Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Tag wie ein Leben

Ein Tag wie ein Leben

Titel: Ein Tag wie ein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
Vom Netzwerk:
fühlte er
sich wohl. Es war nicht zu übersehen, dass die anderen Bewohner ihn
vermisst hatten - bei jeder offenen Tür winkte er zur Begrüßung, sagte ein paar Worte und versprach, später vorbeizukommen und noch
etwas vorzulesen.
Er ließ nicht zu, dass ich ihn stützte, also ging ich wenigstens dicht
neben ihm. Er wirkte weniger sicher auf den Beinen als sonst, und
erst als wir das Gebäude schon verlassen hatten, begann ich daran zu
glauben, dass er es aus eigener Kraft bis zum Teich schaffen würde.
Bei unserem Tempo brauchten wir allerdings ziemlich lange, und
unterwegs stellte ich mit Erleichterung fest, dass die gefährliche
Wurzel entfernt worden war. Hatte Kate ihre Brüder ermahnt, es nur
ja nicht zu vergessen, oder hatte einer von ihnen selbst daran gedacht?
Wir setzten uns auf die Bank und ließen den Blick über das Wasser
schweifen. Aber wo war der Schwan? Sicher versteckte er sich irgendwo im Schilf. Ich lehnte mich zurück, und Noah begann, das
Brot in kleine Stücke zu zerteilen.
»Ich habe vorhin gehört, was du Kate vom Haus erzählt hast«, sagte
er. »Wie geht es meinen Rosen?«
»Der Rosengarten ist noch nicht ganz fertig, aber es wird dir bestimmt gefallen, was die Gärtner machen.«
Er stapelte die Brotstückchen auf seinem Schoß. »Der Garten war
mir immer sehr wichtig. Er ist fast so alt wie du.«
»Wirklich?«
»Ja, die ersten Büsche wurden im April 1951 gepflanzt.« Noah
nickte, als wolle er sich selbst die Richtigkeit dieses Datums bestätigen. »Ich musste im Laufe der Zeit immer wieder neue Büsche kaufen, aber damals habe ich das Muster entworfen und angefangen,
daran zu arbeiten.«
»Jane hat mir erzählt, dass du Allie damit überrascht hast, weil du
ihr zeigen wolltest… wie sehr du sie liebst.«
Er schnaubte. »Das ist nur ein Teil der Geschichte. Aber es wundert
mich nicht, dass Jane es so sieht. Manchmal habe ich den Eindruck,
Jane und Kate denken, ich hätte jede freie Minute damit verbracht,
mich irgendwie um Allie zu bemühen.«
»Willst du damit sagen, das stimmt nicht?«
Noah lachte. »Ja, natürlich stimmt es nicht! Wir haben uns auch
immer wieder gestritten, genau wie andere Leute. Wir waren nur sehr
begabt in Sachen Versöhnung. Aber was den Rosengarten betrifft -
da haben die beiden Mädchen fast Recht.« Er legte das Brot beiseite.
»Ich habe ihn angelegt, als Allie mit Jane schwanger war. In den ersten Monaten wurde ihr dauernd übel. Ich hatte erwartet, es wäre nach
ein paar Wochen vorbei, aber nein - an manchen Tagen konnte sie
kaum aufstehen. Der Sommer stand vor der Tür, und ich wusste genau, dass sich ihr Zustand dann noch verschlimmern würde. Also
wollte ich dafür sorgen, dass sie von ihrem Fenster aus immer etwas
Schönes sehen konnte.« Noah blinzelte in die Sonne. »Hast du gewusst, dass es anfangs nur ein Herz war, keine fünf?«
Ich zog erstaunt die Augenbrauen hoch. »Nein.«
»Ich hatte es nicht so geplant, aber nach Janes Geburt fand ich, dass
das Herz irgendwie mickrig aussah. Daraufhin habe ich mir vorgenommen, ein paar zusätzliche Büsche zu pflanzen, um es aufzufüllen. Aber ich habe das Vorhaben immer wieder verschoben, weil
schon das erste Herz so viel Arbeit gewesen war, und als ich mich
schließlich daran machte, war Allie wieder schwanger. Als sie sah,
was ich tat, dachte sie natürlich, es hätte etwas mit ihrer Schwangerschaft zu tun. Sie fing gleich an zu schwärmen, wie lieb das von mir
sei. Und danach stand ich unter Zugzwang, es gab kein Zurück mehr.
Das meine ich, wenn ich sage, es stimmt nicht ganz, dass der Rosengarten ein reiner Liebesbeweis ist. Das erste Herz war eine romantische Geste, aber beim letzten war es eigentlich nur noch eine Verpflichtung. Rosen sind enorm schwierig. Nicht nur das Pflanzen,
sondern vor allem auch die Pflege. Solange sie jung sind, schießen
sie hoch, und man muss sie ständig in Form schneiden. Jedes Mal,
wenn sie anfingen zu blühen, musste ich mit meiner Gartenschere
losziehen, und ich war davon überzeugt, dass der Garten nie so aussehen würde, wie ich ihn haben wollte. Und außerdem habe ich mir
ständig wehgetan! Die Dornen sind ganz schön spitz. Dauernd bin
ich mit verbundenen Händen herumgerannt - die reinste Mumie!«
Ich grinste. »Aber Allie hat sich sicher über deinen unerschrockenen Einsatz gefreut, oder?«
»Ja, natürlich. Jedenfalls eine Weile lang. Aber irgendwann sagte
sie, ich solle das ganze Ding umgraben.«
Zuerst glaubte ich, mich

Weitere Kostenlose Bücher