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Ein Toter hat kein Konto

Ein Toter hat kein Konto

Titel: Ein Toter hat kein Konto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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aber auch nichts verbergen.“
    Er stieß mich freundschaftlich in die Seite, was
in mir schmerzhafte Erinnerungen an den honigsüßen Araber im Antinéa weckte.
    „Und vor Ihnen, Florimond?“ gab ich zurück.
„Vermutlich wollen Sie mir beweisen, daß ich Flauvigny junior mit dem Gas das
Lebenslicht ausgepustet habe. Leugnen zwecklos!“
    „Es würde mich nicht wundern, wenn es kein
Überfall war.“
    „Doch, es war einer! Aber ohne das verfluchte
Rauschgift wär’s nicht passiert. Ich glaube, ich weiß, wo er’s sich beschafft
hat. Interessiert Sie das?“
    „Sagen Sie’s mir?“
    „Im Antinéa , einem Nachtclub seines
Viertels. Inhaber sind Araber.“
    Faroux zuckte unmerklich zusammen.
    „Natürlich kennen Sie das Lokal, oder? Nichts
Neues für Sie.“
    „Nein, ich kenn’s nicht.“
    „Also ein neues Giftmörder-Nest? Veranlassen Sie
doch demnächst mal ‘ne Razzia! Wenn ich mir überlege, daß die Kerle einen
Jungen von zwanzig Jahren...“
    „Nun weinen Sie mal nicht“, unterbrach mich
Faroux. „Apropos Araber: Hat Ihnen Reboul sonst nichts erzählt?“
    „Den Tip mit dem Antinéa hab ich nicht
von ihm.“
    „Ich meine auch nicht das Antinéa. Die
Kollegen in Sceaux haben einen Araber gefunden, tot, auf der öffentlichen
Mülldeponie.“
    Ich spielte den Ahnungslosen.
    „Was? Noch einen Toten? Ein schönes, ruhiges
Viertel! ... Einen Araber?“
    „Ja, so was Ähnliches wie ‘n Clochard. Muß wohl
seinen Rausch ausgeschlafen haben, als ein Lastwagen seinen Müll auf ihn
gekippt hat.“
    „Reboul hat mir nur das von Péricat erzählt,
weil ich den Namen mal erwähnt hatte. Von einem arabischen Clochard war nicht
die Rede.“
    Faroux strich sich die Enden seines
Schnurrbartes glatt. Ich hatte das Gefühl, daß es unter seinem
schokoladebraunen Hut mächtig brodelte.
    „Stimmt es, daß Inspektor Grégoire Sie ein wenig
einschüchtert?“ fragte er plötzlich.
    „Sehr sogar“, gestand ich.
    „Nun, im Moment ist er nicht hier...“
    „Hab ich schon bemerkt.“
    Faroux verzog mürrisch das Gesicht und knurrte
vorwurfsvoll:
    „Ich aber nicht.“
    Unter seinem bösen Blick senkte ich den Kopf.
Nicht aus Scham, sondern vor Müdigkeit. Ich fing ganz einfach an zu dösen.
Gähnend kletterte ich vor dem Polizeirevier in der Rue Lhomond aus dem Wagen.
    Niemand hier zog die Unfallversion in Zweifel,
wovon sich Kommissar Faroux sofort überzeugte. Allerdings beklagte man, daß ein
Haufen Idioten die Wohnung des Studenten „besichtigt“ habe, während ich in die
dritte Etage gelaufen sei, um den Arzt zu Hilfe zu holen. Als Faroux das hörte,
machte er sich über die „Privaten“ lustig, die, wie er sagte, manchmal ihre
Kaltblütigkeit verlören, auf die sich ihr zweifelhafter Ruf gründe. Mit
mitleidiger Ironie zwinkerte er mir zu, was ich mit einem Gähnen beantwortete.
Mein Freund wollte unbedingt den Ort des Geschehens inspizieren, von dem Roland
inzwischen auf Staatskosten fortgeschafft worden war. Nach ein paar Fragen —
mehr an den Flic, der uns begleitete, als an mich gerichtet — kehrten wir
wieder auf das Revier zurück.
    „War’s wirklich ein Unfall?“ fragte der
zuständige Inspektor besorgt.
    Faroux bejahte und fügte hinzu, daß Roland unter
Rauschgift gestanden habe. Der andere war sichtlich erleichtert, daß seinen
Leuten nichts entgangen war. Sie hatten Hasch-Zigaretten in einem Aschenbecher
gefunden. Faroux lenkte das Gespräch nun auf das Thema Antinéa. Das sei
ein wenig katholischer Ort, erklärte der Inspektor des Viertels, denn dort hätten
Muselmanen das Sagen. Bisher habe man jedoch noch nichts gegen sie unternehmen
können.
    „Wir haben in letzter Zeit wenig Vorteilhaftes
über den Nachtclub gehört“, sagte Faroux. „Vielleicht sollte man sich den Laden
irgendwann mal näher ansehen.“
    Es folgte eine Diskussion über technische Fragen
einer Razzia.
    „Also dann, auf Wiedersehen!“ verabschiedete
sich Faroux. „Die Journalisten müssen übrigens nicht unbedingt wissen, daß der
junge Mann der Sohn eines Industriellen war. Schließlich heißen viele Leute Flauvigny.“
    Der Inspektor nickte zustimmend und begleitete
uns zum Wagen. Mein Freund schickte den Fahrer zur Tour Pointue zurück und lud
mich zum Essen ein. Das paßte mir ausgezeichnet.
    „Man muß den Flics nicht immer alles auf die
Nase binden, nicht wahr?“ sagte Faroux, während er mit seinem Beefsteak
kämpfte. „Sie haben die Unfallthese geschluckt... Wenn’s keiner war, muß man
anerkennen,

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