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Ein Todsicherer Job

Ein Todsicherer Job

Titel: Ein Todsicherer Job Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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musste.«
    »Du meinst also, wenn jemand so plötzlich stirbt, kommt es zu dieser Sache mit dem Gesichter-Einklang?«
    »Ich weiß nicht. Wahrscheinlich ist es gar kein bewusster Vorgang. Für dich vielleicht noch eher als für Mom. Weißt du, was ich meine? Du hast das Gefühl, als müsstest du alles richtig stellen, weil sie bald nicht mehr da ist, und das kann sehr frustrierend sein.«
    »Und was passiert, wenn sie das alles nicht zusammenbringt, bevor sie stirbt? Was passiert, wenn ich es nicht tue?«
    »Ich glaube, du bekommst eine zweite Chance.«
    »Ach, ja? Reinkarnation? Wie bei Jesus und so?«
    »Ich glaube, es gibt so einiges, was nicht im Buch der Bücher steht. In keinem Buch.«
    »Woher kommt das alles? Ich hatte nie den Eindruck, als wärst du spirituell. Du wolltest ja nicht mal Yoga mit mir machen.«
    »Yoga wollte ich mit dir nicht machen, weil ich so ungelenkig bin – nicht, weil ich nicht spirituell wäre.«
    Sie waren bei der Tür angekommen, und als Charlie sie öffnete, seufzte sie wie ein Kühlschrank. Als sie dann hinaus auf die Veranda traten, merkte er, wieso, denn eine Woge von vierundvierzig Grad Hitze schlug ihnen entgegen.
    »Meine Fresse, hast du aus Versehen die Tür zur Hölle aufgemacht?«, sagte Jane. »So dringend muss ich gar nicht rauchen. Geh rein, geh rein, geh rein!« Sie schob ihn ins Haus zurück und machte die Tür zu. »Das ist ja scheußlich. Warum sollte irgendwer in diesem Klima leben wollen?«
    »Ich bin verwirrt«, sagte Charlie. »Hast du jetzt wieder angefangen zu rauchen oder nicht?«
    »Eigentlich nicht«, sagte Jane. »Ich rauch nur manchmal eine, wenn ich gestresst bin. Als würde ich dem Tod die lange Nase zeigen. Ist dir nicht auch mal danach zumute gewesen?«
    »Wenn du wüsstest«, sagte Charlie.
     
    Da Charlie und Jane im Haus waren, schickten sie die Hospizschwester über Nacht nach Hause und wechselten sich in VierStunden-Schichten an Lois’ Bett ab. Charlie gab seiner Mutter die Medikamente, wischte ihr den Mund ab, fütterte sie mit dem Wenigen, was sie zu sich nehmen wollte, meist nur schlückchenweise Wasser oder Apfelsaft, und hörte ihr zu, wie sie darüber klagte, dass sie nicht mehr so hübsch aussah wie früher, da sie sich als große Schönheit in Erinnerung hatte, die Ballkönigin, bevor er überhaupt geboren war, ein Objekt der Begierde, was ihr deutlich besser gefiel als Ehefrau oder Mutter oder irgendeins der vielen anderen Gesichter, die sie in ihrem Leben getragen hatte. Manchmal jedoch wandte sie ihre Aufmerksamkeit tatsächlich ihrem Sohn zu...
    »Ich habe dich geliebt, als du ein kleiner Junge warst. Ich habe dich in die Cafés von North Beach mitgenommen, und alle Welt hat dich vergöttert. Du warst so süß. Hübsch. Wir beide.«
    »Ich weiß.«
    »Weißt du noch, wie du alle Cornflakes aus den Kartons geschüttelt hast, um an das Spielzeug zu kommen? Ein kleines U-Boot, glaube ich. Weißt du noch?«
    »Ich weiß, Mom.«
    »Damals waren wir uns nah.«
    »Ja, das waren wir.«
    Dann nahm Charlie ihre Hand und ließ ihr die Erinnerung an große Zeiten, die sie nie wirklich gehabt hatten. Es war längst zu spät, Fakten richtig zu stellen und Eindrücke zu korrigieren.
    Wenn sie erschöpft war, ließ er sie schlafen, saß neben ihrem Bett und las im Licht einer Taschenlampe. Er war in einen Kriminalroman versunken, als mitten in der Nacht die Tür aufging und ein zierlicher Mann von etwa fünfzig Jahren hereingeschlichen kam, stehen blieb und sich umsah. Er trug Turnschuhe und schwarze Jeans, ein langärmliges T-Shirt, und wäre da nicht die übergroße Drahtbrille gewesen, hätten ihm eigentlich nur eine Handgranate und ein Survival-Messer gefehlt, und er hätte wie ein Einzelkämpfer im Einsatz ausgesehen.
    »Schön leise sein«, sagte Charlie sanft. »Sie schläft.«
    Der kleine Mann sprang gut einen halben Meter in die Luft und landete in der Hocke. Er atmete schwer, und Charlie fürchtete schon, er würde gleich in Ohnmacht fallen, wenn er sich nicht entspannte.
    »Ist schon okay. Es liegt in der obersten Schublade dieser Kommode da drüben. Es ist eine indianische Halskette. Nehmen Sie sie mit.«
    Der kleine Mann versteckte sich hinter der Tür, dann spähte er um die Ecke. »Sie können mich sehen?«
    »Ja.« Charlie legte sein Buch beiseite, stand von seinem Stuhl auf und trat an die Kommode.
    »Oh, das ist schlimm. Das ist wirklich, wirklich schlimm.« »So schlimm nun auch wieder nicht«, sagte Charlie.
    Der kleine Mann

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