Ein toedlicher Verehrer
flogen durch die Luft. Sie schmetterte die Überreste gegen die Wand. Sie brauchte ein anderes Telefon. Sie brauchte... ein anderes... verdammtes Telefon!
Sie versuchte nachzudenken. Überall im Haus standen Telefone, aber wo genau? Sie hatte nicht lang genug hier gearbeitet, um sich instinktiv zu erinnern, nicht wenn sie kaum einen zusammenhängenden Gedanken fassen konnte.
Und nach einem Telefon suchen wollte sie auf keinen Fall. Am Ende stieß sie dabei noch auf Merilyn.
Der Gedanke, dass diese energiegeladene, fröhliche, gutherzige Frau irgendwo in einer Blutlache lag, war einfach zu viel für sie. Konzentrier dich. Finde ein Telefon.
Der Bungalow. Sie wusste, dass dort ein Telefon stand.
Sie versuchte zu rennen, aber ihre Beine gaben unter ihr nach, bis sie ins Straucheln kam und mit einem Knie auf dem Pflaster im Hof aufschlug. Sie spürte keinen Schmerz, sondern kam sofort wieder hoch und taumelte weiter bis zur Tür ihres Bungalows.
Gleich hinter dem Eingang, im Wohnzimmer, war das Telefon. Sie griff danach und wollte schon auf die Tasten einhämmern, hielt dann aber inne und zwang sich, erst ein paarmal tief, wenn auch unsicher durchzuatmen. Jeder Atemzug war harte Arbeit, doch sie merkte, dass sie ein bisschen ruhiger geworden war. Sie musste sich beherrschen; wenn sie jetzt ausflippte, war niemandem gedient.
Ihre Hände bebten immer noch, aber sie schaffte es, die 9-1-1 einzutippen und zu warten.
Cahill konnte es einfach nicht fassen. Er konnte es einfach nicht fassen, verflucht noch mal. Erst dachte er, er hätte sich verhört, man würde ihm einen Streich spielen oder er hätte sich in der Adresse geirrt. Egal was. Dass in Mountain Brook ein Mord geschah, war schon ungewöhnlich genug, aber ein Doppelmord nur wenige Wochen nach dem ersten? Der noch dazu von derselben Frau entdeckt wurde, die auch beim ersten Mord die Polizei gerufen hatte? Scheiß-unglaublich.
Er spürte ein eisiges Gefühl in der Magengrube, einen kalten, festen Knoten aus Angst, der nichts mit Angst um Sarah zu tun hatte - sie hatte die Polizei angerufen, demzufolge war ihr nichts passiert -, aber umso mehr mit seinem Beruf. Er war ein verdammt guter Bulle, er vereinte Erfahrung, Intuition und die Gabe zum Analysieren harter Fakten in sich, ohne dass er seine Urteilsfähigkeit von Emotionen trüben ließ. Und seine Intuition sagte ihm, dass dies kein Zufall mehr sein konnte.
Verglichen mit der Szene, die er bei seinem Eintreffen vorfand, war das Chaos im Haus des Richters geradezu organisiert gewesen. Einsatzwagen, Zivilfahrzeuge, Transporter, Krankenwagen und ein Feuerwehrwagen verstopften Auffahrt und Straße, aber sie gehörten wenigstens hierher. Doch die sensationsgierigen Schaulustigen, die Fernsehübertragungswagen und die Reporter ballten sich zu einem Knäuel zusammen, das den gesamten Verkehr zum Erliegen brachte. Verflucht, sogar ein Hubschrauber hing knatternd über ihren Köpfen.
Er klemmte seine Marke gut sichtbar an den Gürtel und pflügte durch die Zuschauermenge, bevor er sich unter dem Absperrband durchduckte und den ersten uniformierten Beamten in Sichtweite fragte: »Wo ist der Lieutenant?«
»Drinnen!«
»Danke.«
Auch Sarah war irgendwo drinnen, oder in dem kleinen Haus hinter dem Pool. Er suchte nicht nach ihr; erst musste er den Lieutenant sprechen.
Das Haus war ein verfluchtes Labyrinth; ein prunkvolles Labyrinth, aber nichtsdestotrotz ein Labyrinth, fast als hätte der Architekt gleichzeitig an Schizophrenie und Dyslexie gelitten. Schließlich fand er den Lieutenant in einem Gang, wo er in einen Raum spähte, ohne ihn zu betreten oder etwas zu berühren. Offenbar war der Raum der Tatort oder einer der Tatorte.
»Ich muss mit Ihnen reden«, sprach er den Lieutenant an und machte dabei eine Kopfbewegung zur Seite.
»Was für eine dreckige Scheiße«, murmelte dieser halblaut, ohne den Blick abzuwenden. Er sah müde aus, obwohl es noch früh am Morgen war. »Was gibt’s denn?«
»Vielleicht sollten Sie mich von diesem Fall abziehen. Interessenkonflikt. Ich bin mit Sarah Stevens zusammen.«
»Der Butler-Frau?«, fragte Lieutenant Wester scharf. »Inwiefern zusammen? Waren Sie mit ihr aus?«
»Wir wohnen praktisch zusammen.« Das war zwar übertrieben, aber nicht stark.
»Ich dachte, sie wohnt in dem kleinen Haus hinten im Garten.«
»Dort schläft sie, wenn sie im Dienst ist. Sonst wohnt sie praktisch bei mir.«
»Scheiße.« Der Lieutenant strich mit der Hand über seinen Schädel. Er
Weitere Kostenlose Bücher