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Ein toedlicher Verehrer

Titel: Ein toedlicher Verehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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würde mit ihr durch Dick und Dünn, durch die Hölle und die Wüste gehen und auch durch jedes sonst anwendbare Klischee. Aber sonst? Wohl niemand. Die schwersten Lektionen prägten sich immer am tiefsten ein.
    Einstweilen beschränkte sie sich auf etwas, das ihrem Wesen ganz und gar widerstrebte: das Erdulden. Sie hatte immer zu den Menschen gehört, die unermüdlich alles Störende bearbeiteten, zurechtbogen oder nötigenfalls niederkämpften, bis es eine Gestalt annahm, die mehr nach ihrem Geschmack war. In diesem Fall jedoch war sie ohnmächtig. An der Vergangenheit konnte sie nicht drehen. Cahill hatte sie im Stich gelassen, als sie ihn wirklich gebraucht hatte, daran würde kein Bearbeiten oder Zurechtbiegen etwas ändern.
    Ein komisches Verständnis von Liebe, an einem Tag vom Heiraten zu sprechen und ihr am nächsten das Rückgrat zu brechen. Zu dumm, dass sie darüber nicht lachen konnte.
    Stattdessen hockte sie auf ihrem Stuhl in dem fensterlosen kleinen Vernehmungsraum und ließ die Zeit vorbeischleichen. Sie hatte es nicht eilig. Sie hatte nichts zu tun und keinen Ort, an den sie fliehen konnte.
    Lieutenant Wester rieb sich mit der Hand über den fast kahlen Schädel. »Na schön«, fasste er zusammen, »was haben wir bis jetzt? Behalten wir sie noch da, beantragen wir Haftbefehl oder lassen wir sie laufen?«
    Alle waren erschöpft. Die Presse war in hellem Aufruhr, der Bürgermeister war in hellem Aufruhr, der Stadtrat war in hellem Aufruhr und die Bürger von Mountain Brook waren in Panik. Drei aus ihrer Mitte waren im vergangenen Monat niedergemetzelt worden, was in jeder anderen Stadt für sensa-
    tionslüsterne Schlagzeilen gesorgt hätte, in Mountain Brook jedoch Albträume auslöste. Die Mordopfer hatten sich hinter ihren Alarmanlagen und ummauerten Anwesen, hinter ihren hohen Toren und Sicherheitslampen in trügerischer Sicherheit gewähnt. Stattdessen waren sie genauso gefährdet wie eine junge allein stehende Mutter in einem drogenverseuchten Slum, die sich nachts zusammen mit ihren Kindern hinter der Badewanne verkroch, weil die dünnen Wände die Kugeln nicht aufhielten, die regelmäßig durch die Nacht pfiffen.
    Die Menschen zahlten eine Menge Geld, um in Mountain Brook mit seinen Schwindel erregenden Grundsteuern wohnen zu dürfen. Sie griffen tief in die Tasche, um in den Genuss astronomischer Grundstückswerte, eines exzellenten Schulsystems und der Illusion persönlicher Sicherheit zu gelangen. Mit ihren Grundsteuern erkauften sie sich eine Gemeinde ohne Slums und eine Polizei, die hoffentlich die Verbrechensrate im Keller halten und sämtliche Straftaten aufklären würde. Wenn die Menschen in ihren millionenschweren Häusern jene Illusion persönlicher Sicherheit verloren, machten sie ihrem Missmut lautstark Luft. Das wiederum machte den Bürgermeister missmutig, der seinen Missmut an den Polizeichef weitergab und so weiter und so fort. Die Ermittler standen unter erheblichem Druck, Ergebnisse vorzuweisen, andernfalls...
    Rusty Ahern blätterte in den Papieren, die vor ihm lagen. »Na schön. Ich sehe das so: Wir haben drei Patronenhülsen, die bei oberflächlicher Untersuchung zu der Kugel passen, die Richter Roberts getötet hat. Wir haben in beiden Fällen keine verwertbaren Fingerabdrücke finden können. Wir haben überhaupt keine Beweisstücke außer den drei Patronenhülsen, Punkt. Wir haben in beiden Fällen keine Hinweise auf ein gewaltsames Eindringen ins Haus feststellen können, was darauf schließen lässt, dass die Opfer den Täter gekannt und ihn ins Haus gelassen haben. Wir haben ein zerschossenes Schloss an einer Zimmertür. Der letzte gespeicherte Anruf auf dem Anschluss der Lankfords stammt von einem öffentlichen Telefon in der Galleria, demselben Telefon, von dem auch Richter Roberts angerufen wurde. Ich weiß nicht, wie es mit euch steht, aber meiner Meinung nach spricht alles dafür, dass Miss Stevens in keinem Fall die Täterin ist.«
    »Wieso das denn?«, fragte Nolan. »Ich kann dir da nicht folgen.«
    »Sie hätte keinen Grund gehabt, erst anzurufen, um sicherzustellen, dass das Tor geöffnet ist, dass die Opfer zu Hause sind und so weiter«, erklärte Cahill. »Sie konnte in beiden Häusern aus- und eingehen. Sie hätte einfach bloß ins Haus spazieren müssen, und zwar zu jeder beliebigen Zeit.«
    »Richtig. Und was wäre das Motiv?«, fragte Ahern. »Diese Frage lässt mir einfach keine Ruhe. Bei dem Mord an Roberts wurde überhaupt nichts entwendet. Der

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