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Ein toedlicher Plan

Titel: Ein toedlicher Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Deaver
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auf dem Patio stehen würde. Eine mögliche Zurückweisung durch den Jüngling wäre ihr unerträglich. Davon abgesehen, gelüstete es sie wohl nicht allzu oft nach einer fleischlichen Vereinigung, und dann auch nur, wenn bestimmte Rahmenbedingungen gegeben waren. Und um die würde sie sich mit so viel Sorgfalt kümmern, wie sie diese Dinnerparty hier arrangiert hatte: gedämpftes Licht, absolute Zurückgezogenheit, und das Ganze nicht im Schlafzimmer, sondern an einem Ort, der es ihr gestattete, sobald sie sich von den Knien erhoben hatte, ihren Rock hochzuziehen und dem erregten, womöglich perplexen jungen Mann ihre Kehrseite zu präsentieren.
    Sex war überhaupt ein bestimmender Unterton bei dieser Mahlzeit. Schlüpfrige Witze flogen des Öfteren hin und her. (Taylor sagte sich, dass es sich bei den Reichen, die nach Amerika gekommen waren, keinesfalls um Puritaner gehandelt hatte.)
    Sebastian wurde immer stiller. Anscheinend hatte er schon zu viel des guten Weins genossen. Plötzlich sagte er: »Wisst ihr, worüber ich in der letzten Zeit oft nachgedacht habe? Wirklich, es lässt mir keine Ruhe mehr.«
    Alle wandten ihm ihre Aufmerksamkeit zu, um zu erfahren, über welches gravierende Weltproblem er sich den Kopf zerbrach.
    »Ich verstehe einfach nicht, wie Flecken auf ein Kopfkissen kommen. Ich meine, Laken oder Matratzen, das ist mir begreiflich, aber auf Kopfkissen?«
    »Ist ja widerlich! Obszön!«, riefen die anwesenden jungen Ladys.
    Ada setzte eine schockierte Miene auf, schien aber klammheimlich ihren Spaß zu haben.
    »Sea Bass, du redest schon im Delirium … Aber falls du jemals eine Frau kennen lernen solltest, die Flecken auf den Kopfkissen hat, musst du mir unbedingt ihre Telefonnummer geben.«
    Zwischen den Süßspeisen und dem Espresso mit Anisette klingelte es an der Tür. Bosk sah auf seine Uhr und erhob sich, um zu öffnen. Taylor fiel auf, dass er Sebastian einen Blick zuwarf. Fünf Minuten später kehrte er mit einem Mann, der Mitte vierzig sein mochte, zurück. Taylor war der Neuankömmling auf Anhieb unsympathisch.
    Sie konnte keinen rechten Grund für diese Abneigung nennen. Was ihr unter anderen Umständen und bei einem anderen Mann als elegant, scharfsinnig und charmant vorgekommen wäre, erschien ihr bei ihm als eitel (mit Gel geglättetes Haar, ein maßgeschneiderter Anzug mit hochgeschlagenen Ärmeln, eine goldene Kette am Arm), aufgeblasen (der abschätzige Blick, mit dem er die Runde der jungen Leute bedachte) und unehrlich (das zu breite Lächeln, das nie und nimmer von Herzen kam).
    Und außerdem war er beleidigend unverschämt. Er ignorierte Taylor vollkommen, während er eingehend die Busen all der anderen Frauen betrachtete, die jünger waren als sie. Verdammter Mistkerl!
    Ada hingegen schien sich darüber zu freuen, dass jetzt jemand eines älteren Jahrgangs erschienen war, und ließ ihm gleich einen Stuhl bringen. Der Name des Neuankömmlings war Dennis Callaghan, und als Bosk erklärte, dass er und Sebastian geschäftlich mit ihm zu tun hätten, verdrängte Taylor ihre Vorurteile und richtete ihre Aufmerksamkeit auf die drei. Doch die Gespräche blieben wie schon zu Beginn belanglos. Callaghan besaß ganz in der Nähe ein Ferienhaus, und man unterhielt sich über die Probleme, einen guten Gärtner zu finden, und über die Vorteile und Risiken, mit dem Hubschrauber nach Manhattan zu fliegen.
    Gegen zweiundzwanzig Uhr erhielt Bosk einen Anruf von jemandem aus seinem Büro und verschwand nach oben. Die Bediensteten räumten den Tisch ab, und die Party löste sich auf. Ada entführte Callaghan, um ihm ein paar Fotos von einem Château in der Schweiz zu zeigen, dessen Erwerb sie in Erwägung zog. Sebastian begab sich in den Freizeitraum im Kellergeschoss, und ein paar Minuten später folgte Bosk ihm dorthin. Taylor murmelte eine Entschuldigung, ließ die lebhafte Blondine stehen, die ihr erzählte, wie toll sie es mit ihrer Stelle in einer Bank in Shearson getroffen habe, wo sie in der Abteilung Ausländische Währungen und Internationale Transaktionen tätig war, und lief durch die dunklen viktorianischen Flure des Hauses.
    Um nah genug heranzukommen, musste sie nach draußen gehen.
    Nur eine Treppe führte in den Keller. Obwohl Taylor deutlich vernahm, wie Bosk und Sebastian die Kugeln für ein Billardspiel zurechtlegten, die dann nach dem ersten Stoß mit lautem Krachen auseinander flogen, konnte sie nicht hören, was die beiden miteinander sprachen.
    Sie holte ihre

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