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Ein toedlicher Verehrer

Titel: Ein toedlicher Verehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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wegzumassieren.
    Falls sie die Morde begangen hatte, war sie unangefochten die beste Schauspielerin der Welt. Was er da auf dem Bildschirm sah, war eine trauernde Frau unter Schock. Manchmal reagierten Menschen so, die in der Hitze des Gefechts getötet hatten und erst hinterher voller Entsetzen begriffen, was sie angerichtet hatten. Killer, die ihre Opfer kaltblütig und mit genau gezielten Schüssen in den Kopf exekutierten, betrauerten sie nicht im Nachhinein. Auch wenn die Umstände zum Himmel stanken, passten die Details einfach nicht ins Bild. Sie passte nicht ins Bild.
    Sie passte nicht ins Bild. Ganz gleich, unter welchen Umständen, sie passte nicht hinein. »Sie ist es nicht gewesen«, sagte er unvermittelt, ganz leise und mit absoluter Überzeugung. Na gut, er war vielleicht blind, wenn es um irgendwelche Drecksromanzen ging, und er hatte dafür mächtig eins in die Eier ge-kriegt; als Bulle war sein Blick dafür umso schärfer, und sie konnte es nicht gewesen sein.
    Lieutenant Wester sah ihn mitleidig an. »Doc, Sie schlafen mit ihr. Überlassen Sie das Denken nicht Ihrem kleinen Freund.«
    »Ich bin mir absolut sicher«, widersprach Cahill. »Ich kenne sie. Sie kann es nicht gewesen sein.«
    »Du steckst zu tief drin«, meinte Nolan. »Lass uns einfach unsere Arbeit machen. Wenn sie es nicht war, werden wir es rausfinden. Und wenn sie es war, werden wir das auch rausfinden.«
    Alle sahen wieder auf den Monitor. Rusty hatte schweigend abgewartet, bis das Weinen abgeflaut war, und fragte nun freundlich: »Möchten Sie vielleicht etwas zu trinken? Kaffee? Wasser? Cola?«
    »Wasser«, brachte sie mit gepresster Stimme heraus. »Danke.«
    Er holte ihr einen Becher Wasser, und Cahill wandte sich wieder dem Bildschirm zu, auf dem zu sehen war, wie sie vorsichtig an dem Becher nippte, als sei sie nicht sicher, ob das Wasser in ihrem Magen bleiben würde.
    »Was ist passiert, nachdem Sie den Geruch bemerkt haben?«
    Das Schaukeln setzte wieder ein, sacht und herzzerreißend. »Ich... ich wäre um ein Haar weggelaufen. Ich konnte mich an den Geruch erinnern. Als der Richter ermordet wurde, roch... da roch es genauso. Ich konnte einfach nicht ins Zimmer gehen. Ich wollte weglaufen.«
    Wenigstens sprach sie ein bisschen mehr und beantwortete seine Fragen nicht mehr ganz so einsilbig.
    »Sind Sie weggelaufen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe mir einzureden versucht, dass da jemand Durchfall haben muss. Ein Darmvirus. Es ist mein Job, mit solchen Sachen fertig zu werden, Flecken zu beseitigen ...« Sie verstummte wieder.
    »Was haben Sie gemacht?«
    »Ich bin bis zur Tür zum Salon vor und habe hineingesehen. Er... Er lag einfach da. Mit abgeknicktem Hals.« Automatisch legte sie den Kopf schief, um zu demonstrieren, wie Sonny Lankford dagelegen hatte. Rusty wartete ab, ob sie noch etwas sagen wollte, doch sie verstummte wieder, bis er mit der nächsten Frage nachbohrte.
    »Und was haben Sie dann gemacht?«
    »Ich - ich bin zurück zur Küche und wollte die Polizei anrufen. Eigentlich wollte ich erst Cahill anrufen. Ich wollte ihn bei mir haben. Aber die Polizei... der Krankenwagen... vielleicht waren sie noch zu retten. Darum habe ich zuerst versucht, die Polizei anzurufen.«
    »Versucht?«
    »Ich konnte nicht - ich hab dermaßen gezittert, dass ich die Tasten nicht getroffen habe. Das Telefon hat einfach nicht funktioniert. Da habe ich es auf die Theke geschlagen, und es ist auseinander geflogen. Das Telefon ist kaputt gegangen.«
    »Sie haben es auf die Theke geschlagen?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Weil es nicht funktioniert hat. Weil es nicht funktioniert hat!«
    »Und dann?«
    »Dann habe ich es in die Ecke geworfen.«
    Niemand aus seinem Bekanntenkreis konnte es an Selbstbeherrschung mit Sarah aufnehmen, dachte Cahill. Wenn sie derart die Kontrolle über sich verloren hatte, war das reine Hysterie. Sie hatte Angst, sie fühlte sich in die Enge getrieben, und
    er hatte nicht einmal ihre Hand genommen, als er in ihrem Bungalow aufgetaucht war.
    »Ich brauchte ein anderes Telefon«, sagte sie. Erstmals sprach sie von sich aus, ohne dass ihr eine Frage gestellt worden war. »Ich konnte nicht mehr nachdenken, ich wusste einfach nicht mehr, wo eines steht. Ich arbeite noch nicht lange dort, und das Haus ist so verwinkelt. Ich wollte nicht nach einem Telefon suchen, weil ich nicht wusste, wo Mrs. Lankford war, und weil ich sie auf keinen Fall finden wollte, ich wollte sie nicht sehen.« Wieder flossen Tränen

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