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Ein Todsicherer Job

Ein Todsicherer Job

Titel: Ein Todsicherer Job Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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sagte Charlie und war nicht sicher, was er sagen sollte. Diese Kollektion war einige Nummern zu groß für ihn.
    »Nein, Sie verstehen keineswegs, junger Mann. Sie können es gar nicht verstehen. Emily war mein Leben. Ich bin morgens für sie aufgestanden, bin für sie zur Arbeit gegangen, habe für sie ein Unternehmen aufgebaut. Ich konnte es kaum erwarten, abends nach Hause zu kommen, um ihr zu erzählen, wie mein Tag war. Ich bin mit ihr zu Bett gegangen und habe von ihr geträumt, wenn ich schlief. Ihr galt meine ganze Leidenschaft, sie war meine Frau, mein bester Freund, die Liebe meines Lebens. Und eines Tages, völlig überraschend, war sie nicht mehr da, und mein Leben war leer. Das können Sie unmöglich verstehen.«
    Doch Charlie verstand. »Haben Sie Kinder, Mr. Mainheart?«
    »Zwei Söhne. Sie kamen zur Beerdigung, dann sind sie wieder zu ihren Familien gefahren. Sie haben mir angeboten, alles zu tun, was in ihrer Macht steht, aber...«
    »Das können sie nicht«, beendete Charlie den Satz für ihn. »Niemand kann das.«
    Jetzt blickte der alte Mann zu ihm auf, mit einer Miene, die so leer und traurig war wie ein mumifizierter Bluthund. »Ich möchte nur noch sterben.«
    »Sagen Sie so was nicht«, sagte Charlie, weil man so was sagte. »Das Gefühl geht vorbei.« Was er sagte, weil das alle zu ihm sagten. Er gab nur schwachsinnige Klischees von sich.
    »Sie war... « Es klang, als müsste Mainheart gleich schluchzen. Ein starker Mann, von Trauer überwältigt und verlegen, weil man es ihm ansah.
    »Ich weiß«, sagte Charlie und dachte, dass in seinem Herzen Rachel diesen Platz einnahm. Wenn er sich in der Küche umdrehte, um ihr etwas zu sagen, und sie war nicht da, dann blieb ihm nach wie vor die Luft weg.
    »Sie war...«
    »Ich weiß«, unterbrach Charlie, um dem alten Mann beizustehen, denn er wusste, was Mainheart empfand. Sie war ihm Sinn und Licht und Ordnung, und seit sie nicht mehr da ist, lasten Chaos und Finsternis auf ihm wie eine bleierne Wolke.
    »Sie war unfassbar dämlich.«
    »Wie?« Charlie blickte so abrupt auf, dass ein Halswirbel knackte. Das hatte er nicht kommen sehen.
    »Die dusselige Kuh hat Silikongel gegessen«, sagte Mainheart ebenso genervt wie gequält.
    »Was?« Charlie schüttelte den Kopf, als hätte er was im Ohr. »Silikongel. «
    »Was?«
    »Silikongel, Silikongel, Silikongel! Sie Vollidiot!«
    Charlie fühlte sich, als sollte er ihm ebenfalls den Namen von irgendwelchem obskuren Zeugs an den Kopf knallen: Selber Berylliumoxid! Berylliumoxid! Berylliumoxid! Stattdessen sagte er: »Das Zeug, aus dem künstliche Brüste sind? Das hat sie gegessen?« Das Bild einer gut gekleideten, älteren Dame, die an einem Löffel mit schwabbeligem, künstlichem Brustpudding schlürfte, taumelte wie ein stotternder Albtraum durch seine Hirnlappen.
    Mainheart kam vor dem Frisiertisch auf die Beine. »Nein, die kleinen Päckchen von diesem Zeug, das elektronischen Geräten und Kameras beiliegt.«
    »Das Nicht-zum-Verzehr-geeignet -Zeug?«
    »Genau.«
    »Aber es steht doch auf der Packung... Sie hat es gegessen?«
    »Ja. Der Kürschner hat solche Päckchen zu ihren Pelzen gelegt, als dieser Schrank gebaut wurde.« Mainheart deutete darauf.
    Charlie wandte sich um, und hinter der großen Schranktür, durch die sie eingetreten waren, befand sich eine beleuchtete Vitrine – darin hing ein gutes Dutzend Pelzmäntel. Vermutlich besaß diese Vitrine ihre eigene Klimaanlage zur Regelung der Luftfeuchtigkeit, doch das war es nicht, was Charlie auffiel. Selbst im indirekten Neonlicht dieser Vitrine war nicht zu übersehen, dass einer der Mäntel rot leuchtete und pulsierte. Langsam wandte er sich wieder zu Mainheart um, gab sich alle Mühe, nicht hektisch zu reagieren, wusste allerdings nicht so genau, was in diesem Fall wohl eine Überreaktion sein mochte, und so versuchte er, ganz ruhig zu klingen, wollte sich aber auch keinen Scheiß erzählen lassen.
    »Mr. Mainheart, ich weiß um Ihren Verlust, aber geht hier noch etwas vor sich, von dem Sie mir nichts erzählen?«
    »Tut mir leid, ich weiß nicht, was Sie meinen.«
    »Ich meine...«, sagte Charlie, »...warum haben Sie von allen Secondhandläden der Bay Area ausgerechnet mich angerufen? Es gibt erheblich qualifiziertere Leute, wenn es um eine Kollektion von solcher Größe und Qualität geht.« Charlie trat an die Pelzvitrine und riss die Tür auf. Sie machte fluuf-fah, wie die Gummidichtung einer Kühlschranktür. Er nahm die leuchtende

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