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Ein Toter hat kein Konto

Ein Toter hat kein Konto

Titel: Ein Toter hat kein Konto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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der
Unvorsichtigkeit, mir ins Halbdunkel des Schlafzimmers zu folgen. Ich sah ihn
im Türrahmen stehen. Bevor er den Lichtschalter betätigen konnte, gab ich ihm
geübt und wirksam seinen höflichen Begrüßungsstrauß zurück. Eine Kugel fing er
mit seiner Brust auf, eine zweite mit der Schulter, und die dritte landete in
seiner Leistengegend. Trotzdem hätte es mich vielleicht doch noch erwischt,
wenn seine Waffe keine Ladehemmung gehabt hätte. Hatte sie aber. Belkacem warf
mir das unnütze Ding an den Kopf, wohl um alle Möglichkeiten des Angriffs
auszuschöpfen. Dann stürzte er sich mit gezücktem Rasiermesser auf mich. Vor
Wut und Schmerz schnaufte er wie ein Stier. Doch ich ließ ihn nicht zu nah an
mich herankommen. Mit dieser Typhusepidemie, die zur Zeit grassierte, war nicht
zu spaßen! Eine vierte Kugel aus meinem Revolver brachte ihn und sein Herz zum
Stillstand. Er brach zusammen und fiel der Länge nach auf den Teppich, noch
ungefährlicher als bei seiner Geburt.
    Ich lief ins Nebenzimmer, um nachzusehen, was
der andere ungebetene Gast inzwischen so gemacht hatte. Er hatte gemacht, daß
er fortkam. Dafür stand Hélène in der Wohnungstür und klammerte sich, blaß wie
ein Bettlaken, an den Rahmen. Also mußte es sechs Uhr sein. Ein seltsames
Glockenspiel, was da eben die volle Stunde angezeigt hatte!
    „So, da hätten wir den nächsten Toten!“ lachte
ich. „Gefällt er Ihnen? Wird morgen bestimmt in den ,Vermischten’ erwähnt. Und
der andere? Abgehauen?“
    „Er ist mir auf der Treppe entgegengekommen, wie
ein geölter Blitz!“ sagte sie und löste sich vom Türrahmen. „Die Tür hat er
offenstehen lassen... Mein Gott, was wollten die beiden von Ihnen?“
    „Maßnehmen anscheinend, für meinen Sarg“, erwiderte
ich trocken.
    Ich ging hinaus in den Treppenflur, gerade als
mein Nachbar, angelockt von dem Schützenfest, seine Tür einen Spaltbreit
öffnete. Er sagte nichts, sah mich nur vielsagend an. Bestimmt würde er sich
wieder beim Hauswirt beschweren. Jetzt verbarrikadierte er sich erst einmal in
seiner Wohnung.
    Der Schlüssel, mit dem Belkacem & Co.
bei mir eingedrungen waren, steckte noch im Schloß. Noch andere Schlüssel
hingen an dem Bund und schaukelten lustig hin und her. Einbruchswerkzeuge waren
das nicht. So wie ich vermutet hatte, war das mein Schlüsselbund, der mir in
der letzten Nacht während meiner Odyssee abhanden gekommen war. Ich ließ den
Schlüssel samt Bund dort hängen, wo er hing, und ging in meine Wohnung zurück.
    Hélène saß an meinem Schreibtisch und rauchte
eine Zigarette, um ihre Nerven zu beruhigen. Dem Schlafzimmer mit der wenig
dekorativen Leiche hatte sie den Rücken zugekehrt. Ich durchsuchte die Taschen
des Arabers und ließ ihm nur sein Taschentuch und sein Geld. Den Rest nahm ich
an mich, um meine Beute später einer genaueren Untersuchung zu unterziehen.
    Ich zog die Vorhänge zurück und öffnete die
Fenster. Luft und Sonne drangen ins Zimmer, das beides so sehr nötig hatte.
Dann hob ich den Revolver des schieß wütigen Pechvogels auf, legte ihn neben
das Telefon und nahm den Hörer in die Hand.
    „Hallo... Faroux? Erinnern Sie sich an Belkacem?
Er hat mich soeben in meiner Wohnung überfallen... Nein, ich war schneller...
Werd die Müllabfuhr anrufen, sollen die ihn mir vom Hals schaffen. Sein Revolver
ist mit einem Schalldämpfer ausgestattet, wenn Sie das interessiert... Ja, so
einer wie der, der bei dem Mord an Péricat für ruhiges, leises Arbeiten gesorgt
hat.“
    Als die Hüter des Gesetzes eintrafen, hatte ich
Hélène über die neuesten Neuigkeiten informiert, unter anderem über die
Todesursache von Ali Ben Cheffour und die auffallende Ähnlichkeit zwischen
Flauvignys Revolver und der Waffe, die Péricat ins Jenseits befördert hatte und
jetzt mich dorthin hatte befördern sollen.
    Ich war gerade dabei, den zuständigen Flics des
Viertels die fälligen Erklärungen zu geben, als Florimond Faroux auf der
Bildfläche erschien.
    „Na? Was ist hier passiert?“ fragte er statt
einer Begrüßung.
    „Ich hab geschlafen wie ein... äh... Toter. Muß
wohl von einem ungewöhnlichen Geräusch wachgeworden sein. Mißtrauisch, wie ich
nun mal von Natur aus bin, wollte ich nach dem Rechten sehen. Gut, daß ich
einen Revolver in der Hand hatte, denn Belkacem...“
    „Ist das Omar Belkacem?“ fragte Faroux, um auch
mal etwas zu fragen, denn er kannte den Kerl genausogut wie ich.
    „Keine Papiere“, stellte der uniformierte

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