Ein toedlicher Verehrer
um und sie konnte verfolgen, wie er im Geist das Mobiliar des Raumes katalogisierte, um festzustellen, ob es hier irgendetwas gab, das sie als Waffe oder Fluchtmittel verwenden konnte. Er war ausgesprochen gründlich, offenbar traute er ihr nicht über den Weg. Sie lehnte sich noch schwerer an die Wand, um ihre Schwäche zu unterstreichen.
»Na gut«, sagte er schließlich. »Ich bin draußen, wenn du mich brauchst.«
»Könnten Sie die Tür einen Spaltweit offen lassen?«, fragte sie. »Bitte? Damit Sie mich hören, falls ich umkippe.« Ein Paradebeispiel für paradoxe Psychologie, denn damit bat sie ihn genau um das, was er sowieso zu tun beabsichtigte; vielleicht würde ihn das überzeugen, dass sie nicht fliehen wollte.
Er sah sie wohlgefällig an und schenkte ihr eines seiner schüchternen Lächeln, bevor er aus dem Bad verschwand und die Tür halb zu zog. Mehr Intimsphäre wäre ihr nicht vergönnt, aber im Moment war ihr das scheißegal.
Die Erleichterung war beinahe schmerzvoll, und schon wieder liefen ihr diese verdammten Schwächetränen übers Gesicht. Sie entdeckte die Tamponschachtel in der untersten Schublade und löste damit auch dieses Problem. Erleichtert und nicht mehr ganz so verzweifelt, aber immer noch geschwächt trippelte sie ans Waschbecken und wusch sich, halb daran gelehnt, Gesicht und Scham. Wenn er ihr nachspionierte, war das nicht zu ändern; außerdem war ihr auch das scheißegal. Sich zu erfrischen war wichtiger als jedes Schamgefühl.
Sie trank noch mehr Wasser, schluckte es gierig, und trat dann langsam und wacklig den Rückweg zur Tür an. »Bitte«, sagte sie schwach, »helfen Sie mir zurück zum Bett.«
Densmore eilte an ihre Seite. »Stütz dich auf mich«, bot er ihr zärtlich an. »Mein armes Liebes.« Er half ihr, zum Bett zurück zu wandern und sich hinzulegen. Sie zitterte, und das war nicht gespielt; ihre Beine fühlten sich an, als würden sie ihren Leib keine Sekunde länger tragen. Er streichelte ihre Wange, strich das Haar aus ihrem Gesicht und begann die Fesseln an Knöcheln und Handgelenken wieder anzulegen. Sie musste sich auf die Lippe beißen, als er sie berührte, doch sie protestierte nicht, sondern ließ alles reglos und mit geschlossenen Augen über sich ergehen. Cahill machte das manchmal, dass er ihr das Haar zurückstrich und ihre Wange streichelte, und sie konnte es kaum ertragen, dass Densmore diese Geste so exakt wiederholte. »Ich komme gleich mit etwas zu essen zurück«, murmelte er, ging aus dem Zimmer und schloss die Tür hinter sich.
In ihren Fesseln konnte sie überhaupt nichts unternehmen, darum zerrte sie nicht einmal an den Nylonbändern. Sie würde es dem Scheißkerl durchaus Zutrauen, dass er das Zimmer per Video überwachte, und falls er sie an einem Monitor beobachtete, wollte sie keinesfalls seinen Argwohn wecken.
Der kurze Ausflug hatte ihre begrenzten Kräfte vollkommen erschöpft. Sie atmete tief durch und ließ sich in die Dunkelheit sinken. Diesmal würde sie die Dunkelheit dazu benutzen, um Kraft zu sammeln.
»Sarah?«
Die Stimme schien aus weiter Entfernung zu ihr zu dringen, aber sie war augenblicklich hellwach und auf der Hut. Sie blieb ganz still liegen, als würde sie nur langsam aus dem Schlaf auftauchen.
»Sarah, wach auf, ich habe Suppe gemacht.«
Sie räkelte sich unruhig und ließ den Kopf zur Seite fallen. »Wa -?«
»Du musst etwas essen. Wach auf, mein Liebes.«
Sie schlug die Augen auf und sah, wie er ein Tablett auf dem Nachttisch abstellte. »Gut, gut«, lächelte er sie an. »Mal sehen, wie machen wir das wohl am besten? Ich glaube, am besten werde ich dich füttern, meinst du nicht auch? Ich lege dir noch ein Kissen unter, damit du deinen Kopf heben kannst, und hier habe ich ein Handtuch als Lätzchen.«
Er ließ seinen Worten Taten folgen, indem er ihren Kopf anhob, ein weiteres Kissen unter ihren Hals und ihre Schultern schob, sodass sie in einer Art Ruheposition lagerte, und zu guter Letzt ein Handtuch über ihre Brust breitete, das er unter ihrem Kinn feststeckte.
»Eine gute Hühnersuppe«, sagte er und lachte leise vor sich hin. »Was für ein plattes Klischee. Aber sie kräftigt wirklich, und sie ist sehr nahrhaft. Man braucht kein Rindfleisch für eine herzhafte Suppe oder einen leckeren Eintopf, auch wenn das viele Menschen zu glauben scheinen. Ich esse weder Rind noch Schwein, nur Hühnchen, Pute und Fisch.«
Wenn man bedachte, wo ihn das hingebracht hatte, sollte er sich mit Blaulicht zu
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