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Ein toedlicher Plan

Titel: Ein toedlicher Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Deaver
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keinen Sinn ergaben, aber allem Anschein nach einen hübschen Batzen wert waren, ließ seine Wut langsam nach. Er sagte sich, dass diese Schinken sich gut an den Wänden seiner Wohnung in Florida machen würden, und das erheiterte ihn, bewies es doch, dass er einen genauso guten Geschmack besaß wie die Menschen, die in diesem Luxus lebten.
    Der Mann las die Namen an den Bürotüren und war davon überzeugt, in die richtige Richtung zu gehen. Er musste nur einmal stehen bleiben, um auf der Skizze nachzusehen, die man ihm gegeben hatte. Etwas später hielt er noch einmal inne, weil er ganz in der Nähe Stimmen hörte – junge Anwälte, die sich Witze erzählten. Er griff in die Tasche, in der er den ein Pfund schweren Schraubenschlüssel aufbewahrte, zögerte jedoch, ihn heute Nacht zu benutzen, denn man hatte ihn dringend ermahnt, möglichst von Gewaltanwendung abzusehen. Er hatte über diese Anweisung nachgedacht und war zu dem Schluss gekommen, dass
möglichst
nicht
auf gar keinen Fall
bedeutete. Wenn er sich provoziert fühlte, durfte er demnach durchaus jemandem den Kiefer brechen.
    Er ließ die Stimmen hinter sich und erreichte schließlich das Büro, das er suchte.
    Klopf, klopf. Ist jemand drinnen?
    Nein, bestimmt nicht Mr. Reece.
    Der Mann trat ein, knipste das Licht an (vor Gericht wirkte es als zusätzlich belastend, wenn man sich in einem dunklen Zimmer mit einer Taschenlampe erwischen ließ), überprüfte den Sitz seiner dünnen Baumwollhandschuhe und machte sich an die Arbeit. Die Vorhänge waren schwer und von viel dickerem Gewebe, als er erwartet hatte. In Gedanken zitierte er einen seiner selbst erfundenen Lieblingssprüche: Wie schwer es einem in diesem Leben doch gemacht wird, einen unehrlichen Dollar zu verdienen.
    Als er fertig war, verbrachte er noch drei oder vier Minuten damit, die Vorhänge so zu richten, dass sie wie vorher aussahen. Es war immer ein Problem, den Stoff eng genug zusammenzuziehen, um ein Mikrofon darin zu verbergen, die Falten aber nicht so dicht zu machen, dass sie die zu belauschenden Gespräche dämpften und unverständlich werden ließen. Der Mann wünschte, er hätte auch im Telefon eine Wanze anbringen können, aber hier befand er sich in einer Anwaltskanzlei, und in solchen Einrichtungen wurden die Telefonapparate regelmäßig auf Abhörgeräte untersucht.
    Das Mikro in den Vorhängen musste ausreichen.
    Er testete die Anlage. Die Batterie würde noch zwei Wochen Saft geben, und das genügte, wie man ihm versichert hatte, für diese Operation vollkommen aus.
    Der Mann streifte die Handschuhe ab und lief durch die Gänge zurück, die ihn erneut mit Schweigen und eingebildeter oder tatsächlicher Verachtung begrüßten.

…Fünf
    »Ich leide ungeheuer unter den Trugschlüssen, die schöne Frauen in einem auslösen.«
    Der Lincoln Town Car raste durch den Schlachthof-Distrikt am Fluss. Taylor beugte sich zur Seite, um Thom Sebastians Ausführungen über das Krachen der Talkshow zu hören, die aus dem Radio dröhnte.
    »Ich meine damit Folgendes«, fuhr er fort. »Wenn eine Frau attraktiv ist, kann sie einfach nichts falsch machen. Man denkt, o mein Gott, die Art, wie sie sich die Zigarette anzündet, kann nur die richtige sein, die Restaurants, die sie auswählt, müssen einfach gut sein, und so, wie sie den Orgasmus vortäuscht, ist es völlig in Ordnung, also muss ich derjenige sein, der irgendetwas falsch macht. Nur ein Beispiel: Wir fahren jetzt ins Megs. Kennen Sie den Laden?«
    »Hab noch nie davon gehört.«
    »Sehen
Sie,
da haben wir es schon. Ich denke, der Himmel steh mir bei, ich mache schon wieder was verkehrt. Taylor ist eine tolle Frau, und sie hat noch nie von dem Club gehört, in den du mit ihr willst. Also habe ich einen großen Fehler begangen und alles vermasselt.«
    Taylor grinste. »Zieht so etwas für gewöhnlich?«
    Sebastian schwieg verblüfft, lehnte sich dann zurück und zündete sich eine Zigarette an. »Wie bitte?«
    »Na, diese Sprüche, die Sie da gerade loslassen.«
    Sebastian legte eine kleine Kunstpause ein. »Sie wären überrascht zu erfahren, wie viel Gesprächsstoff sich mitunter daraus ergibt. Das Eigenartige daran ist nämlich, dass Frauen ebenfalls unter den Trugschlüssen der Männer leiden, die vorgeben, genau zu wissen, was sie tun. Natürlich wissen sie es auch nicht immer.« Er sah ihr tief in die Augen. »Ich mag Sie.«
    Sie fuhren noch zehn Blocks, dann hielt der Wagen vor etwas an, das nach nichts aussah. Eine Reihe von

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