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Ein Tag in Barcelona (German Edition)

Ein Tag in Barcelona (German Edition)

Titel: Ein Tag in Barcelona (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Brühl , Javier Cáceres
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Auge untersuchte, mit Geräten, von deren Existenz ich nicht einmal etwas geahnt hatte, entdeckte er wirklich etwas: ein mikrometergroßes Partikelchen.
    Es hatte sich durch die Hornhaut gebohrt.
    Als Dr. Barraquer mir das erzählte, dachte ich noch, das kann so schlimm gar nicht sein. Doch wenig später näherte sich meiner Netzhaut etwas, das in meiner Erinnerung eine fünfzehn Zentimeter lange Nadel ist, und da bekam ich es dann doch mit der Angst zu tun. Zu Recht, denn die schabte im nächsten Moment mit einem lauten Kratzgeräusch den verfluchten Splitter aus meinem Auge. Ich höre noch immer, wie der Doktor mir zuflüsterte: »Nicht zwinkern.«
    Aus meinem Gesicht wich wohl alles Leben, und als der Horror endlich überstanden war, lachte sich der Mann im Arztkittel kaputt: »So eine Gesichtsfarbe habe ich noch nie gesehen. Nur im Comic!«
    Er hielt mir den Spiegel hin, und in der Tat: Mir kam es vor, als blickte mich ein Laubfrosch aus angstgeweiteten Augen an.
    »Du hast ein Glück gehabt, das kannst du dir gar nicht vorstellen«, sagte der Arzt. »Nur ein kleines Stück weiter, und du hättest jetzt ein Glasauge.«
    Bei der Vorstellung tat sich ein Abgrund vor mir auf. Ein Glasauge! Als Schauspieler! Meine Existenz wäre vernichtet. Ich hätte nur noch bei »Fluch der Karibik« mitspielen können, mit Augenklappe. Oder bei einer Neuverfilmung von »Moby Dick«. Oder im Dschungelcamp …
    Doch dank Laseroperation war auch der dunkle Punkt aus meinem Blick gewichen – und der Film »Salvador« gerettet.

Bei Manel verabschiede ich mich, als es fast zu spät ist. Ich hab zwischendurch ganz vergessen, dass mein Freund Aldo Comas Eintrittskarten für die Monumental besorgt hat, die Stierkampfarena. Ich setze mich schleunigst in ein Taxi und verfluche mich selbst dafür, dass ich so schusselig war. Aldo hat extra gesagt, dass ich ja früh da sein soll. Dann bestehe die Chance, dass der Präsident der Arena uns vor der Corrida zu den matadores schleust. Und überhaupt: Es würde ein besonderer Kampf werden. Denn José Tomás, der mit Abstand beste Stierkämpfer, würde vielleicht zum letzten Mal in dieser altehrwürdigen Arena kämpfen.

    Das hat nichts damit zu tun, dass er um José Tomás fürchtet. Vielmehr steht bereits fest, dass schon bald Schluss sein wird mit dem Stierkampf in Katalonien. Seit 2012 ist er verboten.
    Über diese Frage hat man im Regionalparlament von Barcelona lange diskutiert. Sehr lange. Beide Parteien kamen zu Wort – nicht nur Politiker, sondern auch namhafte Intellektuelle des Landes, Schriftsteller, Philosophen, Geschäftsleute, Stierzüchter. Am Ende setzten sich die »Antitaurinos« durch. Zum Ärger Aldos, der seit Kindheitstagen ein aficionado ist: ein Fan.
    Aldo ist ein Bohemien und Dandy Barcelonas. Ich habe ihn zufällig kennengelernt, als ich bei einer Sendung des katalanischen Fernsehens mitmachte, bei der man morgens abgeholt wird und im Laufe des Tages verschiedene Leute trifft, ohne vorher zu wissen, ob man sie kennt oder nicht und an welchen Orten sie sich verstecken. Der Letzte an diesem Tag damals war besagter Aldo, und weil ich in einem Vorbereitungsinterview auf die Sendung auch ein paar barcelonesische Bands genannt hatte, die mir gefielen, landete ich also in der WG von San León, deren Sänger eben Aldo ist.
    Ich weiß noch, dass ich müde und geplättet von all den Überraschungen des Tages die Wohnung am Ciutadella-Park betrat und mir eine sehr dichte Marihuana-Nebelwolke entgegenkam. Als sich diese allmählich lichtete, konnte ich vier Jungs ausmachen, die alle schon ihr Instrument im Anschlag hatten und auf ein Zeichen des Kameramanns hin anfingen zu spielen. Das Problem bestand darin, dass der einzige freie Platz für mich der neben einem riesigen weißen Pitbull war, auf einer ausgelutschten Couch, die aussah wie seine Spielwiese.
    Ich habe, um ehrlich zu sein, ein wenig Angst vor Kampfhunden. Und um noch ehrlicher zu sein: Ich hasse diese Biester. Es half auch nicht, dass einer dieser vier schmächtigen, kiffenden Rocker, die ich hier vor mir hatte, der Besitzer von diesem Viech war. Wie wollen die den denn halten, wenn er ’nen Ausraster hat? Da ich Trottel aber fast alles mache, sobald eine Kamera läuft, und ich mir nicht die Blöße geben wollte, mich im katalanischen Fernsehen als Sissy mit Panik vor Hunden zu outen, setzte ich mich mit pseudo-entspannter Fratze neben das Monster aufs Sofa. Vielleicht werden einige meiner kompakten Cousins die

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