Ein toedlicher Verehrer
waren schon aus dem Haus, die ältere war verheiratet, die jüngere stand kurz vor dem College-Abschluss. Sie arbeitete in einem Maklerbüro, engagierte sich in mehreren Wohlfahrtsorganisationen, und ihr Mann besaß zwei florierende Unternehmen, deren Erfolg vor allem auf guten Kontakten beruhte - daher die vielen Gäste. Richter Roberts war ein typischer Vertreter des alten Geldes gewesen; die Lankfords waren schamlos neues Geld und genossen jeden einzelnen Penny, den sie besaßen.
Vor zwei Jahren hatten sie sich ein verschachteltes, protziges Haus im spanischen Stil erbauen lassen, in dem es unzählige Winkel und Ecken gab, Erker mit Bogendurchgängen, gepflasterte Innenhöfe, einen Brunnen und auch sonst alles, was ihnen in den Sinn gekommen war. Der Pool hatte die Maße eines Olympiabeckens. Mr. Lankford hatte sich einen so genannten »Medienraum« eingerichtet, den er mit allem voll gepfropft hatte, was die Elektronikindustrie zu bieten hatte, angefangen vom Computer über eine Stereoanlage bis hin zu jenem Monsterfernseher, ohne den sich anscheinend kein Mann komplett fühlte - und all das zusätzlich zu ihrem Heimkino mit der elektrisch ausfahrbaren Leinwand, den zehn weich gepolsterten Luxus-Kinosesseln in Samt und dem Dolby-Surround-Stereosystem. Die Lankfords besaßen jeweils ein eigenes Marmorbad für sie und ihn, begehbare Schränke, in die eine ganze Wohnung gepasst hätte, zehn Bäder und Toiletten, acht Schlafzimmer und ganz offensichtlich mehr Geld, als sie beim besten Willen ausgeben konnten.
Die ganze Einrichtung war so verstiegen, dass Sarah sich das Lachen verkneifen musste. Es war nicht minder offensichtlich, dass Merilyn ihr neues Haus über alles liebte, vom albernsten Accessoire bis zum elegantesten Möbel. Sie wusste durchaus, dass es protzig wirkte, aber das war ihr egal. Sie hatte sich eine im Boden eingelassene Marmorwanne gewünscht, sie hatte das nötige Geld, also hatte sie eine bekommen; so einfach war das.
Sarah mochte die Lankfords und vor allem Merilyn. Aus Sarahs Sicht war das Arrangement perfekt; sie würde ein eigenes Quartier bekommen, einen kleinen, voll eingerichteten Bungalow im spanischen Stil, im Garten hinter dem Pool gelegen und halb verdeckt durch eine üppige Efeu-Wand. Merilyn musste ein Vermögen dafür gezahlt haben, dass ausgewachsener Efeu eingepflanzt wurde, aber der Effekt sprach für sich.
Noch wichtiger war in Sarahs Augen, dass Merilyn sie wirklich brauchte. Bei allen anderen Interessenten hatte sie das unbestimmte Gefühl, dass sie eher als Trophäe denn als Arbeitskraft betrachtet wurde. Sie hatte sogar ein zweites Angebot von dem Mann erhalten, der sie nach ihrem Fernsehauftritt abzuwerben versucht hatte. Solche Menschen brauchten sie nicht wirklich. Die Einstellung eines möglichen Arbeitgebers war für Sarah sehr wichtig.
Die Arbeitssuche hatte sich ziemlich eigenwillig entwickelt. Eigentlich war Sarah diejenige, die sich bewerben sollte, nicht die Arbeitgeber, doch sie hatte immer deutlicher das Gefühl, dass die Menschen bei ihr vorsprachen. Diese Möglichkeit hatte man bei ihrer Ausbildung nicht berücksichtigt, darum tat sie so, als würde sie nichts bemerken. Welche Stelle sie letztlich auch antreten würde, nach einer Weile würde sich alles einrenken, und ihre Dienstherrn würden sich daran gewöhnen, sie ganz normal zu behandeln.
Das Vorstellungsgespräch bei den Lankfords war ihr viertes und, wenn es nach ihr ging, auch das letzte. Der Verkauf der Villa des Richters war schneller vonstatten gegangen, als die Angehörigen vorausgesehen hatten; schon eine Woche, nachdem das Haus zum Verkauf freigegeben worden war, hatte der Makler ein ernst zu nehmendes Angebot erhalten, und der Käufer wollte so schnell wie möglich abschließen. Um das Haus einzugsbereit zu machen, hatte Sarah auf Barbaras Anweisung hin Hilfe beim Packen und Ausräumen geholt. Inzwischen war die Villa praktisch leer; nur ihre eigenen Zimmer waren noch nicht ausgeräumt.
Die Möbel gehörten ihr nicht; genauso wenig das Geschirr und die Kochutensilien. Sie besaß ihre eigene Bettwäsche, weil sie am liebsten in Seide schlief, aber im Wesentlichen brauchte sie nur ihre persönlichen Habseligkeiten zusammenzusuchen -Kleider, Toilettenartikel, Bücher, eine HiFi-Anlage mitsamt ihrer Kassetten- und CD-Sammlung. Cahill hatte sie beschworen, nicht übereilt eine neue Stelle anzutreten, sie könne gern bei ihm einziehen und in aller Ruhe suchen, aber das erschien ihr nicht
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