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Ein Totenhemd fur einen Erzbischof

Ein Totenhemd fur einen Erzbischof

Titel: Ein Totenhemd fur einen Erzbischof Kostenlos Bücher Online Lesen
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zum ersten Mal das Wort. «Ihr sagt uns, daß Ronan Ragallach nicht schuldig ist. Und nach Eurer Schilderung war auch Bruder Eanred nicht der Mörder. Aber irgend jemand muß es doch gewesen sein!»
    Fidelma sah den superista lächelnd an. «Habt Ihr etwas Wasser? Meine Kehle ist furchtbar trocken.»
    Furius Licinius ging eilig zum Tisch, auf dem ein Tonkrug und einige Trinkgefäße bereitstanden. Er schenkte etwas Wasser ein und brachte es Fidelma, die dem jungen custos dankbar zunickte und an dem Becher nippte. Die anderen warteten ungeduldig.
    «Den entscheidenden Hinweis verdanke ich dem toten Bruder Ronan Ragallach», sagte sie endlich.
    Selbst Eadulf beugte sich erstaunt vor, ging stirnrunzelnd sämtliche Ermittlungsergebnisse durch und fragte sich, was ihm entgangen war.
    «Wie Cornelius uns erzählte, war Ronan Ragallach nur allzu bereit, bei dem Diebstahl mitzumachen, weil er Wighard verabscheute.» Fidelma stellte das Trinkgefäß auf einen kleinen Tisch. «Ronan erzählte Osimo in diesem Zusammenhang eine Geschichte, die Osimo später an Cornelius weitergab.»
    Gelasius seufzte so laut, daß die anderen erschrocken zusammenfuhren. «Können wir nicht zum Wesentlichen kommen? Der eine erzählt dem anderen eine Geschichte, der sie wiederum einem dritten erzählt …»
    Fidelma sah ihn strafend an, und er verstummte. «Ich kann nur auf meine Weise zum Wesentlichen kommen, Bischof Gelasius.»
    Ihr scharfer Ton ließ Gelasius zusammenzucken. Nach kurzem Zögern hob er schicksalsergeben die Hand. «Also gut. Aber fahrt bitte fort, so rasch Ihr könnt.»
    Fidelma wandte sich wieder an die Runde. «Ronan war dem Namen Wighard schon einmal begegnet. Er hatte Irland vor vielen Jahren verlassen und war auf seinen Reisen schließlich ins Königreich Kent gekommen, wo er an der Kirche des heiligen Martin in Canterbury predigte. Vor etwa sieben Jahren kam eines Abends ein Sterbender in die Kirche, um die Beichte abzulegen. Dieser Mann war ein Dieb und ein gedungener Mörder. Doch ein Verbrechen belastete sein Gewissen mehr als jedes andere: Vor Jahren war ein Geistlicher zu ihm gekommen und hatte ihn für den Mord an dessen Frau und Kindern bezahlt.»
    Gelasius beugte sich vor. «Warum sollte ein Geistlicher so etwas tun?» fragte er.
    «Weil dieser Geistliche sehr ehrgeizig war», erklärte Fidelma. «Doch als Familienvater wäre er in Eurer römischen Kirche niemals zum Abt oder zum Bischof ernannt worden. Der Ehrgeiz dieses Geistlichen war stärker als seine Moral.»
    Äbtissin Wulfrun lief rot an.
    «Ich weigere mich, hier zu sitzen und seelenruhig zuzuhören, wie ein kentischer Geistlicher von einer Fremden verunglimpft wird!» platzte sie heraus und stand wütend auf, die Hand wie immer an ihrem Schal.
    Fidelma hielt dem empörten Blick der Äbtissin stand. «Der Mörder führte die Befehle des Geistlichen aus», fuhr sie unbeirrt fort, ohne Äbtissin Wulfrun aus den Augen zu lassen. «Er kam eines Nachts, während der Geistliche unterwegs war, um seinen Pflichten nachzugehen, erschlug die Frau und ließ es aussehen wie einen Überfall der Pikten. Als er auch die Kinder niedermetzeln sollte, gewann seine Habgier die Oberhand. Er beschloß, sie zu Geld zu machen … Die Sachsen haben die barbarische Sitte, ungewollte Kinder in die Sklaverei zu verkaufen», fügte sie, an Gelasius gewandt, erklärend hinzu. «Der Mörder nahm die Kinder und ruderte mit ihnen über den großen Fluß Tamesis ins Königreich der Ostsachsen, wo er sich als armer Mann in Geldnot ausgab und sie an einen Bauern verschacherte. Es waren zwei Geschwister, ein Junge und ein Mädchen.»
    Sie hielt inne, um die Enthüllung wirken zu lassen, dann fügte sie mit leiser Stimme hinzu: «Der Name des Geistlichen, der für den Mord an seiner Frau, seiner Tochter und seinem Sohn zahlte, war kein anderer als Wighard von Canterbury.»
    Die anderen schrien erschrocken auf.
    Äbtissin Wulfruns Gesicht verzerrte sich vor Wut. «Wie könnt Ihr zulassen, daß ein fremdes Mädchen einen so ungeheuren Vorwurf gegen einen gottesfürchtigen Bischof von Kent erhebt?» ereiferte sie sich. «Bischof Gelasius, wir sind Gäste in Rom. Es ist Eure Pflicht, uns vor solchen Anfeindungen zu schützen. Vergeßt nicht, daß ich mit dem Könighaus von Kent verwandt bin. Also hütet Euch, damit diese Bosheiten nicht den Zorn unseres Volkes gegen Rom anstacheln. Ich bin eine sächsische Prinzessin von königlichem Geblüt, und ich fordere …»
    Gelasius hob besänftigend die

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