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Ein Tag wie ein Leben

Ein Tag wie ein Leben

Titel: Ein Tag wie ein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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spielte. Sie wirkte unglaublich elegant. Mit einer Handbewegung gab
ich dem Chauffeur zu verstehen, er könne nun wieder fahren.
Fast lautlos entfernte sich die Limousine, während ich zu Jane trat.
Ich musste meinen ganzen Mut zusammennehmen, um sie anzusprechen.
»Du siehst wunderbar aus«, sagte ich.
Sie wandte sich mir zu. Jetzt lächelte sie richtig. »Vielen Dank«,
sagte sie. Offensichtlich erwartete sie, dass ich weitersprechen würde, und als ich schwieg, fragte sie leise: »Darf ich die Binde abnehmen?«
Ich schaute mich noch einmal um, weil ich mich versichern wollte,
dass auch wirklich alles so aussah, wie ich es geplant hatte.
»Ja«, antwortete ich ebenso leise.
Sie zupfte an dem Knoten, er löste sich, der Schal fiel zu Boden. Es
dauerte einen Moment, bis sich ihre Augen dem Licht angepasst hatten. Sie schaute zuerst zu mir, dann zum Haus, dann wieder zu mir.
Ich trug einen neuen, maßgeschneiderten Smoking. Jane blinzelte, als
wäre sie gerade aus einem Traum erwacht.
»Ich dachte, du würdest vielleicht gern wissen, wie es am Wochenende hier aussieht.«
Mit scheuem Blick versuchte sie, die ganzen Eindrücke in sich aufzunehmen. Sogar aus der Entfernung sah das Anwesen zauberhaft
aus. Unter dem nachtblauen Himmel schimmerte viel versprechend
das weiße Zelt, die Scheinwerfer im Rosengarten warfen filigrane
Schatten und brachten zugleich die herrlich satten Farben der Blüten
zum Leuchten. Der Springbrunnen glitzerte im Mondlicht.
»Wilson… das ist… ich bin fassungslos!«, stammelte Jane.
Zärtlich nahm ich sie an der Hand. Ein Hauch ihres neuen Parfüms
umwehte sie, und ich entdeckte die kleinen Diamantohrringe. Dunkler Lippenstift betonte ihre vollen Lippen.
Sie musterte mich voller Staunen. »Aber wie hast du… es waren ja
nur zwei Tage!«
»Ich habe dir doch versprochen, dass es klappen wird«, sagte ich.
»Und du weißt, was Noah gesagt hat - schließlich gibt es hier nicht
jeden Tag eine Hochzeit.«
Erst jetzt schien sie meine Kleidung wahrzunehmen. Sie trat einen
Schritt zurück.
»Du trägst ja einen Smoking!«
»Ich habe ihn fürs Wochenende gekauft, aber ich dachte, ich könnte
ihn ja schon mal eintragen.«
Sie musterte mich von Kopf bis Fuß. »Du siehst toll aus - wirklich
toll!«
»Du klingst überrascht.«
»Bin ich auch«, antwortete sie schnell, doch dann wurde ihr die
Bedeutung ihrer Worte bewusst. »Ich meine - ich wollte sagen, ich
bin nicht überrascht, dass du so gut aussiehst, ich war nur nicht auf
diese stilvolle Kleidung gefasst.«
»Ich nehme es als Kompliment.«
Jane lachte. »Soll es auch sein. Aber jetzt würde ich mir gern mal
alles aus der Nähe ansehen.«
Nathan Little hatte Recht behalten: Es sah wirklich alles großartig
aus. Zwischen den Eichen und Zypressen wirkte das strahlend weiße
Zelt wie eine Erscheinung aus einer anderen Welt. Die weißen Stühle
waren wie bei einem Orchester in leicht geschwungenen Reihen aufgestellt, wodurch die Form des Rosengartens aufgegriffen wurde.
Die Stühle blickten alle zur Laube, die den Betrachter mit ihren Lichterketten und den Glyzinien verzauberte. Und Blumen, überall Blumen, so weit das Auge reichte.
Langsam ging Jane den Gang hinunter. Ich wusste, dass sie vor ihrem inneren Auge die versammelten Gäste sah und sich ausmalte,
wie Anna hier entlangschritt. Als sie sich zu mir umdrehte, drückte
ihr Gesicht immer noch fassungsloses Staunen aus.
»Ich hätte nie gedacht, dass es so fantastisch werden könnte.«
Ich räusperte mich. »Sie haben ihre Sache gut gemacht, die Gärtner
und die Handwerker, stimmt’s?«
Sie schüttelte feierlich den Kopf. »Nein«, sagte sie. »Du hast deine
Sache gut gemacht.«
Als wir das Ende des Gangs erreichten, ließ Jane meine Hand los
und ging zur Laube, während ich stehen blieb. Sie betastete das Gitterwerk, die Blumen, die Lichterketten. Dann wanderte ihr Blick zum
Rosengarten.
»Er sieht aus wie früher«, murmelte sie.
Während sie um die Laube schlenderte, fiel mein Blick auf ihr
Kleid. Es umschmeichelte ihre Figur, ihre aufreizenden Rundungen,
die ich so gut kannte. Wie kam es, dass es mir bei diesem Anblick
immer noch den Atem verschlug? Woran lag das? Daran, dass sie
solch ein wunderbarer Mensch war? An unserem gemeinsamen Leben? Seit unserer ersten Begegnung waren viele Jahre vergangen,
aber Janes Wirkung auf mich hatte nicht nachgelassen, im Gegenteil,
sie war eher stärker geworden.
Wir gingen zum Rosengarten, um das äußere der konzentrischen

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