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Ein toedlicher Plan

Titel: Ein toedlicher Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Deaver
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hatte, verließen sie gemeinsam den Club und traten in die feuchtkalte, ozonreiche Luft des späten Novemberabends hinaus.
    Taylor hoffte, die Kühle würde die Benommenheit in ihrem Kopf verscheuchen. Der schwere Wein und das Essen hatten sie schlaff und müde gemacht. Fast wie in Trance folgte sie Dudley nach draußen und wünschte, sie hätte etwas von Thom Sebastians Wunderweckpulver dabei.
    »Fühlen Sie sich nicht gut, Taylor?«, erkundigte sich Dudley.
    »Doch, alles in Ordnung. Ich bin nur ein bisschen müde.«
    »Müde?«, fragte er, so als hätte er dieses Wort noch nie gehört. Dann ging er mit großen, beschwingten Schritten die Stufen hinab.
    »Warte!«
    Sean Lillicks Stimme klang so eindringlich, dass Wendall Clayton auf der Treppe stehen blieb, die aus der Lobby des Clubs hinauf zu den Privat- und Ruheräumen im ersten und zweiten Stock führte.
    »Was ist denn los?«
    »Da unten. Hast du die beiden nicht gesehen? Ralph Dudley und Taylor Lockwood.«
    Clayton runzelte die Stirn. »Tatsächlich.«
    »Was haben die hier wohl gemacht?«
    »Gevögelt?«
    »Sie sind aber nicht von oben gekommen, sondern allem Anschein nach aus dem Speisesaal.«
    »Vielleicht hat er sie hier zum Essen eingeladen und will sie jetzt flachlegen. Ich frage mich allerdings, ob er überhaupt noch einen hochkriegt.« Die letzte Bemerkung klang so, als würde Clayton das wirklich gern wissen.
    »Ich möchte nicht, dass die beiden uns sehen«, sagte Lillick.
    »Und warum nicht?«
    »Es wäre mir nicht recht.«
    Clayton zuckte mit den Schultern. »Randy lässt sich heute Abend aber reichlich Zeit.«
    »Ich muss um Mitternacht fort, Wendall, wenn du nichts dagegen hast.« Lillick sah in seinem schlecht sitzenden Anzug aus wie ein College-Student, der von seinem Dad zum Essen eingeladen worden ist.
    »Um Mitternacht?«
    »Es ist wirklich wichtig.«
    »Na ja, meinetwegen. Was steht denn an?« Clayton setzte ein hämisches Grinsen auf. »Eine kleine Verabredung?« Er betonte das letzte Wort besonders gehässig.
    »Nein, ich treffe mich nur mit ein paar Freunden.«
    Clayton sah ungeduldig auf seine Uhr.
    Lillick fragte sich, ob Taylor ihn bemerkt hatte. Wahrscheinlich nicht, denn dann hätte sie gewinkt oder ihm einen Gruß zugerufen und ihm versichert, dass sie später zu seiner Show kommen wolle. Etliche Partner der Kanzlei waren Mitglied in diesem Club. Und vermutlich hätte sie sich nichts dabei gedacht, ihn hier zusammen mit Wendall Clayton anzutreffen, es sei denn, sie hätte bemerkt, dass die beiden von oben gekommen waren.
    Clayton hob den Kopf und lächelte dem jungen Mann, der gerade den Club betrat, reserviert zu. Er hatte ein langes, kantiges Gesicht und trug eine Brille mit einem dünnen Schildpattgestell. Lillick wusste, dass Randy einer von Claytons Protegés war und nach dessen Ansicht zu den Anwälten gehörte, die sich wie ein schwerer Bohrer zum Kern eines Problems vorarbeiteten. Lillick dagegen hielt ihn für eine maßlos aufgeblähte Null.
    Die drei schüttelten sich die Hände. Lillicks Augen wanderten immer wieder in Richtung Ausgang.
    »Ich habe draußen Ralph Dudley gesehen«, sagte Randy.
    »Wenn er hier Mitglied ist«, erklärte Clayton langsam, »sollte ich wohl meinen Austritt in Erwägung ziehen … Sean und ich kommen gerade von oben. Ich denke, wir sollten jetzt etwas zu uns nehmen. Danach können wir wieder an die Arbeit gehen. Haben Sie schon zu Abend gegessen, Randy?«
    »Nein, noch nicht«, antwortete dieser. Er war fast einsneunzig, schlank und durchtrainiert. Ralph Lauren hätte sicher mit großem Erfolg auf Plakaten für eine neue Sportbekleidungskollektion werben können. Eine Mutter betrat mit ihren beiden Töchtern im Teenageralter die Lobby. Die drei Männer betrachteten sie mit unterschiedlich großem Interesse. Randy sah sie nacheinander an und wandte sich dann wieder Clayton zu, der gerade sagte: »Sie haben uns eine kleine Überraschung mitgebracht?«
    Randy riss die Augen auf. »Was für eine Überraschung?«
    Clayton deutete kurz auf dessen Aktenkoffer.
    »Ach das. Ja, ich konnte alles auftreiben, worum Sie mich gebeten haben.«
    Clayton war schon auf dem Weg in den Speisesaal. »Ich habe einen Bärenhunger. Wir sollten uns ordentlich stärken. Uns erwartet eine lange Nacht.«
    An der Straßenecke blieben Taylor und Dudley stehen und reichten sich die Hände. Er verbeugte sich auf eine altmodische Weise vor ihr, die sie drollig fand, und erklärte: »Wo wollen Sie hin? Uptown?«
    »Ich gehe

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