Ein toedlicher Verehrer
Dunkel angelächelt wurde. Beim nächsten Mal würde sie darauf bestehen, dass Cahill ein weißes Hemd anzog, damit sie ihn besser im Auge behalten konnte.
Als er sie heimfuhr, arbeitete sie noch bis tief in die Nacht und stand am nächsten Morgen besonders früh auf, sodass sie in den Nachmittagsstunden fertig war und früher losziehen konnte, um Cahills Freund zu treffen. Wenn überhaupt, arbeitete sie länger als zu Lebzeiten des Richters, denn sie wollte die Angehörigen auf gar keinen Fall übervorteilen und war darum doppelt gewissenhaft. Cahill war ein zeitraubendes Hobby -wie an diesem Nachmittag deutlich zu sehen war weshalb sie unter der Woche ein Uberstundenpolster anhäufen wollte.
Auch heute war es warm, fast 30°C. Sie trug braune Strickhosen mit einem bequemen, elastischen Bund, weil sie auf der Schießanlage ins Schwitzen kommen würde, dazu ein kurzärmliges T-Shirt mit V-Ausschnitt und Sandalen. Alle freien Hautstellen waren großzügig mit Sonnencreme eingeschmiert. »Verdammt«, meinte Cahill, als er sie abholte. »Ich hatte gehofft, du hättest dich doch noch für das Kleid von gestern Abend entschieden.«
»Na klar, ich kann mir gut vorstellen, wie ich mich darin nach einer Patronenhülse bücke.«
»Oh Mann, ich mir auch«, seufzte er.
Sein Freund Rick Mancil war der untersetzte Mann, der auch beim ersten Mal mit auf der Schießanlage gewesen war. Rick hatte schwarzes Haar, blassgrüne Augen und war genauso wenig zu bremsen wie das Stoffhäschen aus der Batteriewerbung. Seine Begrüßung lautete: »Wenn du es satt hast, mit diesem Vollidioten rumzuhängen, brauchst du nur anzurufen, und wir beide stehen vor dem Altar, ehe du auch nur >Mrs. Mancil< sagen kannst.«
»Du kannst ihm glauben«, bestätigte Cahill ernst. »Er hat das schon zweimal gemacht.«
Sarah blinzelte. »Dir eine Frau ausgespannt und sie geheiratet?«
»Nur geheiratet«, korrigierte Rick. »Aber darüber reden wir lieber nicht.«
Sie ahnte, dass Cahill seinem Freund ihre Zielkünste vorführen wollte, und erfüllte ihm diesen Wunsch. Sie und Rick nahmen zwei Schießstände nebeneinander; Rick ließ sich lang und breit über seine Pistole aus, wie genau sie schoss, dass sie nie blockierte und so weiter; sie sah kurz zu Cahill hinüber, der lässig mit gekreuzten Füßen an einem Pfosten lehnte und lächelnd mit den Schultern zuckte. »Er findet einfach kein Ende«, erklärte er.
»Was bei einem Mann nur gut ist.« Rick zwinkerte ihr zu.
Sarah sah wieder zu Cahill hinüber. »Und du schießt nicht?«
Er schüttelte kurz den Kopf. Rick sagte: »Wir lassen ihn da raus. Der verdammte Angeber schlägt mich jedes Mal. Das macht seine militärische Ausbildung, die verschafft ihm einen unfairen Vorteil.«
Was das anging, so hatte sie ihr eigenes militärisches Training absolviert. Privat zwar, unter Aufsicht ihres Vaters, aber Training war Training.
Sie begannen mit Schüssen auf kurze Distanz und ließen die Zielscheiben nach jedem Durchgang ein Stück weiter zurückfahren. Sarah feuerte ruhig und konzentriert, genau wie bei den Wettkämpfen mit ihren Brüdern. Der Rückschlag der Pistole in ihrer Hand war für sie so normal wie Autofahren; sie musste praktisch keinen Gedanken darauf verschwenden, was sie tat, so tief hatte sich ihr der Bewegungsablauf eingeprägt.
»Das ist doch nicht zu glauben«, beschwerte sich Rick gutmütig. »Okay, Doc hat mich gewarnt, dass du gut bist, aber ich bin gut, und du schlägst mich bei jedem Durchgang.«
»Jetzt linkshändig«, sagte Cahill zu Sarah, und Rick glotzte ihn an.
»Linkshändig? Sie schießt beidhändig?«
Sarah wechselte die Pistole wortlos in die andere Hand und feuerte die restlichen Schüsse auf die Zielscheibe ab. Wie zuvor hätte man sämtliche Einschüsse mit einer einzigen Spielkarte abdecken können.
»Du Schweinebacke«, sagte Rick ungläubig zu Cahill. »Du hast mich reingelegt! Sie ist eine Professionelle, hab ich Recht?« »Ich bin Butler«, stellte Sarah klar. Sie musste zugeben, dass sie sich amüsierte, vor allem über das Geplänkel der beiden Männer.
»Geld her.« Cahill streckte die Hand aus.
Grummelnd zückte Rick seine Brieftasche und zählte fünf Zwanziger in Cahills offene Hand.
»Moment mal«, beschwerte sie sich entrüstet. »Du hast auf mich gewettet, ohne dass du mir was davon gesagt hast?«
»Was hab ich dir gesagt?«, mischte sich Rick ein. »Er ist ein Vollidiot.«
»Du hast auch nichts gesagt«, bemerkte sie. Sie legte vorsichtig
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