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Ein toedlicher Plan

Titel: Ein toedlicher Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Deaver
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gegeben, und ich darf wohl hinzufügen, dass ich dir gegenüber weitaus großzügiger gewesen bin als dein eigener Vater!«
    »Nein, Wendall, ich bin es leid, dass du ständig mein Leben kontrollierst.
Du
hast beschlossen, dass ich Jura studieren soll, und
du
hast beschlossen, dass ich dein Spion werden soll. Ich will nun endlich meine eigenen Entscheidungen treffen!«
    Claytons Entgegnung schnitt scharf wie ein Messer in Lillicks Innerstes. »Glaubst du kleiner Furz etwa, aus dir wird ein bedeutender Musiker? Der Mist, den du komponierst, ist nichts weiter als gequirlte Scheiße! Als ich mir den Quatsch einmal anhören musste, konnte ich kaum an mich halten, um nicht laut loszulachen.« Claytons donnernde Stimme ließ auf Lillicks Kaffee kleine symmetrische Ringe entstehen.
    Lillick lehnte sich zurück. Es überraschte ihn, dass Clayton die Beherrschung verloren hatte, und er bekam einen großen Schrecken, eine eigenartige Furcht, die er noch von früher kannte, als er sich nach Schulschluss nicht aus der Klasse getraut hatte, aus Angst, von jemandem verprügelt zu werden.
    »Wenn ich nicht wäre, hättest du hier nie und nimmer eine Anstellung gefunden, und wenn du dich auf den Kopf gestellt hättest. Ich bin derjenige, der die Miete für dein Apartment zahlt, und ich bin derjenige, der dir das Geld für diese lachhaften Orgeln und Computer gibt. Jetzt bitte ich dich, mir den einen oder anderen Gefallen zu tun – was nicht mehr als recht und billig ist –, und du schämst dich nicht, Nein zu sagen. Du gehörst mir, mein Lieber.«
    »Wendall!« Lillick schlug mit der Hand auf den Schreibtisch. »Das ist nicht fair. Ich habe schon sehr viel …«
    »Du gehörst mir, verdammt noch mal!« Clayton sprang auf und fuhr fort, ihn anzuschreien, aber Lillick hörte ihn nicht mehr. Seine Worte gingen unter in einem anderen Geräusch, das sogar Claytons Gebrüll übertönte: das durchdringende elektronische Heulen des Feuermelders, das leise begann, dann zu einem schrillen, hohen Ton aufstieg, abrupt aussetzte und sofort wieder von vorn begann.
    »Darf ich nach vorn kommen, Euer Ehren?«, fragt Mitchell Reece. Er steht vor dem Tisch der Klägerseite. Der Richter zeigt sich verblüfft. Die Eröffnungsplädoyers sind gerade gehalten worden. Zu einem so frühen Zeitpunkt ist es nicht üblich, dass die Anwälte nach vorn zum Richtertisch kommen. Und bislang hat sich nichts ereignet, was unbedingt zwischen dem Richter und den beiden Anwälten geklärt werden müsste.
    Der Richter hebt die Brauen. Der Anwalt von Hanover & Stiver steht auf und geht langsam nach vorn.
    Der Gerichtssaal ist nur zur Hälfte gefüllt. Reece hat zu seinem Missfallen feststellen müssen, dass ein paar Reporter erschienen sind. Er weiß nicht, was sie hierher geführt hat. Solche Fälle wie dieser hier interessieren sie für gewöhnlich nicht. Aber er hat Donald Burdick nicht auf den Zuschauerbänken entdeckt, und das erleichtert ihn. Auf der Anklagebank sitzt Lloyd Hanover, sonnengebräunt und herausgeputzt. Er hat sich das Haar nach vorn gekämmt, auch wenn nur ein paar dünne Strähnen in die Stirn hängen, und eine Miene blasierten Selbstvertrauens aufgesetzt.
    Als die beiden Anwälte vor dem Richtertisch stehen, sagt Reece: »Euer Ehren, die Beweislage ist eindeutig. Ich möchte Ihnen eine Kopie des fraglichen Dokuments präsentieren.«
    Hanovers Anwalt dreht langsam den Kopf und sieht Reece mit großen Augen an. Aber noch erstaunter als er ist der Richter, der Mitchell nun zuflüstert: »Sie können mir nicht das Original vorlegen?«
    Niemand auf der Geschworenenbank oder im Zuschauerraum bekommt etwas von dieser Unterhaltung mit, aber keinem im Saal bleibt die Verwunderung auf dem Gesicht des Richters verborgen. Die Reporter haben Blut geleckt und spitzen die Ohren.
    Der Anwalt der Gegenseite erklärt: »Kommt nicht infrage. Das kann ich nicht akzeptieren.«
    »Handelt es sich bei dem Dokument um einen ordnungsgemäßen Wechsel?«, will der Richter wissen.
    »Ja, Euer Ehren. Aber es gibt da einen Präzedenzfall …«
    »Ein ordnungsgemäßer Wechsel ist wie bares Geld«, erklärt Hanovers Anwalt. »Beweisen Sie mir, dass das Original vernichtet ist, ich meine, zeigen Sie mir zum Beispiel die Asche, dann lasse ich mit mir reden. Ansonsten beantrage ich, die Klage abzuweisen.«
    »Was ist mit dem Original geschehen?«, fragt der Richter.
    »Wir gehen davon aus, dass es gestohlen wurde.«
    »Na, ist das nicht ein Zufall«, bemerkt der Anwalt der

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