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Ein toedlicher Plan

Titel: Ein toedlicher Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Deaver
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und lassen Sie sich Wendalls Tod nicht zu nahe gehen. Ich für meinen Teil habe mich längst damit abgefunden. Vermutlich werde ich die Vertrautheit vermissen, die zwischen uns geherrscht hat. Sie müssen wissen, dass unser Bund keine Heirat im normalen Sinne war. Viel eher könnte man es als eine Fusion bezeichnen. Wir beide haben unsere Aktiva zusammengetan. Liebe? Hat es zwischen Williams Computing und RFC Industries Liebe gegeben, als sie fusionierten? Und damit nenne ich nur einen der Fälle, auf die Wendall so viel Zeit verwendet hat …« Mrs. Clayton blickte hinaus in den Park, auf die dürren Zweige und Äste, die im Licht des frühen Nachmittags blassgrün und weiß aussahen, und auf die Schneereste, die in den Schatten überlebt hatten. »Liebe … auch das ist ungeheuer ironisch. Der kalte, Ränke schmiedende Wendall, der Mann, der mit der Macht umging wie ein Broker an der Börse mit Aktien. Wissen Sie, warum er sich das Leben genommen hat? Wegen der Liebe.«
    »Wie meinen Sie das?«, hörte Taylor sich fragen.
    »Ja, die Liebe. Sie ist das Einzige, das Wendall nie begreifen oder kontrollieren konnte. Wie sehr wollte er Liebe. Sein wunder Punkt wie bei Ödipus oder Medea. Doch wie so vielen wunderbaren Menschen wurde sie ihm versagt. Er war abhängig von der Liebe wie ein Alkoholiker von der Flasche. Und so wie ein Alkoholiker auf Sauftour ist auch er losgezogen, zu seinen kleinen Flittchen. Er war ein überaus charmanter Mann, reich, voller Esprit und mit einer wunderbaren Haarpracht gesegnet. Wussten Sie, dass er sie sich gefärbt hat? Wendall war leider vorzeitig ergraut. Und alle waren hinter ihm her. Sind Sie nicht ein Filmstar? Aber nein. Alle Frauen hielten ihn dafür. Und ein paar Männer auch. Wie sehr sie alle ihn begehrt haben.«
    Taylor registrierte, wie Mrs. Claytons Blick ihr Gesicht und ihren Körper abschätzte. Ihr war klar, dass sie jetzt überlegte, ob Wendall auch mit ihr im Bett gewesen war.
    »Er wusste auch ganz genau, wie man eine Verehrerin für sich einnimmt. Mit all seinen jeweiligen kleinen Lieben hat er Kutschfahrten unternommen, ihnen Rosen gleich dutzendweise gekauft oder ihnen einen Frühstückskorb von Le Perigord in die Wohnung geschickt. Wendall ist immer ein großer Herzensbrecher gewesen. Im Durchschnitt hat er zwei Affären im Jahr gehabt. Doch bei keiner ist er glücklich geworden. Nie haben sie sich zu dem entwickelt, was er gewollt, was er gesucht hat. Die älteren Gespielinnen erwiesen sich allesamt über kurz oder lang als oberflächliche, kalte und berechnende Wesen.« Sie lachte wieder auf und streifte die Asche ihrer Zigarette ab. »Und damit waren sie genauso wie ich. Und die Jüngeren, die er auflas, meist schlichte Gemüter, klammerten sich wie die Kletten an ihn, richteten ihr ganzes Leben nach ihm aus. Es dauerte nie lange, bis er spürte, wie sie ihn nach unten zogen. Sie haben sich ganz und gar von ihm abhängig gemacht, ihm die Verantwortung für sich zugeschoben. Und, großer Gott, so etwas wollen wir doch nun wirklich nicht, oder?« Nach diesen Worten zeigte Mrs. Clayton zum ersten Mal so etwas wie eine Gefühlsregung – ihre Augen blitzten kurz auf. »Dann hat er sie rasch fallen gelassen und ist wieder zu mir zurückgekehrt, zurück auf die heimische Weide, zurück zu den Country-Clubs, zurück zu seinem Platz an meiner Seite, zu den lästigen Pflichten einer Ehe, die er nicht ertragen, aus der er sich aber auch nie wirklich lösen konnte.«
    Bitterer Humor funkelte in ihren Augen. »Können Sie sich Wendall vorstellen, wie er mit einer Zwanzigjährigen vor einem Kino in der Schlange steht, um sich irgendeinen Film mit lauter Rockmusik anzusehen? Mit einem jungen Ding, das viel grellen Plastikschmuck trägt und sich den Hut tief ins Gesicht gezogen hat? Nun, ich habe ihn einmal dabei beobachtet. Ich wusste seit langer Zeit Bescheid über sein Treiben, und damals fragte ich mich, was ich wohl empfinden würde, wenn ich ihn mit einer anderen sähe. Und dann habe ich ihn gesehen, vor dem Playhouse, ihn und sein kleines, viel zu junges Flittchen. Und soll ich Ihnen sagen, wie ich darauf reagiert habe? Ich musste schallend lachen. Ja, tatsächlich. Keine Eifersucht hat mich befallen, nicht die Spur davon. In diesem Moment wurde mir nämlich bewusst, dass er fest in meinem Besitz war, dass ich die absolute Kontrolle über ihn hatte. In diesem Augenblick habe ich ihn zum ersten Mal wirklich gesehen und erkannt, dass er ein Nichts war. Nur ein

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