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Ein Tag wie ein Leben

Ein Tag wie ein Leben

Titel: Ein Tag wie ein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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aufnahmefähiger zu sein als sonst. Ich hörte meinen Atem, fühlte den Druck, wenn meine Füße auf dem Asphalt aufkamen, beobachtete, wie die Dämmerung allmählich anbrach - zuerst
ein blasser Lichtstreifen am Horizont, dann ein orangerotes Leuchten
über den Baumwipfeln, und nach und nach ging das nächtliche
Schwarz in sanftes Grau über. Selbst an trüben Tagen freute ich mich
schon beim Aufwachen auf das Joggen. Ich hätte schon viel früher
damit anfangen sollen!
    Wie immer joggte ich eine Dreiviertelstunde. Gegen Schluss verlangsamte ich das Tempo, damit sich die Atemfrequenz beruhigte.
Der Schweiß stand mir auf der Stirn, aber es war ein tolles Gefühl.
Als ich sah, dass in der Küche bereits Licht brannte, bog ich mit einem fröhlichen Lächeln in unsere Auffahrt ein.
    Schon an der Haustür schlug mir der Duft von gebratenem Speck
entgegen, ein Geruch, der mich an unser früheres Leben erinnerte.
Als die Kinder noch zu Hause waren, bereitete Jane meistens ein
Familienfrühstück zu, aber in letzter Zeit hatte sich das geändert,
weil unsere Tagesabläufe so verschieden waren. Auch das gehörte zu
den Veränderungen, die sich fast unbemerkt in unsere Beziehung
eingeschlichen hatten.
    Als ich durchs Wohnzimmer tappte, steckte Jane den Kopf zur Tür
herein. Sie war bereits angezogen und hatte eine Schürze umgebunden.
    »Wie war’s?«, erkundigte sie sich.
»Ich fühle mich fit - jedenfalls für einen älteren Herrn.« Ich ging zu
ihr in die Küche. »Du bist heute aber auch schon ganz schön früh auf
den Beinen.«
»Ich habe gehört, wie du dich aus dem Schlafzimmer geschlichen
hast«, antwortete sie. »Und als ich merkte, dass ich nicht mehr einschlafen kann, bin ich aufgestanden. Möchtest du eine Tasse Kaffee?«
»Ich glaube, vorher brauche ich einen Schluck Wasser. Was gibt’s
zum Frühstück?«
»Rührei mit Speck«, sagte sie und holte ein Glas aus dem Schrank.
»Ich hoffe, das ist dir recht. Wir waren zwar gestern Abend noch spät
essen, aber ich hatte trotzdem beim Aufwachen gleich einen Bärenhunger.« Sie füllte das Glas mit Leitungswasser und reichte es mir.
»Wahrscheinlich sind es die Nerven«, fügte sie mit einem Grinsen
hinzu.
Als ich das Glas entgegennahm, spürte ich die Berührung ihrer Finger. Vielleicht bildete ich es mir nur ein, aber ich hatte das Gefühl,
dass Jane mich länger anschaute als sonst.
»Ich gehe kurz unter die Dusche und zieh mir was Frisches an«,
sagte ich. »Bleibt mir noch genug Zeit, oder ist das Frühstück schon
fertig?«
»Du hast noch ein paar Minuten«, erwiderte sie. »Ich mache schon
mal ein paar Scheiben Toast.«
Als ich wieder nach unten kam, war Jane dabei, die Eier zu verteilen. Mit einem wohligen Seufzer setzte ich mich zu ihr.
»Ich muss entscheiden, ob wir bei der Brautkleidsuche in Greensboro übernachten sollen oder nicht«, sagte sie.
»Und?«
»Es hängt davon ab, was Dr. Barnwell sagt. Wenn er denkt, Daddy
ist wieder stabil, wäre es vermutlich ganz praktisch, wir würden nach
Greensboro fahren. Es sei denn, wir finden doch noch hier ein Kleid.
Sonst muss ich morgen früh hinfahren. Aber ich lasse mein Handy an
- nur für den Fall…«
Ich kaute genüsslich meinen Speck. »Ich kann mir nicht vorstellen,
dass es nötig sein wird. Wenn sich Noahs Zustand verschlechtert
hätte, wüssten wir das schon, meinst du nicht? Dr. Barnwell hätte
angerufen. Du weißt doch, wie gut er sich um Noah kümmert.«
»Ich warte aber trotzdem ab, bis ich mit ihm gesprochen habe.«
»Ja, das würde ich an deiner Stelle auch tun. Und sobald die Besuchszeit anfängt, fahre ich zu Noah.«
»Mach dich darauf gefasst, dass er schlecht gelaunt ist. Er kann
Krankenhäuser nicht ausstehen.«
»Wer kann das schon? Außer vielleicht bei einer Entbindung. Aber
sonst ist doch niemand gern im Krankenhaus.«
Jane strich sich Butter auf ihren Toast. »Was hast du mit dem Haus
vor? Meinst du wirklich, dass genug Platz für alle Gäste ist?«
Ich nickte. »Der Platz reicht garantiert - wir müssen nur die Möbel
raustragen. Wir könnten sie für ein paar Tage in der Scheune unterstellen.«
»Und du willst jemanden anheuern, der die Schlepperei übernimmt?«
»Zur Not, ja. Aber ich glaube, es gibt eine andere Lösung. Der
Gärtner kommt mit seinem ganzen Team. Er hat sicher nichts dagegen, wenn ich ihm die Männer für ein paar Minuten ausspanne.«
»Aber sieht nicht alles furchtbar kahl und leer aus, ohne Möbel?«
»Das ändert sich, sobald die

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