Ein Todsicherer Job
der Hintertür zu schaffen. Eine Sekunde später kam Charlie herein, ziemlich außer Atem, hier und da etwas verschmiert, mit zerrissenem, blutigem Ärmel.
»Asher«, sagte Lily, »du bist verletzt.« Eilig machte sie seinen Sessel frei, während Ray ihn bei den Schultern nahm und auf den Stuhl drückte.
»Mir geht’s gut«, sagte Charlie. »Halb so schlimm.«
»Ich hol den Erste-Hilfe-Kasten«, sagte Ray. »Zieh ihm die Jacke aus, Lily. «
»Mir geht’s gut«, sagte Charlie. »Hör auf, von mir zu reden, als wäre ich nicht da.«
»Er phantasiert«, sagte Lily und versuchte, ihn aus seiner Jacke zu bekommen. »Hast du Schmerztabletten, Ray?«
»Ich brauch keine Schmerztabletten«, sagte Charlie.
»Halt die Klappe, Asher. Die sind nicht für dich«, sagte Lily harsch wie immer, dann fiel ihr das Buch ein, Rays Geschichte, die Zettel an den Sachen im Hinterzimmer, und ihr lief ein kalter Schauer über den Rücken. Vielleicht war Charlie Asher gar nicht der hilflose Waschlappen, für den sie ihn immer gehalten hatte. »Entschuldige, Boss, wir wollen dir nur helfen.«
Ray kam mit einem kleinen Erste-Hilfe-Plastikkasten aus dem Laden zurück. Er krempelte Charlies Ärmel auf und begann, die Wunden mit Watte und Alkohol zu reinigen. »Was ist passiert?«
»Nichts«, sagte Charlie. »Ich bin ausgerutscht und auf dem Schotter hingefallen.«
»Die Wunden sind ziemlich sauber. Ohne Steinchen. Das war ja ein seltsamer Sturz.«
»Lange Geschichte«, seufzte Charlie. »Autsch!«
»Was war das denn für ein Lärm da draußen?«, fragte Lily, die dringend eine rauchen musste, sich aber nicht losreißen konnte. Es war ihr unvorstellbar, dass Charlie Asher der Auserwählte sein sollte. Wie konnte das sein? Er war so, so, so... unwürdig. Er verstand den dunklen Unterleib des Lebens nicht wie sie. Und doch sah er die Dinge leuchten. Er war es. Sie war geknickt.
»Das waren nur die kaiserlichen Hunde, die eine Möwe aus dem Müllcontainer gejagt haben. Keine große Sache. Ich bin in Pacific Heights von einer Veranda gefallen.«
»Der Nachlass«, sagte Ray. »Wie ist es gelaufen?«
»Nicht so gut. Der Ehemann war untröstlich und hatte einen Herzinfarkt, während ich dabei war.«
»Soll das ein Witz sein?«
»Nein, der Gedanke an seine Frau hat ihn irgendwie überwältigt, und er ist zusammengebrochen. Ich habe versucht, ihn wiederzubeleben, bis der Notarzt kam und ihn mit ins Krankenhaus genommen hat.«
»Und ... «, sagte Lily, »hast du die – äh – hast du was Besonderes bekommen?«
»Wie?« Charlies Augen wurden groß. »Was meinst du? Da gab es nichts Besonderes.«
»Ganz ruhig, Boss. Ich wollte doch nur wissen, ob wir Omas Klamotten kriegen.« Er ist es , dachte Lily.
Charlie schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht. Es ist so absonderlich. Die ganze Sache ist absonderlich.« Er schüttelte sich, als er das sagte.
»Inwiefern absonderlich?«, sagte Lily. »Cool und düster absonderlich oder nur absonderlich, weil du Asher bist und sowieso meistens neben der Spur?«
»Lily!«, fuhr Ray sie an. »Hau ab! Geh Staub wischen!«
»Du bist nicht mein Boss, Ray. Ich äußere nur meine Besorgnis.«
»Ist schon okay, Ray.« Charlie sah aus, als dachte er darüber nach, wie – genau – »absonderlich« zu definieren wäre, ohne dass ihm etwas Sinnvolles einfallen wollte. Schließlich sagte er: »Also, vor allem ist der Nachlass dieser Frau ein paar Nummern zu groß für uns. Er hat gesagt, er hätte angerufen, weil wir im Telefonbuch bei den Secondhandläden ganz oben stehen, aber er schien mir nicht die Sorte Mann zu sein, der so was tun würde.«
»Das ist nicht so absonderlich«, sagte Lily. Gib es doch einfach zu , dachte sie.
»Du hast gesagt, er war untröstlich«, sagte Ray, während er Wundsalbe auf Charlies Verletzungen tupfte. »Vielleicht war er einfach anders.«
»Ja, und außerdem war er wütend auf seine Frau und darauf, wie sie gestorben ist.«
»Wie denn?«, fragte Lily.
»Sie hat Silikongel gegessen«, sagte Charlie.
Lily sah Ray an, suchte nach einer Erklärung, denn Silikongel klang irgendwie nach Pornos, was Rays Spezialgebiet zu sein schien. Ray sagte: »Das ist dieses Trockenmittel, das man elektronischen Geräten und allem beilegt, was auf Feuchtigkeit empfindlich reagiert.«
»Dieses Nicht-zum-Verzehr-geeignet -Zeug?«, sagte Lily. »Oh, mein Gott, ist das blind! Jedes Kind weiß, dass das Nicht-zumVerzehr-geeignet -Zeug nicht zum Verzehr geeignet ist.«
Charlie sagte: »Mr.
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