Ein Tag wie ein Leben
verschönert. Der Elektriker kam, um den Generator anzuwerfen und um
die Steckdosen im Haus sowie die Scheinwerfer im Rosengarten zu
überprüfen. Eine Stunde später trafen die Maler ein: Sechs Männer in
verspritzten Overalls kletterten aus einem uralten Kleinbus. Zuerst
trugen sie gemeinsam mit den Gärtnern die Möbel, die nicht gebraucht wurden, in die Scheune. Der Mann, der für die Druckstrahlreinigung des Hauses zuständig war, parkte jetzt neben meinem Wagen. Kaum hatte er sein Arbeitsgerät ausgepackt, da traf auch schon
der erste Wasserstrahl die Hauswand, und langsam, aber sicher
schwemmte er das triste Grau weg und machte das leuchtende Weiß
wieder sichtbar.
Während all die verschiedenen Teams schufteten und ackerten, begab ich mich in die Werkstatt und holte eine Leiter. Die Bretter an
den Fenstern mussten abgenommen werden. Diese Aufgabe konnte
ich übernehmen.
Ehe ich mich versah, neigte sich der Nachmittag seinem Ende entgegen.
Um vier Uhr luden die Gärtner wieder alles auf ihre Lastwagen.
Der Maler und der Mann mit dem Druckstrahlreiniger waren ebenfalls abmarschbereit, und ich hatte es immerhin geschafft, die Mehrzahl der Bretter zu entfernen, bis auf ein paar im oberen Stockwerk,
aber mit denen konnte ich mich auch am nächsten Tag abgeben.
Auf einmal war alles wieder still und verlassen. Sehr merkwürdig.
Aber war ich meinem Ziel überhaupt näher gekommen?
Wie bei halb fertigen Projekten so üblich, sah es jetzt fast schlimmer aus als vorher: Überall lag Gartengerät herum, leere Blumentöpfe stapelten sich an der Hauswand. Sowohl die Außen- als auch die
Innenwände des Hauses waren nur zur Hälfte fertig. Ich musste an
die Waschmittelreklame denken, bei der die eine Sorte verspricht, sie
werde das weiße T-Shirt viel blütenreiner waschen als das andere
Mittel, und man sieht die beiden Ergebnisse als Kontrast nebeneinander. Beim Zaun hatten sich riesige Haufen von Schnittgut angesammelt, und auch der Rosengarten ließ noch zu wünschen übrig:
Zwar waren die äußeren Herzen jetzt wunderschön, aber die zwei
inneren wirkten im Vergleich noch viel zerzauster und wilder.
Trotzdem überkam mich ein seltsames Gefühl der Erleichterung.
Für einen einzigen Tag war das Ergebnis hervorragend. Ganz bestimmt wurde alles pünktlich fertig. Jane würde Augen machen! Ich
wusste, dass sie sich auf dem Heimweg befand, und wollte gerade in
mein Auto steigen, da sah ich Harvey Wellington, den Pastor.
Er lehnte an dem Zaun, der Noahs Grundstück von seinem trennte.
Einen Moment lang war ich unschlüssig, aber dann ging ich zu ihm.
Seine Stirn glänzte wie poliertes Mahagoni, und seine Brille saß ganz
unten auf der Nasenspitze. Genau wie bei mir ließ seine Kleidung
darauf schließen, dass er den ganzen Tag draußen im Freien gearbeitet hatte. Als ich näher kam, deutete er mit einer Kopfbewegung auf
das Haus.
»Ich sehe schon, Sie bereiten alles fürs Wochenende vor«, sagte er.
»Ja, ich tue mein Bestes.«
»Sie haben ja auch genug Leute zu Hilfe gerufen, muss man sagen.
Ringsum der reinste Parkplatz! Wie viele Leute waren es? Fünfzig
insgesamt?«
»So ungefähr.«
Er pfiff leise durch die Zähne. »Das geht ganz schön ins Geld, nicht
wahr?«
»Ja, ich habe schon Angst vor den Rechungen.«
Er lachte. »Wie viele Gäste erwarten Sie denn?«
»Etwa hundert.«
»Das wird bestimmt ein tolles Fest. Alma freut sich auch schon.
Seit Tagen redet sie von nichts anderem mehr als von dieser Hochzeit. Wir finden es beide sehr nett, dass Sie sich so einsetzen.«
»Ich finde, das ist das Mindeste, was ich tun kann.«
Er hielt meinen Blick fest, ohne etwas zu erwidern. Ich hatte auf
einmal das Gefühl, dass dieser Mann mich sehr gut verstand, obwohl
wir uns kaum kannten. Irgendwie war das befremdlich, aber ich hätte
mich wahrlich nicht zu wundern brauchen. Als Pastor fragten ihn
sicher viele Menschen um Rat, und ich spürte bei ihm die Güte eines
Mannes, der gelernt hatte, aufmerksam zuzuhören, sich in andere
Menschen hineinzuversetzen und mit ihnen zu fühlen. Er war ein
Mensch, den jeder gern zu seinen Freunden zählen wollte.
Als könne er meine Gedanken lesen, lächelte er. »Also, dann - um
acht Uhr?«
»Früher wäre es zu heiß, meinen Sie nicht?«
»Es wird auch dann noch heiß sein. Aber ich glaube nicht, dass es
die Leute stören wird.« Er deutete auf das Haus. »Ich bin froh, dass
Sie endlich etwas unternehmen. Das Haus ist ein Juwel.«
»Das finde ich auch.«
Er
Weitere Kostenlose Bücher