Ein toedlicher Plan
Gegenseite. »Verschwindet der Wechsel doch genau in diesem Moment, damit sich auch nicht mehr feststellen lässt, ob er überhaupt ordnungsgemäß ausgestellt wurde.«
Reece dreht sich zu ihm um. »Wollen Sie damit andeuten, dass die Banque Genève einen falschen Wechsel ausgestellt und daraufhin Ihrem Mandanten trotzdem fünfundzwanzig Millionen geliehen hat?«
Der Angesprochene setzt eine gekränkte Miene auf. »Mr. Hanover erklärt, dass die Bank auf einer inkorrekten Zahlungseinstellung besteht und ihr Geld allein aus dem Grund zurückhaben will, weil die Zinsen inzwischen deutlich gestiegen sind und sie die Summe anderswo günstiger verleihen kann.«
»Gentlemen, eine Besprechung mit dem Richter dient nicht dem Zweck, die gegenseitigen Standpunkte vorzubringen. Mr. Reece, Ihr Vorgehen ist recht ungewöhnlich. Wenn es bei einer Klage um einen Wechsel geht, ist dafür die Vorlage des Originaldokuments unabdingbar. Wenn Sie keine glaubhaften Gründe vorbringen können, warum sich der Wechsel nicht mehr in Ihrem Besitz befindet, kann ich eine Kopie desselben als Beweismittel nicht zulassen.«
Daraufhin verkündet der Anwalt der Gegenseite: »Euer Ehren, ich kann nur zu dem Schluss kommen, dass die Anklage hinfällig geworden ist.«
Der Richter ignoriert ihn und erklärt zu Reece gewandt: »Die Sache ist sehr ernst.«
Reece entgegnet ganz ruhig: »Ich würde gerne andere Beweismittel vorlegen, die einwandfrei die Existenz des Wechsels bestätigen.«
»Euer Ehren«, sagt Hanovers Anwalt, »ich möchte darauf hinweisen, dass es Mr. Reeces Mandant war, der diese Klage angestrengt hat und behauptet, der Wechsel sei ordnungsgemäß ausgestellt. Damit obliegt es seiner Verantwortung, das Original vorzulegen. Ich habe aus dem ganzen Land Zeugen einfliegen lassen. Und ich habe Sachverständige beauftragt, die mich tausend Dollar am Tag kosten.«
»Euer Ehren, es ist sehr wichtig, dass die Rechtsprechung nicht durch technische Fragen behindert wird«, erklärt Reece. »Der Wechsel ist doch nur ein Beleg für die geschuldete Summe, die, wie ich betonen möchte, von Hanover & Stiver noch nicht zurückgezahlt worden ist. Natürlich verlangt ein solches Verfahren, das Original vorzulegen, aber es gibt von dieser Regel auch Ausnahmen.«
»Mit allem gebührenden Respekt, Mr. Reece, ich erinnere mich an einen Fall, in dem das Original auch nicht aufzubringen war. Wie sich später herausstellte, hatte die Bank das fragliche Dokument bereits an eine dritte Seite weiterveräußert. Ich würde natürlich nie hier und jetzt behaupten, die Banque Genève hätte sich eines ähnlichen kriminellen Fehlverhaltens schuldig gemacht, aber solange Sie keine weiteren Beweise vorbringen können …«
Reece geht zu seinem Tisch und holt dort zwei Kopien von einem Memo. Als er zum Richtertisch zurückkehrt, sieht er, wie der Anwalt sich zu Lloyd Hanover umdreht. Er weiß natürlich nicht, was die beiden miteinander austauschen, aber er glaubt, bemerkt zu haben, dass der Verteidiger seinem Mandanten zugezwinkert hat. Er ignoriert es und händigt dem Richter und seinem Gegner je eine Kopie aus. »Ich erlaube mir, Sekundärbeweise für die Existenz des Dokuments vorzulegen. Wenn es Ihnen recht ist, vertagen wir um vierundzwanzig Stunden, damit mein verehrter Kollege Gelegenheit erhält, diese Beweismittel zu studieren …«
Hanovers Anwalt schüttelt energisch den Kopf. »Ihnen ist das Original abhanden gekommen, ich bin bereit für den Prozess. Versuchen Sie nicht, über mich den Fall in die Länge zu ziehen. Euer Ehren, ich beantrage einen Freispruch für meinen Mandanten.«
Der Richter betrachtet das Memo, das Reece ihm vorgelegt hat, lässt den Blick über den Gerichtssaal schweifen und erklärt einen Moment später: »Nein, ich werde Ihren Mandanten nicht freisprechen. Ich werde lediglich die Klage abweisen, damit Mr. Reece Gelegenheit erhält, zu einem späteren Zeitpunkt einen neuen Prozess anzustrengen. Wenn ich mir allerdings die finanzielle Lage vor Augen halte, in der sich der Beklagte befindet, bezweifle ich, dass dann für Ihren Mandanten noch viel zu holen sein wird, Mr. Reece.«
Hanovers Anwalt beginnt daraufhin mit den Formalitäten. »Euer Ehren, ich beantrage hiermit, die Klage abzuweisen …«
»Mitchell!«
Der Richter hebt den Kopf und blickt empört drein.
»Das ist meine Mitarbeiterin«, sagt Reece. »Vielleicht hat sie erfreuliche Neuigkeiten.«
Der Richter winkt Taylor zu sich.
»Es tut mir Leid, Euer Ehren«,
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