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Ein Toter hat kein Konto

Ein Toter hat kein Konto

Titel: Ein Toter hat kein Konto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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den größtmöglichen finanziellen Nutzen daraus
zu ziehen.
    Ich nahm alles unter die Lupe, ohne mich jedoch
zu lange aufzuhalten. Die Toilette bot nichts Aufregendes. Nur die Küche und
das angrenzende Wohnschlafzimmer waren von gewissem Interesse.
    Auf dem Gasherd stand ein Topf, in dem Kaffee
aufgebrüht worden war. Die schwarze Brühe war übergekocht und inzwischen kalt
geworden. Es war echter Kaffee. Auf einem Regalbrett lag ein Päckchen brauner
Bohnen neben einer Kaffeemühle.
    Im Zimmer nebenan stand auf dem Nachttischchen
ein großer Reklameaschenbecher, der von Asche und Zigarettenkippen, so dick wie
Zigarren, überquoll. Ich schnupperte daran und ließ eine Kippe in meine Tasche
wandern.
    Ich ging zum Fenster, von dem man einen
beeindruckenden Blick auf die Dächer von Paris hatte. Die Wohnungstür war nicht
abgeschlossen gewesen. Das fiel mir auf, als ich den Schlüssel wieder ins
Schloß steckte. Nur der Riegel war vorgeschoben worden; deswegen hatte ich so
leicht einbrechen können.
    Ich ging ins Wohnschlafzimmer zurück. Bücher der
Rechtswissenschaft, zerlesene Romane und verschiedener Papierkram stapelten
sich chaotisch auf den Regalbrettern. Ein Adonis à la Côte d’Azur, aus einem
Magazin ausgeschnitten und mit Reißzwecken an der Wand befestigt, lächelte mich
so blöd an, daß ich ihm den Titel „Mister Universum“ freiwillig eher zwei- als
einmal verpaßt hätte, wenn ich Jurymitglied gewesen wäre. Über dem Sofa hing
ein Schild, wohl die übliche Trophäe einer Sauftour: C. Lamour,
Ofensetzerei. Vielleicht war es das, worüber der Adonis sich so freute. Ich
öffnete einen Wandschrank. Er enthielt noch andere Trophäen, darunter einen
Stahlhelm der deutschen Armee.
    Der Tote war mit einer Hose, Strümpfen und
grauen Pantoffeln bekleidet. Unter der blauen Pyjamajacke war sein Oberkörper
nackt. Auch seine Augen waren blau. Der starre Blick deutete unzweifelhaft darauf
hin, daß seine Trophäensammlung sich nicht mehr vergrößern würde.
    Jetzt erst fiel mir sein Jackett auf, das über
einer Stuhllehne hing. Ich durchsuchte das Kleidungsstück und öffnete
vorsichtig eine Brieftasche aus Maroquin. Sie enthielt nichts Sensationelles.
Die Mitgliedskarte des Club Antinéa steckte ich auf alle Fälle ein.
    Das war meine vorletzte Aktion. Die letzte
bestand darin, die Fingerabdrücke der Agentur Fiat Lux zu verwischen.
    Die Hausdurchsuchung war beendet. Als ich schon
die Wohnungstür hinter mir zuziehen wollte, bemerkte ich einen leichten Geruch.
Es schien mir angebracht, dafür zu sorgen, daß er nicht nach außen drang. Mit
der Stoffrolle, die ich unten an die Tür legte, war das gut zu bewerkstelligen.
Schwieriger war es allerdings, die Wohnung zu verlassen, ohne daß sich die
Rolle verschob. Ich schnupperte noch einmal und kam zu der Überzeugung, daß der
Geruch nicht gar so durchdringend war. Wer es nicht wußte, würde ihn vielleicht
gar nicht wahrnehmen. Ich dagegen hatte ihn noch in der Nase, das war alles.
    Ich schloß die Tür von außen ab und nahm den
Schlüssel mit.
    Hélène lehnte ungeduldig am Geländer. Wir fuhren
mit dem Aufzug hinunter. Von der dritten Etage an leistete uns ein Mann
Gesellschaft. Er kam soeben vom Arzt und machte ein dementsprechendes Gesicht.
Sah so aus, als hätte ihn der Medizinmann zum Tode verurteilt.
     
    * * *
     
    Hélène jedoch wurde zunehmend munterer. Die
beiden Liköre hatten ihr gutgetan. Ich ging hinunter zum Telefon und rief in La
Feuilleraie an in der Hoffnung, der Butler werde sich melden. Er tat es.
    „Hier Martin“, sagte ich. „Erinnern Sie sich?
Ich war heute morgen bei Ihrem Chef.“
    „Ich habe Sie gleich an der Stimme erkannt,
Monsieur“, gab er zurück.
    „Sehr gut, Baptiste.“
    „Ich heiße Albert, Monsieur.“
    „Dagegen hab ich auch nichts. Dann hören Sie mir
mal zu, Albert. Sie kennen doch sicher den Arzt, der Ihren Chef behandelt.
Verraten Sie mir bitte — unter dem Siegel der Verschwiegenheit natürlich —
seinen Namen und seine Adresse.“
    „Aber, Monsieur...“
    „Finden Sie das nicht korrekt?“
    „Nun ja...“
    „Hören Sie! Ich muß Monsieur Flauvigny eine
unerfreuliche Neuigkeit mitteilen. Überhaupt nicht komisch und streng
vertraulich. Dazu brauche ich einen Doktor an meiner Seite. Es besteht die
Gefahr, daß der Alte einen Herzanfall kriegt. Wenn Sie mir nicht sagen, wer
sein behandelnder Arzt ist, bringe ich einen Freund von mir mit. Ich bin aber
überzeugt, Flauvigny möchte die betrübliche

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