Ein Tag wie ein Leben
Personen auftauchte und das Haus mit Beschlag belegte. Da im Untergeschoss im Wohnzimmer bereits die
Maler am Werk waren, schleppten die Putzleute Eimer, Schrubber,
Wischlappen und Reinigungsmittel in den Flur und nahmen Küche,
Treppenhaus, Badezimmer, Fenster sowie die oberen Räume in Angriff, zügig und effizient. Außerdem wurden alle Betten frisch bezogen - die Wäsche hatte ich aus unseren Schränken mitgebracht. Nathan stellte in jedem Zimmer frische Blumen auf.
Keine Stunde war vergangen, als schon der nächste Lastwagen vorfuhr. Mehrere Männer luden Klappstühle ab und stellten sie in Reihen auf. Bei der Laube wurden Löcher gegraben, in die Tröge mit
vorgezogenen Glyzinien versenkt wurden, die purpurfarbenen Blüten
wurden durch das Gitterwerk gefädelt und festgebunden. Jenseits der
Laube sah man den Rosengarten, der jetzt nicht mehr verwildert aussah, sondern in üppiger Farbenpracht erstrahlte.
Trotz der optimistischen Wettervorhersage - strahlender Sonnenschein, wolkenloser Himmel - hatte ich ein Zelt bestellt, man konnte
ja schließlich nie wissen, und zudem würde es den Gästen Schatten
spenden. Im Verlauf des Vormittags wurde dieses schneeweiße Zelt
nun aufgestellt. Danach versenkten die Männer weitere Glyzinientöpfe im Boden und schlangen Pflanzen zwischen weißen Lichterketten um die Zeltstangen.
Der Mann mit dem Druckstrahlreiniger säuberte auch den Springbrunnen im Zentrum des Rosengartens. Als ich den Brunnen nach
der Mittagspause anstellte, begann er sofort zu gurgeln und zu sprudeln, der aufsteigende Strahl ergoss sich über die drei Becken und
plätscherte wie ein kleiner Wasserfall.
Der Klavierstimmer traf ein und verbrachte drei Stunden mit dem
Instrument, auf dem lange niemand mehr gespielt hatte. Als er fertig
war, wurden Spezialmikrophone installiert, damit man die Musik
zuerst bei der Zeremonie und später beim Empfang hören konnte.
Zusätzliche Lautsprecher und Mikrophone würden dafür sorgen, dass
der Pastor während der Feier von allen verstanden und die Musik in
jedem Winkel des Hauses gehört wurde.
Im großen Wohnzimmer wurden die Tische aufgestellt - frei blieb
eine Tanzfläche vor dem Kamin. Jeder Tisch wurde mit einem weißen Tischtuch bedeckt. Kerzen und Blumenschmuck erschienen wie
von Zauberhand, und als die Leute vom Restaurant eintrafen, mussten sie nur noch die Stoffservietten zu Schwänen falten, um die
Tischdekoration zu vervollkommnen.
Ich erinnerte die zuständigen Leute noch einmal daran, dass ich einen Einzeltisch draußen auf der hinteren Veranda gedeckt haben
wollte. Auch diese Bitte wurde umgehend erfüllt.
Zum krönenden Abschluss stellten die Gärtner eingetopfte Hibiskussträucher, mit Lichterketten verziert, in die Zimmerecken, um
dem Raum eine ganz besondere Note zu verleihen.
Gegen drei Uhr waren sämtliche Arbeiten mehr oder weniger abgeschlossen. Alle Helfer beluden wieder ihre Fahrzeuge, die Gärtner
räumten noch auf und legten letzte Hand an. Zum ersten Mal, seit das
Unternehmen »Hausputz« gestartet worden war, stand ich schließlich
allein im Salon. Ich fühlte mich fantastisch - die Aktivitäten der letzten beiden Tage waren zwar hektisch gewesen, aber alles hatte einwandfrei geklappt, und selbst ohne Möbel erinnerten mich die Räume an die wunderbaren Jahre, als das Haus noch bewohnt gewesen
war.
Ich blickte dem Fahrzeugkorso nach, der sich langsam entfernte.
Eigentlich hätte ich ebenfalls aufbrechen müssen.
Ob Jane wohl über unsere Verabredung am Abend nachdachte?
Wahrscheinlich blieb ihr gar keine Zeit dafür, weil sie im Stress war.
Und weil sie mich so gut kannte, erwartete sie garantiert keine ausgetüftelte Überraschung. Ich hatte es im Laufe der Jahre geschafft, ihre
Erwartungen herunterzuschrauben, aber gerade deswegen hoffte ich
jetzt, dass das, was ich mir für sie ausgedacht hatte, sie umso mehr
beeindrucken würde.
Als ich mir das Haus noch einmal von außen anschaute, wurde mir
erst richtig bewusst, dass die vielen Monate, die ich mit der Vorbereitung für unseren Hochzeitstag verbracht hatte, jetzt bald zu Ende
gingen. Es war gar nicht leicht gewesen, meine Pläne vor Jane geheim zu halten. Doch jetzt, da der große Abend unmittelbar bevorstand, merkte ich, dass fast alles, was ich mir für Jane und mich ersehnt hatte, bereits in Erfüllung gegangen war. Ursprünglich hatte ich
mein Geschenk als eine Art Neuanfang betrachtet -aber war es nicht
eher wie das Ende einer Reise,
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