Ein toedlicher Verehrer
zurückgeschlagen, sodass sie ungeschützt seinen Blicken ausgesetzt war. Aber ihre Beine waren immer noch aneinander gefesselt und fest verschnürt, sodass sie die Füße nicht bewegen konnte. Sie hätte nicht geglaubt, dass sie jemals dankbar dafür sein würde, derart gefesselt zu sein, aber in diesem Fall...
Sie atmete ein paarmal tief durch und kämpfte den Albtraum nieder, der sie in ein schwarzes Loch zu saugen drohte. »Ruiniert?«, brachte sie krächzend heraus.
Er verzog das Gesicht und deutete auf ihre Scham. »Du weißt schon. Du hättest mir sagen müssen, dass du in der Zeit bist. Dann hätte ich mir nicht gestattet, meiner Lust nachzugeben. Es war enttäuschend, noch warten zu müssen, aber ich habe mich gefügt.«
In der Zeit...? Damit meinte er bestimmt, dass sie ihre Tage hatte. Wenn ihn das abgeschreckt hatte, dann war sie noch nie so dankbar für ihre Menstruation gewesen wie heute. Aber das bedeutete auch, dass er sie beglotzt hatte, und bei dieser Vorstellung hätte sie heulen können. Sie tat es nicht, sondern kämpfte die Tränen nieder und rang energisch um Selbstbeherrschung. Bis sie wieder an sich herabsah; dabei bemerkte sie die nassen, klebrigen Spritzer auf ihrem Bauch und ihren Schenkeln, und ihr kam das Kotzen.
Alle Selbstbeherrschung war vergessen; ihr Verstand setzte aus, ihr Leib bäumte sich auf, wie besessen kämpfte sie gegen ihre Fesseln an, weil sie um jeden Preis der Welt diesen unaussprechlichen Ekel abwaschen wollte. »Mach das weg!«, brüllte sie ihn an. »Wie kannst du es wagen! Wie kannst du es wagen!«
Er sah sie doch tatsächlich verblüfft an. »Was ist denn? Was ist denn los?«
»Du hast auf mich gewichst, du dreckiges Schwein!« Sie begann zu schluchzen, weil alle Versuche, die Nylonfesseln zu zerreißen, nichts fruchteten. »Mach... das... weg!«
»Nicht in diesem Ton, junge Dame!«, erwiderte er scharf.
»Du hast mich angefasst!« Sie tobte vor Zorn, vor reinem Hass. »Du hast mich angeglotzt! Dazu hast du kein Recht!«
»Hör auf. Hör sofort auf. Ich habe Verständnis für deine Schamhaftigkeit, aber du wirst bestimmt einsehen, dass dein gegenwärtiger Zustand den natürlichen Fortgang unserer Beziehung nur verzögert hat. Ich wusste vom ersten Augenblick an, dass du für mich bestimmt bist. Du gehörst hierher, du gehörst zu mir. Wir werden unendlich glücklich werden, mein Liebes. Du wirst schon sehen. Ich werde dir alles schenken, was dein Herz begehrt; ich werde dich wie eine Königin behandeln. Sieh nur, ich habe dir schon diesen Ring geschenkt. Der Stein muss neu gefasst werden, aber Farbe und Form sind wie geschaffen für dich. Schon als ich diesen Stein das erste Mal sah, wusste ich, dass er viel zu edel war für diese geschmacklose Pute. Ich nehme ihn dir gleich wieder ab, wo ich doch weiß, dass du allergisch gegen Schmuck bist, aber ich wollte ihn dir unbedingt zeigen. Sobald er neu gefasst ist, lasse ich den Ring mit einem hypoallergenen Material beschichten, damit du ihn unbesorgt tragen kannst.« Er hob ihre Hand so weit an, wie es die Fesseln um ihre Handgelenke erlaubten. »Siehst du? Ist er nicht unglaublich?«
Sie starrte den Ring an, den er ihr über den Finger gestreift hatte, den riesigen gelben Diamanten, umgeben von einem Kranz kleiner weißer Steine. Sie kannte diesen Ring. Jedes Mal, wenn sie den Ring an Merilyn Lankfords Hand gesehen hatte, hatte die Größe des Mittelsteines sie zum Staunen gebracht.
Ihr wurde schlecht und das Herz plumpste ihr in die Kniekehlen. Entsetzt sah sie hinauf in das lächelnde Antlitz eines Mörders.
Mit finsterem Blick sah Cahill auf die Uhr. Es war schon spät, bald würde die Einkaufspassage schließen, und er hatte es satt, müden Passanten und Verkäufern seine Fotos unter die Nase zu halten. Irgendetwas ließ ihm einfach keine Ruhe, er wusste nur nicht, was es war. Er hatte länger nicht mehr geschlafen, als er überhaupt wissen wollte, genau wie damals bei gewissen Einsätzen in der Armee, und er wünschte sich nichts sehnlicher, als ein paar Minuten in aller Ruhe nachzudenken. Irgendetwas an dem, was Densmore gesagt hatte, irritierte ihn, aber er war das Telefonat immer und immer wieder in Gedanken durchgegangen, ohne dass es irgendwo Klick gemacht hätte. Trotzdem ließ ihm die Sache keine Ruhe. Er wusste es - was immer »es« auch sein mochte.
Der Donnerstag neigte sich dem Ende zu. Sarah war erst gute vierundzwanzig Stunden in Densmores Haus - gut, es waren schon knapp dreißig
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