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Ein Toter hat kein Konto

Ein Toter hat kein Konto

Titel: Ein Toter hat kein Konto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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sagen. Die Toten
in eine Grube geworfen und Kalk drüber! Auch für mich war ein Platz reserviert,
weil sie annahmen, ich wüßte zuviel. Dabei weiß ich viel zu wenig! Sie wollten
mir die Körperflüssigkeit entziehen, Hélène! Als wenn ich nicht schon sozusagen
von Natur aus ständig auf dem Trockenen säße... Reichen Sie mir mal bitte die
Flasche.“
    Ich goß mein Glas voll und fuhr fort:
    „Ich habe nicht den besten Moment für meinen
Antrittsbesuch im Antinéa gewählt. Nach all den Pannen — Entdeckung des
Waffenlagers, Typhus usw. — lagen ihre Nerven blank. Sie hatten Andréjol als
Flic identifiziert und beschlossen, ihn aus dem Wege zu räumen. Als Vorspiel
hatten sie Rauschgift in sein Getränk gemischt. Dumonteil, Andréjol und ich
steckten ihrer Meinung nach unter einer Decke. Wie die Dinge lagen, konnten sie
ihre Samthandschuhe ausziehen und uns zu den anderen Todgeweihten stecken.
Glücklicherweise hatte ihr dicker Chef die Idee, uns sozusagen an unserer
eigenen Beerdigung teilnehmen zu lassen. Uns wurde eine Spezialdroge
verabreicht. Aber dann findet Andréjol in irgendeiner Ecke zwei Handgranaten
und wirft sie unters Volk. Bei dem darauffolgenden Tumult gelingt es mir, mich
aus dem Staub zu machen. Sie verfolgen mich nicht sofort, weil sie glauben, ich
wäre unter der herabfallenden Decke begraben oder in die Sickergrube gefallen,
was auch beinahe passiert wäre. Als sie merken, daß ich auf und davon bin,
schicken sie mir Belkacem auf den Hals.“
    „Wirklich atemberaubend“, warf Hélène ein, als
ich kurz Luft holte. „Aber sagen Sie mal... Sie haben Faroux zu einer Razzia im Antinéa geraten. Ist es Ihnen lieber, daß er alles selbst aufdeckt,
anstatt es von Ihnen zu erfahren? Das sieht Ihnen gar nicht ähnlich
    „Faroux’ Aktion wird in die Hose gehen“,
erwiderte ich lächelnd. „Der Club ist geschlossen. Von so einer bewegten Nacht
müssen sich auch Araber erst einmal erholen. Bestimmt haben sie inzwischen das
Weite gesucht. Ich habe Faroux den Tip nur gegeben, damit er nicht an meinen
guten Absichten zweifelt und mich in guter Erinnerung behält. Schließlich
brauche ich ihn noch... Der Bitte, in der Flauvigny-Affäre keinen Staub
aufzuwirbeln, ist er bereits nachgekommen. Was mir nämlich ähnlich sieht,
Hélène, ist, keinen Klienten in etwas hineinzuziehen, womit er nichts zu tun
hat.“
    „Ach ja, Flauvigny! Den hatte ich total
vergessen
    Sie lächelte und sah mich durch den Vorhang
ihrer halbgeschlossenen Augenlider verschmitzt an.
    „Und der Alte hat wirklich nichts damit zu tun?“
    „Kommt drauf an, was Sie meinen“, sagte ich.
„Ich glaube zum Beispiel, daß Roland ermordet wurde.“
    „Endlich!“ rief Hélène. „Darauf warte ich schon
seit gestern... Sagen Sie, Sie verdächtigen doch wohl nicht seinen Vater?“
    „Ich werde Ihnen gleich verraten, wessen ich ihn
verdächtige.“
    „Weil nämlich... Hm... Also verdächtigen Sie ihn
wegen irgend etwas?“
    „Na klar! Wozu sonst bin ich Detektiv?“
    „Auch wieder wahr. Also, Roland...“
    „Könnte sein, daß er eins der Geheimnisse des Antinéa gelüftet hatte. Nehmen Sie diese Revolver zum Beispiel, für die sich Faroux so
brennend interessiert. Wenn ich mich nicht sehr täusche, lagen in der
Waffenkiste von Montreuil ähnliche Modelle. Belkacem hatte einen, Péricats
Mörder hatte einen, und ich habe einen in Flauvignys Schublade gesehen. Wenn
nun der Alte die Waffe seinem Sohn abgenommen hat? Das würde auch erklären,
warum er sich solche Sorgen um Rolands zweifelhaften Lebenswandel gemacht hat.“
    „Und da er nichts so sehr fürchtet wie einen
Skandal...“
    „Wer vor dem Skandal flieht, kommt darin um“,
kalauerte ich. „Wissen Sie, wer Péricat erschossen hat? Nach dem letzten Stand
meiner Ermittlungen: Gérard Flauvigny!“
    Ich legte ihr meine Theorie auseinander.
    „Aber warum denn, zum Teufel?“ fragte Hélène
beinahe ärgerlich. „Ist der Alte plötzlich verrückt geworden?“
    In der Tat schien nichts weniger logisch.
    „Ich habe die Schlüssel zu Péricats Wohnung“,
sagte ich achselzuckend. „Begleiten Sie mich? Sie könnten den Wachposten
verführen... falls Faroux einen aufgestellt haben sollte.“

18

Hausdurchsuchung
     
     
    Ein Taxi setzte uns am Rande der Cité de la
Muette ab. Zu Fuß gingen wir zu dem Haus, das uns interessierte. Kurz vor dem Ziel
schreckte ich überrascht auf: Jemand hielt Wache! Doch es war niemand, der sich
am Quai des Orfèvres seine Brötchen

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