Ein toedlicher Verehrer
Ich habe einen im Fernsehen gesehen, der mir den Mund wässrig gemacht hat. Du hattest ja keine Eiscreme daheim«, erklärte sie anklagend.
»Hab ich wohl.«
»Ein zäher, alter Klecks zählt nicht.«
Er besah sich die drei Packungen. »Jetzt haben wir jedenfalls genug Eis.«
»Allerdings.«
Er machte eine kurze Pause. »Krieg ich was davon ab?«
»Du willst mitmachen bei meiner Bananensplit-Liebesparty?«
»Worauf du wetten kannst. Wenn es eine Liebesparty ist, bin ich dabei. Ich wette, mir fallen mehr Sachen ein, die man mit diesem Schokosirup anstellen kann, als dir.«
»Finger weg von meinem Schokosirup. Den brauche ich noch.«
»Den ganzen Sirup?«
Sie zwinkerte ihm zu. »Vielleicht auch nicht.«
Sie holte zwei flache Schüsseln aus dem Schrank, reihte die Zutaten auf der Küchentheke auf und machte sich daran, die Bananen zu schälen und längs zu halbieren. Daraufhin legte sie die Hälften in die Schüsseln und umbaute sie mit Waffeln. Dann folgte das Eis.
»Für mich nur Vanille«, bat Cahill, der ihr fasziniert zusah. »Beim Eis mag ich es gern klassisch.«
»Du lässt dir eine einzigartige kulinarische Erfahrung entgehen.«
»Ich probier’s nachher an dir aus.«
Drei Kugeln Vanille für ihn, für sie je eine Kugel Vanille, Erdbeer und Schokolade. »Ananas und Pekannüsse?« Sie streckte ihm die kleinen Gläser entgegen, und er nickte. Sie gab reichlich in beide Schüsseln. Dann folgten die Karamellsoße und der Schokoladensirup. Sie überschäumte die üppigen Portionen großzügig mit Schlagsahne und krönte das Ganze mit Maraschino-Kirschen. Auf ihre Schüssel gab sie zwei Kirschen, weil sie davon nie genug kriegen konnte.
»Heilige Mutter Gottes«, sagte Cahill, als er seine Schüssel entgegennahm. »Das wiegt mindestens ein Kilo.«
»Guten Appetit«, wünschte sie, nahm ihren Teller mit zum Tisch und begann zu essen.
»Mein Gott«, stöhnte er eine halbe Stunde später. »Ich kann einfach nicht glauben, dass du das alles aufgegessen hast.«
»Du hast auch alles aufgegessen«, erwiderte sie und blickte vielsagend auf seine leere Schüssel.
»Ich bin größer als du. Und ich bin pappsatt.«
»Ich auch«, gab sie zu. »Aber es war köstlich, und es hat meinen Appetit gestillt.« Sie trug die Schüsseln ans Spülbecken, wusch sie mit klarem Wasser aus und stellte sie in die Spülmaschine. Sarah war so voll, dass sie fast platzte, und sie wollte die nächsten tausend Jahre keine Eiscreme mehr sehen... oder wenigstens einen Monat lang.
»Also«, sagte er, »um auf den Schokoladensirup zurückzukommen ...«
»Komm bloß nicht auf dumme Gedanken.«
Natürlich kam er und brachte sie auch vor. Einige Stunden später probierten sie es dann aus. Schokoladensirup auf ihr, Schokoladensirup auf ihm... Es war eine Schande, dass sie fast alles über die Bananensplits gekippt hatte. Was hätten sie mit einer vollen Flasche nicht alles anstellen können.
Sie lächelte immer noch, als sie am nächsten Morgen zum Haus der Lankfords zurückfuhr. Es war noch nicht einmal sechs Uhr, aber sie wollte möglichst früh zurück sein, um den Tag unverzüglich anzugehen. Am Tor blieb sie kurz stehen und zog die Zeitung aus dem Briefkasten, dann gab sie den Zahlencode ein, und die Torflügel schwangen leise summend auf. Sie fuhr auf das Grundstück und parkte wie üblich neben ihrem kleinen Bungalow. Nachdem sie ihre Sachen ins Haus getragen
hatte, zog sie sich eilig um und marschierte danach zum Haupthaus hinüber, wo sie mit ihrem eigenen Schlüssel aufschloss.
Sie wollte schon den Code zum Abschalten der Alarmanlage eingeben, als sie merkte, dass das Piepsen nicht zu hören war, mit dem angezeigt wurde, dass eine Tür geöffnet worden war. Sie runzelte die Stirn und betrachtete das Kontrollfeld genauer. Kein Wunder, dass es nicht gepiepst hatte; die Anlage war gar nicht eingeschaltet. Bestimmt hatte Merilyn es vergessen. Sie und Sonny waren nicht besonders gewissenhaft, was das Sicherheitssystem des Hauses anging, denn schließlich war das Grundstück von einer hohen Mauer mit einem Eisentor umgeben. Sie glaubten wohl, solange draußen alles sicher war, musste auch das Haus sicher sein.
Sie ging in die Küche, setzte Kaffee auf und trug dann die Zeitung durch das Labyrinth von Gängen und Räumen in Sonnys Zimmer, wo er gern gleichzeitig Zeitung las und die Morgennachrichten schaute. Weil er nicht gern hetzte, war er gewöhnlich schon um halb sieben auf, damit ihm genug Zeit zum Zeitunglesen und
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