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Ein Tag ohne Zufall

Ein Tag ohne Zufall

Titel: Ein Tag ohne Zufall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pearson Mary E.
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Ich habe keine Ahnung, wem dieses Auto gehört … mir jedenfalls nicht. Es stand mit laufendem Motor auf dem Schulgelände und …«
    »Was?«
    Seth tritt auf die Bremse. Das Auto kommt am Straßenrand zum Stehen. Er und Aidan hören gar nicht mehr auf zu fluchen und schimpfen. Seth steigt aus und knallt die Tür zu. Er geht um das Auto herum, schlägt sich erst mit der flachen Hand an die Stirn und donnert dann beide Hände mit voller Wucht auf die Kühlerhaube.
»Sag mal, spinnst du total?«
    »Seth!«, ruft Mira schrill.
    »Ist dir klar, was das bedeutet?«, schreit Aidan genauso schrill.
    »Sie hat das Auto geklaut!«
    »
Wir
haben das Auto geklaut!«
    »Hört doch erst mal zu, was sie …«
    »Jetzt spiel dich nicht so auf!«, verschaffe ich mir Gehör. »Du hast doch die ganze Zeit geahnt, dass irgendwas nicht stimmt!«
    »Aber doch nicht, dass du das Auto
geklaut
hast!«
    »Bestimmt hängen schon überall Fahndungsplakate aus!«
    »Können wir nicht einfach sagen, dass wir uns den Wagen nur ausgeborgt haben?«
    »Wir sind Mittäter!«
    Alle brüllen durcheinander, ich komme überhaupt nicht zu Wort.
    »Hallo!«
    Määäh!
    Der verstörte Lucky springt mit den Vorderhufen auf das Armaturenbrett, und eine kurze Stille tritt ein.
    »Jetzt hört mir doch mal zu! Lasst mich doch mal was erklären! Kapiert ihr denn nicht, dass dieses Auto auf uns gewartet hat? Dass es für uns bestimmt war? Sogar die Tür stand offen – ich schwör’s!« Ich reiße meine Wagentür auf, steige aus, und schon bin ich mitten in einer flammenden Verteidigungsrede für diesen unseren Tag. So leidenschaftlich habe ich mich noch nie für irgendwen oder irgendwas eingesetzt, und ich gerate immer mehr in Rage. Es fühlt sich sehr verdächtig und dabei wahnsinnig toll an. Wahnsinnig?
Halten mich die anderen für eine Wahnsinnige?
Und wenn schon. Es hat mich gepackt wie ein Fieberanfall. Es sprudelt nur so aus mir heraus: »Überlegt doch mal, was heute alles passiert ist! Wir vier! Aidan und der Präsident! Lucky! Das Auto! Das Geld im Handschuhfach! Heute ist ein Glückstag!
Unser
Glückstag! Warum, weiß ich auch nicht. Vielleicht liegt es an Mr Nestor. Oder es liegt einfach irgendwas in der Luft. Oder es liegt an meinem Kalender … keine Ahnung! Jedenfalls ist heute
unser
Tag!«
    Seth kommt auf meine Seite des Autos. Sein Gesicht ist vor Wut so verzerrt, dass es schon fast wieder komisch aussieht. Er beugt sich vor. »Jetzt hör mir mal zu! Hör mir gut zu! Es gibt keine Glückstage, Des! Komm ausnahmsweise mal auf den Boden! Wir haben ein Auto geklaut! Wir sind mit einem fremden Auto einfach weggefahren! Mit einem verdammt schicken noch dazu!« Seine Lider flattern, er holt tief Luft, wobei die Adern an seinem Hals hervortreten. »Das hier nennt man
Autodiebstahl
!« Er zeigt mit finsterer Miene auf den Vordersitz des Wagens. »Und wir haben es auch noch kaputtgemacht!« Er hält sich den Kopf und läuft im Kreis. »Sachbeschädigung! Diebstahl!« Er fuchtelt mit den Armen. »Da kommen wir nicht mit einem Schulverweis davon! Guck dir doch den Sitz an! Ein Riesenloch!« Er klingt schon selber ein bisschen wie ein Wahnsinniger. Er bleibt stehen und schaut mich böse an. »Ein Tag, an dem alles ist, wie es sein soll – ha!« Er schüttelt den Kopf. »Du tust mir echt leid, in deiner Phantasiewelt! Du tust immer so, als ob du mit beiden Beinen auf dem Boden stehst, aber in Wirklichkeit bist du gar nicht da! Niemand darf die wahre Des kennen. Sie versteckt sich so lange hinter ihrer Fassade, macht sich unsichtbar, bis sie ertappt wird und …«
    »Jetzt reicht’s aber! Erzähl
du
mir nicht, wie man sich hinter einer Fassade versteckt, Seth Marshal Kaplan!« Er steht mit offenem Mund da, was mich ungemein befriedigt. »Ja, ich weiß, wie du mit zweitem Vornamen heißt, und das ist noch längst nicht alles! Ich habe dich nämlich
durchschaut
, Seth. Manche Leute sind leicht zu durchschauen. Aidan und Mira zum Beispiel, denen sieht jeder an, wie gestört sie sind. Du bist da schon eine härtere Nuss, und ich weiß endlich auch,
warum
.« Sein Blick wird ängstlich. Gut so. Ich beuge mich vor. »Weil wir beide uns gar nicht so unähnlich sind, darum. Du hast nur andere Methoden, dich unsichtbar zu machen. Du bleibst schön unauffällig, bist immer nett und freundlich. In Wirklichkeit bist du ein Chamäleon. Du passt dich immer der jeweiligen Situation an, damit dir keiner was kann. Ich bin wenigstens ich selber!«
    »Das stimmt,

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