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Ein Tag wie ein Leben

Ein Tag wie ein Leben

Titel: Ein Tag wie ein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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habe«, fügte ich hinzu.
»Ehrlich?«
»Ich habe gedacht: Das Jahr, seit wir zusammen sind, ist das
schönste meines Lebens.«
Sie senkte den Blick und starrte für eine Weile stumm auf ihren
Teller. Als sie mich wieder anschaute, wirkte sie auf einmal fast
schüchtern. Beflügelt von der Erinnerung, redete ich weiter.
»Und weißt du auch noch, was ich dir damals zu Weihnachten geschenkt habe?«
Es dauerte einen kurzen Moment, ehe sie antwortete. »Ohrringe«,
sagte sie und fasste sich nachdenklich an die Ohrläppchen. »Du hast
mir Diamantohrringe gekauft. Ich wusste, sie waren sehr teuer, und
war ganz schön schockiert, dass du so viel Geld für mich ausgibst.«
»Woher weißt du, dass sie teuer waren?«
»Du hast es mir damals gesagt.«
»Stimmt das?« Daran konnte ich mich beim besten Willen nicht erinnern. »Ein paar Mal sogar«, sagte sie und grinste. »Es kommt mir
gar nicht so vor, als wären seither dreißig Jahre vergangen. Geht es
dir auch so?«, sagte ich.
Der wohl bekannte traurige Schatten huschte über ihr Gesicht.
»Ja, das stimmt«, sagte sie, »ich kann es nicht fassen, dass Anna
schon alt genug ist, um zu heiraten. Wo ist nur die Zeit geblieben?«
»Was würdest du anders machen, wenn du es könntest?«
»In meinem Leben, meinst du?« Jane wandte den Blick ab. »Ich
weiß nicht recht. Wahrscheinlich würde ich versuchen, alles mehr zu
genießen.«
»So ähnlich geht es mir auch.«
»Tatsächlich?« Jane schien ehrlich überrascht. Ich nickte. »Ja, natürlich.«
»Das wundert mich. Bitte, versteh mich nicht falsch, Wilson, aber
du denkst normalerweise nicht so viel über die Vergangenheit nach -
du bist doch eher pragmatisch. Ich stelle mir eher vor, du bedauerst
eigentlich gar nichts.« Sie sprach nicht weiter. »Aber du - du bedauerst etwas?«, fragte ich tonlos. Sie senkte den Blick auf ihre Hände.
»Nein, eigentlich nicht.«
Ich wollte schon ihre Hand nehmen, aber sie wechselte abrupt das
Thema. »Wir haben heute Noah besucht. Nachdem wir beim Haus
waren.«
»Und?«
»Er hat gesagt, du seist auch schon da gewesen.«
»Stimmt. Ich wollte mich rückversichern, dass er keine Einwände
dagegen hat, wenn wir in seinem Haus feiern.«
»Das hat er gesagt.« Jane schob ein Brokkoliröschen auf dem Teller
hin und her. »Er und Anna sahen so nett aus, wie sie da nebeneinander auf der Bank saßen! Sie hielt die ganze Zeit seine Hand, während
sie ihm von der Hochzeit erzählte. Du hättest sie sehen sollen! Beinah so wie Mum und Dad früher immer.« Jane hing verträumt ihren
Gedanken nach. Dann schaute sie mich an. »Ich wollte, Mom wäre
noch da«, sagte sie. »Sie liebte Hochzeiten.«
»Das liegt anscheinend in der Familie«, murmelte ich.
Jane lächelte wehmütig. »Da hast du vermutlich Recht. Du kannst
dir nicht vorstellen, wie viel Spaß das alles macht, obwohl wir jetzt
nur so wenig Zeit für die Vorbereitungen haben. Ich kann es kaum
erwarten, bis Leslie heiratet und wir in aller Ruhe planen können.«
»Sie hat nicht mal einen festen Freund, geschweige denn einen, der
ihr einen Heiratsantrag machen könnte!«
»Ach, das ist nicht so wichtig«, sagte Jane und warf den Kopf zurück. »Wir dürfen doch trotzdem schon mal anfangen, oder?«
Wie hätte ich ihr da widersprechen können? »Na ja, wenn es so
weit ist, wird der junge Mann hoffentlich bei mir um ihre Hand anhalten.«
»Hat Keith das getan?«
»Nein, aber bei dieser Hochzeit geschieht doch alles unter Zeitdruck. Deshalb kann ich das nicht von ihm erwarten. Aber eigentlich
ist es eine der prägenden Erfahrungen, die jeder junge Mann machen
muss.«
»So wie du, als du bei Daddy vorgesprochen hast?«
»Ja, das war wirklich ein einschneidendes Erlebnis.«
»Ach, ja?«
»Ich habe mich nicht ganz wie ein Elefant im Porzellanladen
benommen, aber fast.«
»Das hat Daddy nie erwähnt.«
»Wahrscheinlich, weil er Mitleid mit mir hatte. Auf jeden Fall war
es keine Sternstunde der Menschheit.«
»Und warum hast du mir noch nie davon erzählt?«
»Weil ich nicht wollte, dass du es erfährst.«
»Aber jetzt kannst du keinen Rückzieher mehr machen.«
Hilfe suchend griff ich zu meinem Weinglas. Nun musste ich heraus mit der Sprache, ob ich wollte oder nicht.
»Also gut. Es war so: Ich bin nach der Arbeit bei deinen Eltern vorbeigefahren, aber weil für denselben Abend noch ein Termin mit den
Partnern aus der Kanzlei angesetzt war, hatte ich nicht viel Zeit. Es
war ein paar Tage, bevor wir alle an den Strand gefahren sind. Noah

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