube, er hätte gewollt, dass du es erfährst   …« Er brach selbst in stille Tränen aus.
    Doch Bryony weinte nicht in tiefer, schmerzlicher Traurigkeit, sondern vor Glück. Glück, weil der Mann ihrer Träume, der Mann, den sie mehr geliebt hatte als alles auf der Welt, den Rest seines Lebens mit ihr hatte verbringen wollen.
    »Danke. Danke, dass du es mir gesagt hast«, wisperte sie. Sie kniff die Augen fest zu und lächelte von einem Ohr zum anderen, während immer mehr Tränen fielen.
    »Die Sache ist die, Bryony, die Dinge wurden komplizierter   … Ich hoffe, du hältst es aus, wenn ich dir das alles erzähle   …«
    Am anderen Ende der Leitung herrschte Schweigen, und Ben holte tief Luft und fuhr fort. »Als die Polizei zu mir kam, um mit mir über Max zu reden, habe ich nach dem Ring gefragt. Die Beamten sagten mir aber, sie hätten am Tatort keinen gefunden, nicht bei Max, nicht in seinem Rucksack, in seinen Taschen oder sonst wo   …«
    Bryony spürte plötzlich wieder Kälte im Bauch.
    »Aber er hatte den Ring an dem Abend gekauft, deshalb musste er ihn bei sich gehabt haben. Ich wollte jedoch ganz sichergehen. Ich beschloss, der Sache persönlich nachzugehen, und das war auch mit ein Grund, weshalb ich es dir nicht sofort erzählt habe   …«
    Ben machte eine lange Pause, ehe er die Geschichte weiterschilderte. Er klang, als ringe er um Luft, so sehr wühlte das Ganze ihn auf. Er konnte Bryony still weinen hören.
    »Ich habe viele Leute gebeten, die Augen aufzuhalten, und merkwürdigerweise war der Ring tatsächlich in einem Magazin abgedruckt, an der Hand der Ballerina Rachel Matthew   … Es ist unglaublich, dass wir ihn wirklich gefunden haben   …«
    Bryony setzte sich abrupt auf, die Hand an der Brust. Ihr Herz hämmerte, sie spürte es mit den Fingerspitzen. Sie wusste genau, wer Rachel Matthew war: die junge Ballerina aus Ealing, die vor einer Weile in der Zeitschrift Company zu sehen gewesen war. Sie war oft in der Presse. Die Menschen wussten, wer sie war   …
    »Also   … ich habe sie aufgespürt, und wie sich herausstellt, hat sie den Ring von

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