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Ein toedlicher Verehrer

Titel: Ein toedlicher Verehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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unbeschreiblich traurig und einsam. Es war der erste Tag, an dem sie ganz allein im Haus war; gestern war die Familie noch bis zum Nachmittag geblieben; abends war sie mit Cahill ausgegangen und hatte dabei die Leere in ihrem Inneren vergessen. In Cahills Gegenwart würde sie wahrscheinlich sogar das Sterben vergessen.
    Heute allerdings war er nicht da. Das Wissen, dass sie ihn abends treffen würde, strahlte wie ein Leuchtfeuer in ihrem Hinterkopf, ein kleiner Lichtblick in all der Düsternis. Sie versuchte sich zu beschäftigen. Und sie brauchte nicht lang nach Beschäftigung zu suchen; es gab eine Menge zu tun.
    Sie machte sich daran, Raum für Raum die Hinterlassenschaften einzupacken und dabei eine selbst entworfene Inventarliste anzufertigen, die sie in ihren Laptop eingab und auf der genau verzeichnet war, was in welchem Karton verpackt war und aus welchem Zimmer es kam. Die Kartons wurden durchnummeriert und jeweils mit einem Umschlag versehen, in dem die Packliste für diesen besonderen Karton steckte. Es war eine zeitaufwändige und mühselige Aufgabe; trotzdem vergaß sie keine Sekunde lang, dass sie allein in dem riesigen Haus war, und musste jedes Mal, wenn sie an der Tür zur Bibliothek vorbeikam, daran denken, was sich Grässliches dahinter ereignet hatte.
    Das Telefon klingelte unentwegt. Die Anrufer meinten es nicht böse, sie wollten sich nur nach der Familie und ihren Absichten erkundigen, aber die ständigen Unterbrechungen führten dazu, dass Sarah längst nicht so viel erledigen konnte, wie sie geplant hatte, und die dauernden Fragen bewirkten, dass sie den Richter keine Sekunde lang vergessen konnte. Natürlich wollte sie ihn gar nicht vergessen, doch sie hätte gern etwas Abstand von ihrem Schmerz gewonnen.
    Dieser Abstand ließ sich nur erreichen, indem sie sich auf Cahill konzentrierte. Vielleicht dachte sie öfter an ihn, als gut für sie war, aber... mein Gott, damit würde sie schon fertig.
    Er war ganz und gar nicht der miesepetrige Sauertopf, für den sie ihn anfangs gehalten hatte, sondern hatte im Gegenteil einen schrägen Humor, mit dem er sie immer wieder zum Lachen brachte und ihr Lebenslust einhauchte. Sie spürte, dass er sich ihr nur ganz behutsam näherte - nicht weil sie so zerbrechlich war, sondern eher, weil sie es nicht war.
    Sarah wusste, was sie wert war und wie stark sie war; sie war weder ein Kleenex, das man nach Gebrauch wegwerfen durfte, noch ein Schmetterling, der fröhlich von Blüte zu Blüte flatterte. Cahill wollte sie, aber er fürchtete sich vor jeder Beziehung, die über einen bedeutungslosen Austausch von Körperflüssigkeiten hinausging, und er wusste selbst nicht genau, wie ernst es ihm mit ihr war. Sie hatten viel Spaß miteinander, aber in gewisser Hinsicht waren sie wie zwei Schwergewichtsboxer, die sich umkreisten, sich gegenseitig austesteten und nicht zuschlagen wollten, solange sie nicht wussten, ob sie letzten Endes doch auf die Bretter geschickt wurden.
    Sie mochte ihn lieber als jeden anderen Mann, mit dem sie bislang ausgegangen war - aber wie sollte man auch jemanden nicht mögen, der sie erst zum Cosmic Bowling und dann in ein klassisches Konzert ausführte? Ihr war von Anfang an bewusst gewesen, dass die Chemie zwischen ihnen stimmte; dass es funkte, traf die Sache wohl eher. Trotzdem konnte sie, solange sonst nichts im Spiel war, körperlicher Anziehungskraft widerstehen. In Cahills Fall war das Gesamtpaket allerdings so verlockend wie Sirenengesang.
    Ihr Lunch bestand aus einem Sandwich und einem Glas Wasser in ihrer Wohnung. Die Stille nagte an ihr, bis sie ihren eigenen Herzschlag zu hören meinte. Sie spülte das schmutzige Messer und Glas ab und räumte beides weg. Dann brach sie in Tränen aus.
    Eine halbe Stunde später saß sie auf den Stufen, die von der Terrasse in den Garten hinabführten. Die strahlende Sonne schien ihr ins nach oben gewandte Gesicht und auf die nackten Arme, die Luft duftete süß nach Frische und Frühling. Die Vögel zwitscherten wie wild in den Zweigen und flatterten farbenprächtig durch die Luft. Bienen summten nektartrunken von Blüte zu Blüte. Im Haus herrschte düstere Trauer, doch hier draußen war alles voller Leben und Wärme.
    Sie hörte Schritte auf den Stufen, drehte sich um und sah Cahill näher kommen. »Hi.« Er setzte sich neben sie. »Du hast mich nicht läuten gehört, also bin ich ums Haus gegangen, um nachzusehen, ob dein Wagen da ist.«
    »Ich bin hier«, erklärte sie unnötigerweise.

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