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Ein Tag ohne Zufall

Ein Tag ohne Zufall

Titel: Ein Tag ohne Zufall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pearson Mary E.
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Woche.«
    »Hat sich’s anscheinend anders überlegt.«
    »Das Wetter schlägt um.«
    »Aber wie hat er die ganzen Boote so schnell aus dem Wasser geholt?«
    »Dafür ist er doch viel zu alt.«
    »Dann hat ihm eben jemand geholfen.«
    Der Alte steht auf dem Steg und winkt uns zu. Lucky steht neben ihm. Mira steuert uns geschickt längsseits zum Ufer, und der Alte schlingt ein Tau über eine Klampe am Bug, damit wir nicht wieder abtreiben.
    Määäh.
    »Na, hattest du schon Sehnsucht nach uns, Kleiner?« Seth ist sichtlich erleichtert, dass der Bootsverleiher nicht mit Lucky durchgebrannt ist.
    Lucky freut sich, uns wiederzusehen. »Guckt mal, er wedelt mit dem Schwanz!«
    »Glaubt ihr, das bedeutet das Gleiche wie bei einem Hund?«
    »Na klar!«
    »Also ich weiß nicht, Mira …«
    Määäh.
    Seth nimmt Lucky auf den Arm. »Er hat Hunger. Danke, dass Sie …« Er dreht sich einmal um sich selber. »Wo ist er hin?« Auch wir anderen drehen uns um. Der Alte ist verschwunden. Einfach weg.
    »Der scheint es ernst zu meinen mit dem Dichtmachen.«
    Sieht ganz so aus. Ich lasse den Blick über das Seeufer wandern, über den Park, die baumbestandene Wiese. Er ist weg.
    »Wahrscheinlich ist er Mittag essen.«
    »Um drei?«
    »Gute Idee eigentlich.«
    Wir tun Aidan den Gefallen und essen ein zweites Mal Mittag, diesmal Pizza auf die Hand. Ich nehme drei Stücke: Peperoni, Hawaii, Vegetarisch.
    Das Geld muss unter die Leute.
    In einem Fotoladen lassen wir ein nostalgisches Gruppenbild von uns aufnehmen – verkleidet. Seth und Aidan als Revolverhelden, Mira und ich als Saloondamen.
    Wir lassen uns Henna-Tattoos machen. Ich suche mir eine Dornenranke aus, die sich wie ein Schmuckstück um meinen Oberarm windet.
    Im Einkaufszentrum schießen wir an einem Stand auf Pappenten.
    Kurz danach retten wir einer echten Entenfamilie, bestehend aus Mama Ente und vier Küken, das Leben, als sie eine vielbefahrene Straße überqueren wollen. Aidan lässt eine Bemerkung über die Ironie des Schicksals fallen, Mira über ausgleichende Gerechtigkeit, Seth über das Timing. Ich gebe mir Mühe, über das alles nicht näher nachzudenken.
    Es ist ein unbeschwerter Nachmittag. Ich fühle mich federleicht. Ich denke nur von einer Minute zur nächsten. Nicht darüber hinaus, das verbiete ich mir. Minuten, Sekunden, ich bleibe im Augenblick, im Hier und Jetzt. Als ob sich das Ganze in einem einzigen langen Atemzug abspielen würde. Bleib in Bewegung, denk nicht nach. Ich lächle. Einmal lache ich sogar. Richtig laut aus dem Bauch raus. Die anderen drehen sich nach mir um. Ich kann es ihnen nicht verdenken. Auch in meinen Ohren klingt es ungewohnt. Ich höre, wie Aidan Mira zuraunt: »Was ist denn mit der los?«
    Ein Tag, an dem alles ist, wie es sein soll. Das ist los. Ein paar Stunden lang. Ich überliste das Schicksal. Ein Tag wie kein anderer. Ein Tag, wie man ihn nur einmal erlebt. Wohin führt mich diese Reise? Fort von allem, das in meinem Leben nicht ist, wie es sein soll, oder zurück zu allem, das gut und richtig ist?
    Wir kommen an einem Laden für Elektrogeräte vorbei. Im Schaufenster sind lauter Fernseher aufgebaut, die alle dasselbe Programm zeigen – ein Reisebericht über die Berge Österreichs. Hoffentlich fängt Mira nicht an zu jodeln. Der Verkäufer drinnen kommt an die Tür und hält sie einladend auf, als hätte er uns erwartet. Auf einmal verschwinden die Berge, eine Nachrichtenmeldung wird eingeblendet. Der Präsident erscheint und tritt an ein Rednerpult. Aidan geht wie magisch angezogen in den Laden, wir kommen hinterher.
    »Er trägt noch dasselbe Hemd! Ich habe so dicht neben ihm gestanden, dass ich das Hemd hätte anfassen können!«
    »Pssst!«
    Eine Reporterstimme aus dem Off verkündet, dass der Präsident auf seinem Feriensitz in den Bergen eine unangekündigte Pressekonferenz einberufen hat. Er hat den Bürgern seines Landes etwas Wichtiges mitzuteilen. Der Präsident lächelt und fängt an: »Vielen Dank, dass Sie alle so kurzfristig herkommen konnten. Ich habe dieses Thema immer wieder mit meinen Beratern durchdiskutiert, aber heute Morgen habe ich mich mit einem jungen Mann unterhalten …«
    Er beschreibt, wie er in einer kleinen Stadt auf dem Weg zu seinem Urlaubsort einem jungen, engagierten Amerikaner begegnet ist, einem Teenager, wie er jedermanns Bruder, Sohn oder Schüler sein könnte, einem intelligenten jungen Mann voller Hoffnungen und Visionen für die Zukunft unserer großartigen Nation. Am

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