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Ein Tag im Maerz

Ein Tag im Maerz

Titel: Ein Tag im Maerz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Thompson
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Entdeckung seines Internet-Dating-Profils. Die liebliche Stimmevon Norah Jones, die sich durchs Zimmer schmeichelte, stand in schroffem Gegensatz zu Saras Empfindungen.
    Sie war stinksauer. Lange konnte sie sich nicht mehr beherrschen.
    »Ja. Prima. Du hast dann sicher einen schönen Abend«, sagte sie tonlos, wandte sich ab, um sich im Spiegel zu betrachten, und entdeckte einen langen Riss am Rand der Scheibe.
    Sie beschloss, den Riss erst einmal nicht zu erwähnen. Im Moment war er ihr egal, sie war mit den Gedanken woanders. Und wenn sie davon sprach, verbrachten sie vermutlich einen seelenzermürbenden Sonntag bei Ikea hinter einem Einkaufswagen mit einem Rad, das eierte. Das hätte ihr den Rest gegeben.
    »Ja, es wird bestimmt schön«, räumte Tom ein. Er klang aufrichtig erschöpft.
    Sara kam ins Schlafzimmer und schob die Füße in ein Paar hübsche schwarze Ballerinas.
    »Du siehst wunderschön aus«, sagte er und neigte den Kopf, damit er sie richtig betrachten konnte. »Kannst du nicht zu spät kommen? Du weißt schon, vorher noch mal ins Bett?«, fügte er frech hinzu und setzte sich wieder. Sein ausgebleichtes rotes T-Shirt schlug Falten, wo sein Bauch sich im rechten Winkel bog. In seinem Gesicht sah sie den vertrauten Ausdruck des Verlangens. Er hatte gemerkt, wie gereizt sie war, hoffte aber, sie ablenken zu können.
    Sie blickte ihn an. Er sah umwerfend aus. »Nein. Ich muss gehen«, erwiderte sie.
    Sara wollte ihn nicht verlieren. Deshalb hatte sie ihn noch nicht zur Rede gestellt. Sie hatte so oft von Frauen gehört, die wussten, dass ihr Mann fremdging, ohne dass sie etwas unternahmen. Bisher hatte Sara sie nie verstanden, aber jetzt konnte sie sich ein wenig in sie hineinversetzen.
    Tom seufzte ein wenig enttäuscht, dann ließ er sich wieder auf die marokkanische Bettdecke sinken. Der ganze Raum war so eingerichtet: grün, pink und blau mit kunstvollen Stickereien und kleinen Glasmosaiken hier und da.
    Toms Handy, das auf einem Stoß Bücher lag, vibrierte lautstark. Sara ging nie an sein Handy, er nie an ihres. Zwischen ihnen gab es ein Maß an gegenseitigem Respekt und Vertrauen, das so etwas vollkommen unnötig machte. Diesmal jedoch konnte Sara nicht widerstehen. Sie drückte den Knopf unter dem Display, und es leuchtete auf.
    »Was machst du da, Sara? Gibst du es mir bitte«, sagte Tom. Er klang ein wenig nervös.
    Aber da war der Beweis: eine E-Mail von einer Dating-Site.
»Caroline hat dir eine Nachricht geschickt«
, stand dort.
    In Sara brach das Feuer los. »Ja, aber klar«, sagte sie. »Das solltest du wirklich unbedingt lesen.« Mit diesen Worten schleuderte sie das Handy in seine Richtung.
    Tom fing es und sah auf das Display. Seine Augenbrauen zuckten.
    Sara verließ schweigend das Zimmer und blieb im Flur stehen. »Dann viel Spaß, wenn du mich heute Abend betrügst«, sagte sie nüchtern, dann rannte sie die Treppe hinunter und hinaus zur Tür, und knallte sie hinter sich zu.
    Tom setzte sich auf und strich sich mit der Hand durchs Haar. Miss Jones’ schnurrender Gesang klang weiter aus dem Radio, während er die Hände vors Gesicht schlug.
    Draußen begann es abzukühlen, aber die Biergärten waren noch voller Gäste in Cardigans und Jacken, die es darauf anlegten, in den Abend weiterzutrinken, in den Händen eiskalte Humpen mit Cidre und zierliche Weingläser. An beinahe jeder Straßenecke war lautes, betrunkenes Gelächter zu hören, und viele vorbeifahrende Cabrios hatten die Dächer offen. Musik gellte aus Lautsprechern, die von langer Misshandlung schepperten.
    Sara schaltete ihr Handy ab. Sie kochte vor Wut. Sie zitterte immer noch, so aufgewühlt war sie von der Konfrontation mit Tom   – falls man es so nennen konnte. Die Wut, für deren Ausbrüche sie bekannt war, hüpfte in ihr auf und ab. Immer wieder stiegen ihr die Tränen in die Augen, und sie blickte in den Himmel, damit sie ihr nicht offen in das Gesicht liefen. Als das nichts nutzte, wühlte sie so lange in ihrer Handtasche, bis sie ein Taschentuch gefunden hatte, und presste es sich auf die Augen. Passanten bedachten sie hin und wieder mit einem merkwürdigen Blick, aber niemand starrte sie an.
    Sara fühlte sich immer schwindliger.
    Tom hatte bereits einmal auf ihrem Handy angerufen, doch sie hatte es dann sofort abgeschaltet. Sie wollte nicht mit ihm reden. Sie konnte mit ihrem Zorn und ihrer Verletzung nicht umgehen.
    Nachdem sie um einige Ecken gebogen war und es mehrmals gerade eben so geschafft hatte,

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