Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Toter hat kein Konto

Ein Toter hat kein Konto

Titel: Ein Toter hat kein Konto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
Vom Netzwerk:
Auftragslage...“ fügte er
heimtückisch hinzu.
    Ich lächelte. Faroux ist ein Flic. Wenn er zwei
und zwei zusammenzählt, kriegt er meistens vier heraus. Manchmal sogar mehr. Je
nachdem, was er sich noch hinzudenkt. Ich hielt es für diplomatisch, ihm das
Kopfrechnen zu erleichtern.
    „Na schön“, sagte ich achselzuckend. „Verlieren
wir keine Zeit. Schließlich ist der Fall jetzt abgeschlossen... Das Besäufnis
hab ich mit Flauvignys Geld bestritten. Er machte sich Sorgen um den
Lebenswandel seines Sohnes und bat mich, den Jungen zu beobachten. Ich wollte
mich mit Roland ein wenig unterhalten... und fand ihn tot in seiner Wohnung, so
wie ich’s Ihnen erzählt habe. Und das bei einem Auftrag, der sich noch einige
Zeit hätte hinschleppen können“, jammerte ich. „So’n Pech aber auch!“
    „Und bleibt’s bei der Unfallthese?“
    „Die halte ich aufrecht. Reden Sie mit Ihren
Kollegen in der Rue Lhomond, die werden Ihnen dasselbe sagen. Stellen Sie sich
nicht wer weiß was vor! Roland stand unter Drogen, als sich das Gas in seiner
Wohnung ausbreitete.“
    „Er nahm Rauschgift?“ wunderte sich mein Freund.
„Ich wußte doch, daß Sie mir nicht alles gesagt haben.“
    „Ich hab’s den Kollegen in der Rue Lhomond
erzählt. Das reicht doch wohl, oder?“
    „Welche Art Droge?“
    „Eine, die man raucht. Opium, nehme ich an.“
    „Wußte sein Vater das?“
    „Inzwischen weiß er’s.“
    „Höchst sonderbar, das Ganze“, brummte Faroux
und strich seinen Schnurrbart glatt. „Der Sohn tot, der Arzt und Freund
ebenfalls... hm... Was wollten Sie denn eigentlich heute noch hier, wenn der
Alte schon alles wußte?“
    „Ihm mitteilen, daß ich die Polizei
benachrichtigt habe.“
    „Konnten Sie nicht telefonieren?“
    „Sicher, das habe ich auch getan. Allerdings mit
Louis Reboul, meinem Mitarbeiter. Sie können ihm glauben oder nicht, aber er
war rein zufällig hier in Sceaux. Als er von dem Tod des Doktors und von Ihrer
Anwesenheit hörte, hat er mich angerufen. Mit anderen Worten: Ich bin gekommen,
um mit Ihnen zu sprechen!“
    „Sehr nett von Ihnen... Sagen Sie, haben Sie
auch bemerkt, daß Péricat nervös war, so wie es seine Haushälterin behauptet?“
    „Klar, er hatte Angst, sein lieber Freund und
teurer Patient könne die Nachricht vom Tode seines Sohnes nicht überleben.
Gesagt hat er’s nicht, aber ich hab’s mir so zusammengereimt. Einen Patienten
wie Flauvigny findet man nicht alle Tage, und Péricat machte nicht den Eindruck
auf mich, als würde er in Gold schwimmen. Wenn Sie noch dazu bedenken, daß er
Roland von Kindesbeinen an kannte, dann erscheint seine Nervosität in einem
ganz normalen Licht.“
    „Wer weiß, vielleicht findet sich noch ein
anderer Grund für seine Unruhe. Haben Sie nichts bemerkt, was Sie auf die Idee
gebracht hat, ein Wagen könnte Ihnen gefolgt sein?“
    „Warum soll uns ein Wagen gefolgt sein?“
    „Hätten Sie’s bemerkt, ja oder nein?“
    „Es gab keinen Grund dafür, daß uns jemand
gefolgt sein könnte. Deshalb hab ich auch keinen Blick nach hinten geworfen.
Ich hatte genug mit dem unpassenden Tod Rolands zu tun, der einen geruhsamen
Auftrag so schnell beendete. Was geistert Ihnen denn im Kopf herum?“
    „Nichts.“
    Anscheinend war er in der Wohnung des Arztes auf
irgendeinen dunklen Punkt in dessen Leben gestoßen. Auf Anzeichen für ein
Doppelleben vielleicht? Ich behielt meine Überlegungen für mich und sagte:
    „Nun, wenn Ihnen nichts im Kopf herumgeistert,
dann wäre es das Einfachste, an irgendwelche Herumtreiber zu denken, die den
Arzt überfallen und ausgeraubt haben. Seit einiger Zeit laufen genug Gangster
frei herum. Man könnte sich direkt fragen, was die Polizei eigentlich so
macht...“
    „Ja, ja, ist schon gut“, lachte der Kommissar.
„Seit wann ziehen Sie Fälle mit einfachen Lösungen vor?“
    „Einer von Zeit zu Zeit wäre mir ganz
willkommen“, antwortete ich seufzend. „Aber so ein Glück werd ich wohl nie
haben. Nehmen Sie den jetzigen Fall zum Beispiel: Flauvigny hält mich für einen
der fähigsten Detektive, ist beinahe stolz darauf, daß ich früher mal Arbeiter
in einer seiner Fabriken war. Er beauftragt mich, seinen Sohn zu überwachen,
und zahlt dafür. Der zweifelhafte Erfolg meiner Bemühungen: Als erstes teile
ich ihm das plötzliche Ableben seines Sohnes mit, und dann schleppe ich seinen
Arzt und Freund in sein Schlößchen, damit der sich auf dem Nachhauseweg
abknallen läßt. Zum krönenden Abschluß

Weitere Kostenlose Bücher