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Ein Tag in Barcelona (German Edition)

Ein Tag in Barcelona (German Edition)

Titel: Ein Tag in Barcelona (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Brühl , Javier Cáceres
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marokkanischen Tischchen im Zuschauerbereich werden Delikatessen aus der Küche serviert: selbstgemachte Sandwiches, hausgemachte Tortilla de patata, Oliven, frisches Bier oder Wein.

    Don Manel
    Ganz ehrlich: Manchmal übertrifft ein Besuch bei Manel selbst das Camp Nou. Nach dem berühmten Spiel im November 2010, bei dem der FC Barcelona seinen Kontrahenten Real Madrid sage und schreibe mit 5:0 besiegte, biss ich mir nur deshalb nicht dafür in den Hintern, nicht im Stadion gewesen zu sein, weil der Genuss, dieses Spiel in Manels Kino zu erleben, unübertrefflich war. Sein Sohn Dani und dessen sieben Kumpels, allesamt zwölf Jahre alt, saßen mit ihren Trikots um mich herum und machten Radau wie hunderttausend Mann im Stadion. Wir flippten regelrecht aus vor Begeisterung. Ich war überrascht, wie viele Kraftausdrücke die vorpubertären Pennäler kannten – und der Mannschaft von Real um die Ohren hauten, bis Manel ihnen von hinten Einhalt gebot. Als ich dann nach jedem Tor mit den Jungs auf den Sesseln rumhopste vor Freude, ließ er es jedoch geschehen, grinste breit und brutzelte parallel wieder was Leckeres in der Küche.
    Diese herrlich verspielte Phantasiewohnung wäre ja für sich schon bemerkenswert genug, doch über ihr thront auch noch die spektakulärste Dachterrasse, die ich in Barcelona je gesehen habe. Ein Dreihundertsechzig-Grad-Blick, dem kein Gebäude der Stadt entgeht, von dort oben sieht man alles. Manel hat die Terrasse mit meterhohen Bäumen bepflanzt und sich so eine zweite Oase erschaffen. Oliven-, Orangen- und Zitronenbäume wiegen sich hier sacht am höchsten Punkt der Calle Muntaner. Alles liegt da, zum Greifen nah, der Montjuïc, das Meer, die Sagrada Familia.

    Barcelona 360°
    Wo könnte ein besserer Ort sein für Manels legendäre Paella-Essen mit Freunden, die mittlerweile für mich so wichtig geworden sind wie das Weihnachtsessen? Der Duft des über dem Holzfeuer köchelnden Reisgerichts, der eisgekühlte Vermouth in der Hand, der Blick über diese wundervolle, funkelnde Stadt, dieses starke Gelb und Blau überall, die Gespräche mit Freunden, das ewige Zusammenhocken und Lachen unter dem Mittelmeerhimmel, der einfach schöner leuchtet als anderswo – das alles macht jedes von Manels Festen zu einem unvergesslichen Erlebnis.
    Nachdem man dann nur widerwillig die Tafel abgeräumt hat, weil man möchte, dass dieser Nachmittag für immer andauern möge, begeben sich einige Schaulustige auf die schmale Treppe, die zu einer weiteren kleinen Terrasse führt. Von hier aus kann man nämlich mit etwas Glück einen Blick auf Manels berühmten Nachbarn werfen: Gerard Piqué, den Verteidiger vom FC Barcelona. Einige der Männer sind allerdings besonders daran interessiert, seine Freundin zu Gesicht zu bekommen: die kolumbianische Sängerin Shakira. Vielleicht räkelt sie sich ja gerade im Bikini am Terrassenpool. Gütig lässt Manel sie eine Weile gewähren, aber wenn sie zu zahlreich und zu laut werden, pfeift er die Spanner zurück.
    Er ist eh genervt von den Paparazzi und idiotischen Fans, die ihn ständig behelligen. Sogar seine Tochter wurde schon von der Yellow Press verfolgt, weil ein Reporter sie für die Kolumbianerin gehalten hatte. Und da in Spanien keine Namenschilder an der Klingel stehen, wird Manel ständig von Gören gestört, die ins Haus schleichen wollen. Erst vor kurzem haben ihn picklige Teenager genervt, die sich als Freunde Piqués ausgaben. An der Gegensprechanlage behaupteten sie, Gerard würde Musik hören und deshalb nicht öffnen, ob Manel sie nicht hineinlassen könne.
    Manel kam das zwar spanisch vor, aber er ließ sie herein. Allerdings fing er sie auf der Treppe ab und nahm sie ins Kreuzverhör. Der Schwindel flog natürlich schnell auf, und die Rasselbande verließ wütend und kleinlaut das Treppenhaus. Manels Genugtuung währte jedoch nicht lang. Denn als er ein paar Stunden später seine Wohnung verließ, fiel ihm auf, dass die kleinen Ratten die Wohnungstür mit Dutzenden Eiern verschönert hatten. Einer der Knilche hatte – von Manel unbemerkt – die Tür zur Straße aufgehalten, der Rest der Gang hatte die Waffen im Supermarkt um die Ecke besorgt.
    Manel war extrem geladen und dachte sich: Basta! Egal, wie berühmt der Kerl ist – das ist nicht mein Problem, die Schweinerei werde ich mit ihm zusammen entfernen. Und so wartete er, bis der gute Piqué zurückkehrte.
    »Schon schön, wie du Fußball spielst«, sagte Manel, »aber leider haben wir hier

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