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Ein Tag ohne Zufall

Ein Tag ohne Zufall

Titel: Ein Tag ohne Zufall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pearson Mary E.
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sind stumm, sehen mich verständnislos an, als hätten sie eine andere Erklärung erwartet.
    »Es ist also ein besonderer Tag«, rafft sich Mira schließlich zu einem Kommentar auf.
    »Genau.«
    »Klar.«
    Die drei verlassen sich schon wieder auf Vermutungen. Nicht sehr schlau von ihnen. Das Wort
besonders
kann ganz verschiedene Bedeutungen haben, und die sind keineswegs alle positiv. Anders. Sonderbar. Selten. Ungewöhnlich. Ausgefallen. Besonders … wie die besondere Schwere eines Vergehens, aufgrund deren das Urteil
Lebenslänglich
in
Todesstrafe
umgewandelt werden kann. Ja, das trifft es.
    »Der Neunzehnte.«
    »Ach so.«
    Man kann richtig sehen, wie ihre grauen Zellen arbeiten. Die drei sitzen mit offenen Mündern da, sie sabbern förmlich.
    »Heißt das etwa, du hast am gleichen Tag Geburtstag wie deine Mutter?« Seths Stimme klingt auf einmal ganz sanft.
    »Ja.«
    »Und du hast heute Geburtstag«, wiederholt es Aidan noch einmal, als müsste er sich klarmachen, was daraus folgt.
    Mira beugt sich vor und umarmt mich. Ihre Augen glänzen. »Alles Gute zum Geburtstag, Des!«

31
    Seth fährt jetzt ganz langsam und umsichtig. Diesmal versucht keiner von uns, die Stille zu vertreiben. Vorübergehend sind alle Unstimmigkeiten zwischen uns geglättet. Das Universum ist groß. Die Zerbrechlichkeit ist greifbar. Die unsichtbare Kraft reißt uns wieder mit. Ich halte nach etwas Ausschau, das ich wiedererkenne.
    Seth biegt an der Kreuzung rechts ein. Dort steht auf einer Wiese eine Windmühle, deren Flügel sich träge im leichten Wind drehen. Der Anblick versetzt mir einen Stich im Magen. Ein Stück weiter stehen lauter Briefkästen in einer langen Reihe. Weiß, rot, schwarz, silbern. Wir sind richtig.
    Die nächste Querstraße kommt in Sicht. Das Straßenschild ist nicht so lang, wie ich es in Erinnerung hatte:
Ravenwood.
Ich wollte immer hochspringen und die geprägten Buchstaben anfassen, als könnte ich mich auf diese Weise meines Platzes in der Welt versichern, aber ich war viel zu klein, um dranzukommen. Auch Seth erblickt das Schild und biegt links ab. Die schmale Straße ist von Birken mit goldenem Laub gesäumt.
    Wenn wir jetzt umkehren, läuft das Leben weiter wie zuvor. Wie immer. Kehr um, beweg dich nicht voran … so wie ich mich mein Leben lang nicht richtig voranbewegt habe, außer von einem Internat zum nächsten, wo mich niemand kannte und mich auch niemand kennenlernen wollte. Kehr um, und Mr Anwalter schafft wie immer deine Missetaten aus der Welt. Und wie immer werden Mama und Papa nicht damit behelligt. Kehr um. Dieser Tag kann einfach nicht gut ausgehen. Es ist noch nicht zu spät, Des. Kehr um. Doch da verschluckt uns schon der Tunnel aus goldenem Birkenlaub, die Kraft, der Schwung des Tages trägt uns weiter.
    »Ich seh gar keine Hausnummern.«
    »Ich seh noch nicht mal Häuser.«
    Und da sind sie auch schon, zu beiden Seiten einer gepflasterten Auffahrt, hundert Meter von der Straße weg: die beiden Steinlöwen auf ihren Sockeln. Sie schauen mich an, als hätten sie auf mich gewartet. Davor steht das kleine Schild eines Immobilienmaklers. »Fahr da rein.«
    Das große schmiedeeiserne Tor steht weit offen.
    »Stand da eben: ›Zu verkaufen‹?«, fragt Aidan.
    »Hab ich auch gesehen«, sagt Seth.
    Mira fragt: »Ziehen deine Eltern etwa um, ohne dir Bescheid zu sagen?«
    »Ich wusste davon.«
    Die Birken stehen weiter auseinander, die Auffahrt wird breiter. Gestutzte Hecken tauchen auf. Ordentlich bepflanzte Blumenbeete. Die Auffahrt zieht sich.
    »Ist das wirklich die Zufahrt zu eurem Haus?«, erkundigt sich Aidan.
    »Ja.«
    Die Birken geben den Blick auf eine große Rasenfläche frei. Dahinter ragt das Haus auf.
    »Ach du Sch…« Seth unterbricht sich.
    »Ich hab mir schon gedacht, dass deine Eltern reich sind … na ja, wir haben alle keine armen Eltern … aber doch nicht
so
 …« Auch Aidan spricht seinen Satz nicht zu Ende.
    Die Pracht, die mir den Weg nach Hause versperrt, scheint auch den anderen die Sprache zu verschlagen.
    »Das ist ja der reinste Palast!«
    Nur Mira nicht.
    »Ja, es ist ein Palast, Mira. Beziehungsweise es war mal einer.«
    Määäh. Määäh.
    Seth streckt die Hand aus und krault Lucky den Kopf. »Stimmt, Kleiner … hier gibt’s reichlich zu futtern für dich!«
    Mira legt mir von hinten die Hand auf die Schulter. Dabei weiß sie, dass ich solche Aufdringlichkeiten nicht leiden kann. »Alles in Ordnung, Des?«
    »Ja, klar.« Und jetzt sei so nett und nimm

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