Ein toedlicher Plan
ihre Seele gefangen genommen. Wenn Donald Burdick sagte, dass man der Presse gegenüber erklären werde, Clayton habe aufgrund schwerer persönlicher Probleme seinem Leben ein Ende bereitet, dann war es eben so. Taylor begriff, wie machtlos sie gegen Männer wie Burdick, Reece oder Clayton war.
»Das ist sehr freundlich von Ihnen«, entgegnete Mrs. Clayton unbewegt. In Wahrheit meinte sie mit diesen Worten: Kommen Sie endlich zur Sache. Nach einer Weile ließ Mrs. Clayton sich dazu herab zu fragen: »Habe ich Sie auf der Beerdigung gesehen? Es waren so viele Menschen da.«
»Nein, ich bin nicht dort gewesen.« Taylor lehnte sich zurück.
Sie sah sich in dem Wohnzimmer um und staunte über die immensen Ausmaße. Die Decke war mindestens sechs Meter hoch. Der Raum erinnerte sie an alte hochherrschaftliche Anwesen oder an Paläste in England. »Ihr Mann war ein hervorragender Anwalt«, sagte sie schließlich.
»Vermutlich«, erwiderte die Witwe, den Blick intensiv auf die Tischplatte gerichtet, so als suchte sie die polierte Oberfläche nach Staubkörnern ab. »Aber wir haben nie viel über seinen Beruf geredet.«
Taylor zählte die Karos auf dem Teppich und versuchte herauszufinden, was das Bild darauf darstellte. Nach einer Weile erkannte sie das Motiv. Schlafende Hunde vor einem offenen Kamin in einer mittelalterlichen Burg.
Mrs. Clayton lachte kurz auf und fügte hinzu: »Wenn ich so darüber nachdenke, haben wir überhaupt selten über irgendetwas geredet.«
Taylor sah ihr ins Gesicht.
»Verzeihen Sie bitte«, sagte die Witwe, und nach einer Pause erklärte sie: »Die Wahrheit ist, ich bin ein wenig verwirrt. Ich kenne Sie nicht, Mrs. Lockwood, obwohl es durchaus möglich ist, dass wir einander schon einmal vorgestellt worden sind. Aber Sie scheint der Tod meines Mannes tatsächlich mitgenommen zu haben. Sie sind nicht wie die anderen Kriecher und Schmeichler, die seit seinem Ableben hier aufgetaucht sind. Oh, man konnte die Zufriedenheit deutlich in ihren Augen lesen. Man merkte ihnen sehr gut an, wie froh sie waren, dass er nicht mehr unter ihnen weilt. Und ich bin mir durchaus bewusst, wie sehr sie gegrinst und gelacht haben, wenn sie wieder fort waren und beim Bier zusammensaßen. Wissen Sie vielleicht, warum diese Menschen hierher gekommen sind?«
Taylor schwieg.
»Sie sind nur hier aufgetaucht, weil sie hofften, es würde sich dann in der Kanzlei herumsprechen, dass sie ihre Pflicht erfüllt hatten. Sie haben mir kondoliert, um damit ein paar Punkte zu machen, die sie auf dem Weg zur Partnerschaft gut gebrauchen können.« Mrs. Clayton drückte ihre Zigarette aus. »Verstehen Sie jetzt, Mrs. Lockwood, warum ich auf Beileidsbezeugungen skeptisch reagiere? Beileidsbezeugung, ein altmodisches Wort, nicht wahr? Also gut, ich bin skeptisch. Wie die Speichellecker haben sie sich aufgeführt … Und darin liegt eine ungeheure Ironie, denn anscheinend haben diese Kriecher die Situation überhaupt nicht begriffen. Sie sollten diesen Ort vielmehr wie eine Leprakolonie meiden, denn dies ist das Haus des Geschlagenen. Donald Burdick hat den Sieg davongetragen. Er hätte es nie und nimmer zugelassen, dass Wendall ihm die Kanzlei wegnimmt. Mein Mann war wie ein Stier. Brillant und großartig, aber im Grunde nur ein Stier. Und die Donald Burdicks sind die Toreros dieser Welt, die den Stieren das Schwert in den Nacken stoßen.
Jetzt verstehen Sie sicher, Mrs. Lockwood, warum Ihr Besuch mich etwas verwirrt. Sie sind keiner von den Speichelleckern, und Sie sind auch nicht gekommen, um Ihre Freude über Wendalls Ende bis zur Neige auszukosten. Ich erkenne deutlich, dass Sie ehrlich betroffen sind. Mag sein, dass Sie mit meinem Mann zusammengearbeitet haben, mag auch sein, dass Sie ihn für einen guten Anwalt hielten. Aber ich bezweifle doch sehr, dass Sie ihn geschätzt haben. Ich bin sogar davon überzeugt, dass Sie ihn nicht ausstehen konnten.«
Taylor schwieg noch immer und beobachtete, wie diese scharfsinnige, zierliche Frau sich mit ihren geröteten und knochigen Händen eine weitere Zigarette ansteckte. Fast hatte es den Anschein, als hätte der Rauch, der ihrem Mund entströmt war, all ihr Gewicht und ihre Gefühle mit sich genommen.
Als Taylor nach einer Weile noch immer nichts gesagt hatte, lachte Mrs. Clayton wieder. »Wie auch immer Ihre Motive aussehen mögen, ich begrüße Ihr Kommen. Und das meine ich ernst, meine Liebe. Ich hoffe, ich habe Sie nicht verletzt. Doch hegen Sie kein Mitgefühl für mich,
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